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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Seliger, Max: Über ein Monumentalwerk des Schulmannes Meurer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0229

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222



MEURERS PFLANZENSTUDIEN







ansieht, ob man Naturstudien treibt, nur ausgerüstet mit
Naturkenntnissen oder auch mit Kunstkenntnissen. Dann
prüft man die Natur auf analoge Formen, wie sie die Kunst
zeigt und erforscht sie, und umgekehrt. Weil Meurer mit
großen Naturkenntnissen die Kunstformen prüfte, fand er
in ihnen Naturformen in den feinsten und mannigfachsten
Verwendungen und Umwandlungen wieder. Durch diesen
Doppelstandpunkt ist Meurers Pflanzenstudium eine wert-
vollere Station im Unterbau der Bildung des technischen
Künstlers als viele andere z. B. rein malerische oder impres-
sionistische Pflanzenstudienmethoden. a

a Meurers Ergebnisse werden auch andere dazu anregen,
diese beiden Welten noch weiter zu erforschen. Die Kunst
des Buddhismus (Indien) und Mohammedanismus (maurisch-
arabische Kunst) und ihr Verhältnis zu der Naturformen-
welt ist uns noch nicht genügend aufgeklärt. Hoffen wir,
daß uns auch dort so tief eindringende Forscher und Päda-
gogen beschert sein werden. o
o Auf dem Boden Roms, der Schatzkammer der Kunst
vieler Völker und Jahrhunderte und dem Paradiesgarten
einer fast ewig grünenden Flora konnten Meurers Einblicke
in die Schöpfungen der Natur und des Menschen am
ehesten gewonnen werden — das erklärt, warum Meurer
für den Hauptteil seines Lebens Rom als Wohnsitz wählte,
n Zu dem Werke selber möchte ich sagen: n

Aufgerollte Blattsprossen des

Streifenfarn (Aspleniuni)

Naturstudie aus Meurer, »Vergleichende

Formenlehre d. Ornamentes u. d. Pflanze«

□ Während Meurer in jenen ersten Werken aber die Natur
mehr allein, mitdem Auge des gewissermaßen noch inkognito
bleibenden Kunstkenners, enthüllte, bringt er nun in dem
jüngst erschienenen großen Tafelwerk und in dem beglei-
tenden Handbuche der vergleichenden Ornamentik
auch die andere ergänzende, bisher äußerlich verhüllte
Seite seines Wesens zum Vorschein, seine eingehende
Kenntnis des historischen Kunstformenschatzes. □

n Mit einer großartigen Entschleierung einer Fülle von
Geheimnissen der Kunstformensprache tritt er nun auf den
Plan und stellt das in den beiden Welten der Natur- und
Kunstformen gewonnene Wissen in Parallele. n

Hirtenstab aus Limoges. 13. Jahrh.

Florenz, Museum
Aus Meurer, »Vergleichende Formen-
lehre des Ornamentes u. der Pflanze

o MEURER. Das große Tafelwerk, 250 meist lineare litho-
graphierte oder durch Lichtdruck von Albert Frisch herge-
stellte unaufgezogene Tafeln von je 100:75 cm, ist im
Selbstverlage Meurers erschienen und durch Albert Frisch,
Berlin W., Lützowstr. 66, zu beziehen (Preis 600 M.). Dieses
Werk ist in erster Linie zum Gebrauche von Fachschulen
bestimmt. Es veranschaulicht die historische Entwicklung
des Ornamentes des Altertums und Mittelalters und seine
Vergleichs- und Ursprungsformen in der Natur. Q

o Das jüngst vom Verlag von Gerhard Kühtmann,
Dresden-A., herausgegebene Handbuch Vergleichende
Formenlehre des Ornamentes und der Pflanze, mit
besonderer Berücksichtigung der Entwicklungsgeschichte
der architektonischen Kunstformen«, ein dickerer Band von
36:26:5 cm Hochformat mit 600 Textseiten und ca. 2000
 
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