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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0105

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







F. Zerrenner

Platinschmuck mit Brillanten und Rosen

veranstaltete Druck- und Buchkunstausstellung. Am

20. Dezember besichtigte der Verein das Geschäftslokal des
I lerrn Architekten Wilhelm Kleppe, in Firma Fr. Radtke 6t Co,
— Am 8. Januar fand eine ordentliche Versammlung im
Berliner Hof statt. Herr Werkmeister Große-Kreul hielt
einen Vortrag über Holzeinlagen und deren Herstellung,
Er gab eine ausführliche Schilderung des Entwickelungs-
ganges dieser in der neueren Zeit wieder besonders leb-
hafter betriebenen Kunst. Besonders in Königsberg hat
man Gelegenheit, noch in vielen alten Häusern sehr schöne
Einlegarbeiten zu bewundern. n

a Lübeck. Der Lübecker Kunstgewerbeverein hat eine
Auskunftsstelle eingerichtet, die für jeden Interessenten
kostenlos Voranschläge, Entwürfe und Skizzen zu Kunst-
gewerbearbeiten aller Art besorgt und Aufträge vermittelt,
o Straßburg. Hier wurde zur Förderung des Kunstgewer-
bes ein Elsaß-Lothringischer Kunstgewerbeverein gegründet.

ZEIT- UND STREITFRAGEN

d Künstler-Erholungs- und Altersheime. Einer An-
regung des Kunstmalers William Pape folgend, beabsichtigt
die »Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft« in größerem
Umfang zunächst die Schaffung von Erholungsheimen für
Künstler, denen später Altersheime folgen sollen. Die
»Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft« zählt ungefähr
3000 Mitglieder. Wenn jeder dieser Mitglieder nur 100 Mk.
beitragen würde, so hätte man schon 300000 Mk. beisammen,
eine Summe, die durch Stiftungen von Kunstfreunden und
staatlichen Zuschuß schnell zu bedeutender Höhe anwachsen
würde. Man bringt an hoher Stelle diesem Akt der Selbst-
hilfe sehr lebhaftes Interesse entgegen, so daß die Durch-
führung des Planes wohl schon bald zur Tat werden wird.

□ Der Antiquitätenraub auf dem Lande. Der Ober-
amtmann eines kleinen Ortes in Hohenzollern erließ kürz-
lich eine originelle Warnung an die Bewohner seines Be-
zirkes. Er machte sie darauf aufmerksam, daß die Preise,
die von sogenannten Aufkäufern für alte Möbel und Familien-
erbstücke bezahlt würden, doch so gering seien, daß die
Besitzer sich schämen sollten, Gegenstände der Verehrung
oder des täglichen Gebrauches ihrer Vorfahren für ein
Lumpengeld zu verschleudern. Bei der sehr zu bedauernden
Art, wie jetzt alle Kulturreste in deutschen Landen für die
Museen zusammengekratzt werden, ist diese originelle
Warnung sehr zu begrüßen und der Nachahmung zu
empfehlen. °

o Karikatur-Plakate. Der »Gewerbeverein für Köln
und Umgebung« hatte ein Preisausschreiben für ein Piahat
der »Gewerbehalle« erlassen und hierfür nur Preise von
insgesamt 200 Mk. ausgesetzt. Der Verein appellierte an
den Idealismus der Künstler und mutete ihnen zu, auf die
Erteilung der Preise eventuell ganz zu verzichten, wenn
es den Preisrichtern so belieben würde. Die Kölner
Künstler hatten in origineller Weise gegen dieses Preis-
ausschreiben, das nur das letzte Glied in ihrer lang-
jährigen schäbigen Behandlung darstellte, protestiert, indem
sie eine Anzahl Plakate einlieferten, in denen das Aus-
beittungssystem und die Preisrichter karikiert wurden. Die
Preisrichter fühlten sich beleidigt, worauf der Staatsanwalt
Klage gegen einen der Künstler erhob. Die Verhandlung
fand tatsächlich vor der zweiten Strafkammer in Köln statt,
endete aber mit der vollkommenen Freisprechung des an-
geklagten Künstlers und der Herausgabe sämtlicher Kari-
katuren. Alle Sachverständige hatten einstimmig erklärt,
daß in den Karikaturen keine Beleidigung zu finden sei.
 
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