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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0106

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WOELLMER-ANTIQUA UND ^KURSIV

& GEZEICHNET VON HEINRICH WIEYNK ®

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Im neunzehnten Jahrhundert hat die deutsche Kunst unter Bedingungen anderer Art gelebt als
die französische oder englische. Frankreich und England besaßen seit Jahrhunderten ein Zentrum
ihres nationalen Lebens, das alle oder doch die meisten schaffenden Kräfte anzog. Wer in der
Kunst oder in der Literatur den Boden der Hauptstadt betrat, hatte die geistige Heimat gefunden
und fühlte sich von der konzentrierten Lebens-Energie seines Volkes umweht. Was erschuf, enthielt
nicht nur das Maximum seiner eigenen Kraft, sondern war obendrein gesteigert durch den Anschluß
an die in einem Punkte gesammelte geistige Kraft seines Volkes. In Deutschland gab es für die
bildende Kunst keinen solchen Sammelpunkt des nationalen Lebens. Es wurden hier nicht nach einem
Orte alle Kräfte gezogen, wo sie in Reibung und Ringen ihr Höchstes geben mussten. Hohe Kunst
wurde fast in einem Duzend größerer und kleinerer Städte unabhängig gepflegt, deren jede einen
umfassenden Ausdruck des gesamten künstlerischen Vermögens anstrebte. Damit ist schon gesagt,
daß eine große Mannigfaltigkeit der Lebensäußerung bei einer für den Durchschnitt geringen örtlichen

Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert hatten die Fürsten
mit allen anderen Aufgaben des Staates auch die Kunst-Pflege
übernommen. Sie bedurften der Kunst als höchsten Mittels der
Repräsentation. Was nun dazu nötig war, fanden sie nach dem
dreißigjährigen Kriege im deutschen Bürgertume, das vor ihnen
der Träger nationaler Kultur gewesen war, nicht mehr vor oder
doch nur bruchstückweise. Der Künstler, welcher sich zur Refor-
mationszeit mit Mühe und Not vom Handwerker getrennt hatte,

Die geringe Berührung des ganzen Kunst-
Handels mit dem Leben wurde sehr früh
empfunden, und bereits im Anfang der
zwanziger Jahre suchten eifrige Freunde dieser
Kunst im Bürgertum Abhülfe zu schaffen. Es
gab damals keinen Kunsthandel, der sie/} ernst-
lich um lne lebende Kunst kümmerte, und das
Ausstellungswesen war schwach entwickelt und
dabei sandten unsere Akademien, die hundert
Jahre früher für den fürstlichen Bedarf Künstler
geschult hotten, unaufhörlich Künstler-Scharen
in die Welt, für die der moderne Staat sowie
auch das Bürgertum keine Aufgaben hatten, und
die auch für die wenigen Fürsten zuviel waren,
welche nach alter Überlieferung Mittel für Kunst
aufwandten, auch wo sie für ihr recht bürgerlich
gewordenes Leben Kunst eigentlich nicht mehr
nötig hatten. So wurden überall Kunst-Vereine
gegründet. Gesellschaften die die aus den ge-
ringen Beiträgen ihrer zahlreichen Mitglieder zu-
sammengeflossenen, oft erheblichen Mittel in
der Regel für die Förderungen einer niederen
Gattung von Kunst verwandten, wie sie ihren
künstlerisch meist wenig gebildeten Mitgliedern
faßlich und angenehm. Durch die Kunstvereine

Es gibt eine ganze Fleifye von
v er dienftv ollen Versuchen, die
Gesclyichfte der deutschen Kunst
des neunzehnten Jahrhunderts
dar zufteilen. Aber so sorgfältig
sie auch) das bisher vorliegende
Material an Vorarbeiten benutzt
h)aben, so wenig hfaben sie den
Inhalt der Epoche erfassen und
die Größenverfyältnisse der Er-
scheinungen endgültig feft/egen
können. Denn der reiche Stoff
ist auch) h)eute noch) viel zu wenig
bekannt und viel zu wenig aus-
gearbeitet. Bekanntefte Namen
der an den Akademien tätigen

WILHELM WOELLMER'S 5CHRIFTGI ESSEREI

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