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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0219

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







o Kunstgewerbliche Privatschulen in Preußen.
Über die Errichtung von gewerblichen Privatsclmleti hat der
Minister für Handel und Gewerbe im Ministerialblatt der
Handels- und Gewerbe-Verwaltung, Jahrgang 1908, S. 67
eine Verfügung erlassen, die geeignet ist, den Unfug, wie
er leider noch mit Künstler-Privatschulen gelrieben wird,

unmöglich zu machen. Ohne Rücksicht auf das Alter und
Geschlecht der Schüler wird bestimmt, daß derjenige, der
eine Privatschule errichten will, dazu einer amtlichen Er-
laubnis bedarf, die vom Regierungspräsidenten, in Berlin
vom Polizeipräsidenten, widerruflich ZU erteilen ist. Für
Privatlehrer ist zur Erteilung der Erlaubnis der Gemeinde-

Aus alten Mutterbücher

Vorstand zuständig. Besitzt der Leiter oder
seine Lehrkräfte nicht die nötige sittliche Zu-
verlässigkeit oder wissenschaftliche und tech-
nische Befähigung, so wird die Erlaubnis nicht
erteilt oder zurückgenommen. a

o Die Geschmacksbildung des deutschen
Kaufmannes. Was hat es bisher geholfen,
daß man den Fabrikanten und Produzenten
die Forderungen des »geschäftlichen Au-
standes«, —• der es ihnen verbieten sollte,
minderwertige oder unkünstlerische Dinge zu
verkaufen, — predigte, wenn sie sich, mit
Recht oder Unrecht, immer auf die Wünsche
ihrer Kunden und die Berichte ihrer Reisenden,
die den Verkehr mit dem Detailhandel ver-
mitteln, berufen konnten. Die Erbitterung
zwischen den Parteien«, den fortgeschrittenen
Kulturpropheten und den auf die veraltende
Produktion eingearbeiteten Fabrikanten wuchs
immer mehr, — doch der schlaue Zwischen-
händler machte mit dem Unverstand und der
Leichtgläubigkeit des Publikums unentwegt
weiter seine guten Geschäfte,die um so gewinn-
bringender wurden, je minderwertiger und
unechter die verkauften Gegenstände waren.
Teils leiteten ihn hierbei schlechte Motive, in
der Hauptsache aber träges Festhalten am
Hergebrachten und vor allem die eigene Un-
kenntnis über die Qualität der von ihm selbst
verkauften Ware. Und doch lagen die Mittel
für eine Besserung allein in seiner Hand: was
er dem Publikum verkaufen wollte, das kaufte
es. War es ihm bequemer, die Stilnachahmungen
oder minderwertigen Materialsurrogate zu ver-
kaufen, so tat er es eben und die betreffenden
Fabrikanten dieser Artikel konnten dann ziffern-
mäßig nachweisen, daß das Publikum sie,
gegen ihr eigenes, ästhetisches Empfinden
natürlich, zu solcher Produktion zwinge«. □
o Daneben gab es aber doch schon eine laug-
sam, aber sicher wachsende Schar von intelli-
genten Zwischenhändlern, die nicht nur eine
Nachfrage prompt und sicher zu befriedigen
verstanden, sondern auch lernten, »eine Nach-
frage zu wecken, zu entwickeln, zu steigern,
zu lenken, zu erzielen«; ja sie zeigten, »daß
der Kaufmann hierin erst seinen eigentlichen
Beruf erkennen und in der Ausübung dieser
Tätigkeit seine schöpferischen Kräfte erst voll
entfalten kann«. So wird der intelligente Kauf-
mann (Zwischenhändler) im Großen wie im
Kleinenzuni »Lenkerund Leiterder Produktion .
- Nun gilt es, die Schar solcher fortstreben-
den Vermittler des Geschmackes zu vergrößern,
indem man den Geschmack zuerst ihnen selbst
vermittelt. »Eine Schidung seines Farben- und
Formensinnes im Zusammenhang mit einem
entwickelten Gefühl der Technik, Material-
behandlung und schöne Zweckgestalt muß für
den deutschen Kaufmann zum unabweislichen

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