KUNSTGEWERBE-GARTENKUNST
163
was die zeitige Gartenkunst zu ihrer Neubelebung
vorerst braucht, sind Könner, Gestalter - schöpfende
Künstler, nicht so sehr anerkannte Fachleute. Derer
sind genug.
Es ist eine Reihe von gleichen Symptomen, die
Gartenkunst und Kunstgewerbe vereinen. Beide Kunst-
ausübungen gedeihen nur innerhalb eines gewissen
Hochstandes von Verfeinerung. Sitte und Kultur.
Darüber hinaus sind es materielle Berührungspunkte,
die beide Berufe zu einander weisen. Und schließ-
lich vermöchten sie im gegenseitig innigeren Beob-
achten ihre eignen Grenzen klarer zu erkennen, ver-
möchten im Ineinanderflließen stets aufs neue sich
zu verjüngen.
LEBERECHT MIOGE-Hamburg.
mm MM
PO l rnnmn
maiyni
Leberecht Migge
Ausgeführt von Jakob Ochs, Hamburg 21
DER KUNSTGEWERBLICHE ARBEITER
i.
□ Vor etwa anderthalb Jahrzehnten erschien in Stutt-
gart eine großangelegte Zeitschrift: »Der Kunstgewerbe-
Gehilfe« Diese Zeitschrift sollte das Organ einer »Ver-
einigung Deutscher Kunstgewerbe-Gehilfen aller Branchen«
sein Die Vereinigung ist sehr bald wieder eingeschlafen
und'die Zeitschrift ist auch bald von der Bildfläche ver-
schwunden; es existiert keines von beiden mehr.
D Nicht zum wenigsten deshalb, weil die Mitglieder jener
Vereinigung sich ängstlich gegen die Bezeichnung: Ar-
beiter verwahrten. Sie wollten »Mitarbeiter« sein, aber
nicht Arbeiter. Klammerten sich an ein Wort und waren
es doch! D
n Jene Organisation ist zerstoben. Ihre Mitglieder sind
gestiegen — die prominentesten Namen findet man heute
als Lehrer an Kunstgewerbeschulen usw., also entrückt
dem hartmalenden Getriebe der Praxis — oder sie sind
versunken in der großen Zahl ihrer Berufsgenossen, die
— Masse sind. Sie stehen heute noch in den Silen, wie
damals auch. Sie haben es erleben müssen, wie der Be-
ruf des Kunstgewerbe-Gehilfen im Feuer der Entwicklung
umgeschmiedet wurde, unter harten funkensprühenden
Schlägen, wie aus dem großen eisernen Block der kunst-
gewerblichen Mitarbeiter, den man schaffen zu können
vermeinte, einzelne Stücke geschlagen worden sind, die
nicht verraten, daß sie einstmals zusammengehörten. n
d Einen Kunstgewerbe-Gehilfen, wie man ihn damals
stabilisieren wollte, gibt es nicht mehr. Und just, als jene
Organisation ins Leben trat, da keimten schon die Ur-
sachen, die zu diesen Zuständen führen sollten, die heute
unleugbare Tatsache sind. □
□ Es begann in den kunstgewerblichen Branchen die
Spezialisierung breiteres Feld zu gewinnen. Dadurch
mußte sich von selbst schon die Organisation ihrer Arbeit
und die Organisationsrichtung ihrer Arbeiter verändern.
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was die zeitige Gartenkunst zu ihrer Neubelebung
vorerst braucht, sind Könner, Gestalter - schöpfende
Künstler, nicht so sehr anerkannte Fachleute. Derer
sind genug.
Es ist eine Reihe von gleichen Symptomen, die
Gartenkunst und Kunstgewerbe vereinen. Beide Kunst-
ausübungen gedeihen nur innerhalb eines gewissen
Hochstandes von Verfeinerung. Sitte und Kultur.
Darüber hinaus sind es materielle Berührungspunkte,
die beide Berufe zu einander weisen. Und schließ-
lich vermöchten sie im gegenseitig innigeren Beob-
achten ihre eignen Grenzen klarer zu erkennen, ver-
möchten im Ineinanderflließen stets aufs neue sich
zu verjüngen.
LEBERECHT MIOGE-Hamburg.
mm MM
PO l rnnmn
maiyni
Leberecht Migge
Ausgeführt von Jakob Ochs, Hamburg 21
DER KUNSTGEWERBLICHE ARBEITER
i.
□ Vor etwa anderthalb Jahrzehnten erschien in Stutt-
gart eine großangelegte Zeitschrift: »Der Kunstgewerbe-
Gehilfe« Diese Zeitschrift sollte das Organ einer »Ver-
einigung Deutscher Kunstgewerbe-Gehilfen aller Branchen«
sein Die Vereinigung ist sehr bald wieder eingeschlafen
und'die Zeitschrift ist auch bald von der Bildfläche ver-
schwunden; es existiert keines von beiden mehr.
D Nicht zum wenigsten deshalb, weil die Mitglieder jener
Vereinigung sich ängstlich gegen die Bezeichnung: Ar-
beiter verwahrten. Sie wollten »Mitarbeiter« sein, aber
nicht Arbeiter. Klammerten sich an ein Wort und waren
es doch! D
n Jene Organisation ist zerstoben. Ihre Mitglieder sind
gestiegen — die prominentesten Namen findet man heute
als Lehrer an Kunstgewerbeschulen usw., also entrückt
dem hartmalenden Getriebe der Praxis — oder sie sind
versunken in der großen Zahl ihrer Berufsgenossen, die
— Masse sind. Sie stehen heute noch in den Silen, wie
damals auch. Sie haben es erleben müssen, wie der Be-
ruf des Kunstgewerbe-Gehilfen im Feuer der Entwicklung
umgeschmiedet wurde, unter harten funkensprühenden
Schlägen, wie aus dem großen eisernen Block der kunst-
gewerblichen Mitarbeiter, den man schaffen zu können
vermeinte, einzelne Stücke geschlagen worden sind, die
nicht verraten, daß sie einstmals zusammengehörten. n
d Einen Kunstgewerbe-Gehilfen, wie man ihn damals
stabilisieren wollte, gibt es nicht mehr. Und just, als jene
Organisation ins Leben trat, da keimten schon die Ur-
sachen, die zu diesen Zuständen führen sollten, die heute
unleugbare Tatsache sind. □
□ Es begann in den kunstgewerblichen Branchen die
Spezialisierung breiteres Feld zu gewinnen. Dadurch
mußte sich von selbst schon die Organisation ihrer Arbeit
und die Organisationsrichtung ihrer Arbeiter verändern.
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