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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Hillig, Hugo: Der kunstgewerbliche Arbeiter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0171

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KUNSTGEWERBE-GARTENKUNST







Und auch andere Umwälzungen sind seit jener Zeit ge-
schehen. Einige Berufe, die damals noch in Blüte standen,
die ihre kunstgewerbliche Potenz damals noch deutlich
hervorkehren konnten, die sind heute so zerrüttet, kunst-
gewerblich so verwahrlost, daß man sie kaum noch zum
einfachen Handwerk, gar noch zum Kunsthandwerk zählen
mag. Durch die Stilrevolution in der angewandten Kunst
sind kunstgewerbliche Branchen zurückgedrängt worden,
und durch die technische Entwicklung sind andere direkt
auf den Aussterbeetat gekommen. Manche Berufe haben
die Industrialisierung erleben müssen, haben erfahren, wie
ihr Arbeitsfeld von der Industrie erobert worden ist. Von
der Industrie, die sich nicht an einem Beruf sättigte, die
ganze Kategorien und Berufe der heterogensten Art in
sich aufnahm, diese handwerklichen Berufe ihrer Selb-
ständigkeit beraubend. Und wo vor 15 Jahren solche In-
dustrien schon am Werke waren, so sind diese doch im
Laufe dieser Zeit gewaltig angewachsen, zu Großbetrieben
geworden, die die Produktion beherrschen, und wenn je-
mand annehmen wollte, daß in diesen Betrieben zwischen
dem Heer der Angestellten und den Betriebsinhabern
andere, als unpersönliche, kalt geschäftliche Beziehungen
beständen, der würde sich sehr erschrecken, wenn er die tat-
sächlichen Beziehungen kennen lernte, etwa zwischen den
Aktionären kunstgewerblicher Großbetriebe und deren Ar-

beitern. Hier gibt es nur zwei: einen, der Arbeitskraft
kauft und einen, der sie zu verkaufen hat. o

n Und selbst der Beruf des Zeichners, der universellste
ehemals in seiner kunstgewerblichen Bedeutung, ist heute
in der Hauptsache spezialisiert worden, hat seine Selb-
ständigkeit und auch seine Universalität in der Hauptsache
aufgeben müssen, ist eingegliedert in den Organismus
großer industrieller Betriebe. o

o Was die organisatorische und soziale Dialektik jener
Vereinigung vor 15 Jahren schamhaft verschleiern wollte,
ist durch die industrielle, kapitalistische Entwicklung des
modernen Kunstgewerbes ohne Umschweife deutlich aus-
gesprochen: der Kunstgewerbe-Gehilfe von damals ist un-
verkennbar ein Lohnarbeiter geworden. Ganz ungeachtet
aller graduellen, intellektuellen Unterschiede; er verkauft
seine Arbeitskraft zu dem und jenem Preis ohne persön-
liche Sentiments auf beiden Seiten. □
d Diese soziale Erkenntnis ist seit langem schon ein kost-
bares Gut der eigentlichen Arbeiterorganisationen. Aber
weit über die Grenzen dieser sozialen Schicht der Arbeiter-
schaft hinaus beginnt sie in dieser Zeit Boden zu ge-
winnen. Auch bei den »höher« stehenden Berufen, bei
den geistigen Arbeitern, gibt sie den Organisationen einen
festen Grund; nicht ohne Kämpfe geht es ab, aber diese
Umwandlung des wichtigsten der sozialen Begriffe, näm-

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'Leberecht Mi^t-'» Im Haute Jakob Ochs, Gartenbau, Hamburg 21
 
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