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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

DOI Artikel:
Hillig, Hugo: Der kunstgewerbliche Arbeiter, [2]
DOI Artikel:
Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0236

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WETTBEWERBE DES DRESDENER KUNSTGEWERBE-VEREINS

229

Robert Plelßner, Dresden

□ Diese Ziffern betreffen nur die an den Stichtagen
wirklich arbeitslosen Bildhauergehilfen. Wer zwischen den
Stichtagen arbeitslos war, ist nicht mit gezählt. Betrachtet
man die Arbeitslosenfrequenz im Bildhauerberuf, so wird
das Bild noch dunkler. Die Arbeitslosenfrequenz betrug:

I.
Quart.

U)07

2,

Quart.

1907

3.
Quart.

1W7

4.

Quart

1507

l.

Quart.

mos

Quart.
1908

3.

Quart.
1908

4.

Quart.

1908

i.

Quart,

1909

48,0

54,0

54,3

55,0

56,0

55,7

60,8

66,4

61,5

Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit betrug
Tage:

21,5

14,8

12,5

16,1

21

17

15

19

24

n Es handelt sich also nicht um leichte und leicht zu
ertragende Fälle von Arbeitslosigkeit. Die 4187 Mitglieder
zählende gewerkschaftliche Organisation der Bildhauer, der
Zentralverein der Bildhauer Deutschlands zahlte im Jahre
1907 86619 Mark an Arbeitslosenunterstützung aus, 1908
aber belief sich diese Summe auf 95 030 Mark. Das sind
hohe Summen, die die Arbeiter für sich selbst erst aufzu-
bringen haben, aber sie reichen natürlich nicht aus, um
die wirtschaftliche Bedrängnis, in die ein Arbeitsloser
gerät, aufzuheben. Und da zeigt sich nun das andere
Bild: es beginnt die Flucht aus dem Beruf. □

o Im Jahre 1907 kehrten nach einer Statistik des Bild-
hauerverbandes nicht weniger als 429 Bildhauer ihrem
erlernten Berufe den Rücken, das sind nahezu 10 Prozent
aller Berufsangehörigen. Und diese Ziffern werden in den
nächsten Jahren nicht stehen bleiben, aber wieviel Ent-
täuschung, wieviel vernichtete oder aus der Bahn ge-
schlagene Existenzen lassen sich aus diesen Ziffern
herauslesen! o

o Das sind Ziffern, die in einem düsteren Gegensatz
stehen zu der scheinbar so kräftig und ungestüm flutenden
und so befruchtenden, modernen, kunstgewerblichen Be-
wegung. Ziffern, die aber auch mit allem Nachdruck ver-
anlassen sollten, nicht auf der bunten, glänzenden Ober-
fläche dieses breiten Stromes haften zu bleiben, sondern
Kumtgewerbeblatt. N. F. XX. H. 12

die Blicke auch einmal untertauchen zu lassen, um den
Grund zu erkennen, über den sich der Strom dahinwälzt.
□ Die Verhältnisse im Bildhauerberuf sind wahre Schul-
beispiele. Und wenn auch die industriellen Betriebe, z. B.
die der Galanteriewarenbranche usw., junge Leute als
Lehrlinge annehmen, und damit die Zahl der Berufsange-
hörigen noch vergrößern helfen, und wenn diese so »aus-
gebildeten Leute dann auch als Bildhauer angesprochen
werden, so ist doch wiederum gerade im Bildhauerberufe
ein großer Stamm von Arbeitern noch erhalten, der mit
außergewöhnlicher Zähigkeit an seinem alten und edlen
Berufe hängt. Diese Arbeiter beobachten, nein sie emp-
finden es mit steigender Bitterkeit, wie ihnen ihr mühsam
erlernter Beruf nicht mehr den einfachsten Lebensunterhalt
gewähren kann und dennoch glauben sie noch, ihn hoch-
halten zu müssen. Sie hoffen, eine Zeit werde kommen,
in der sie wieder das schaffen können, was sie selbst nicht
konsumieren können.

HUGO Hill.IG.

(Fortsetzung folgt.)

VOM DEUTSCHEN WERKBUNDE

o Dem ersten Jahresberichte des »Deutschen Werkbundes«
entnehmen wir folgendes über die von ihm in die Wege
geleiteten neuen Unternehmungen: D

1. AUSSTELLUNGEN
n n) Weltausstellung Brüssel 1910. Entsprechend der an
den DWß. auf seiner ersten Jahresversammlung ergangenen
Aufforderung des Reichskommissars, sich an der Brüsseler
Weltausstellung zu beteiligen, wurde seitens der Geschäfts-
stelle durch eine allgemeine Umfrage am 8. September
1908 die Geneigtheit einer Anzahl von Firmen und
Künstlern zur Beschickung der Weltausstellung festgestellt.
Den Interessenten wurde über den weiteren Verlauf der
Verhandlungen mit dem Reichskommissar berichtet. So
weit sich übersehen läßt, wird es gelingen, die Wünsche
unserer Aussteller im großen und ganzen zu befriedigen.
An der Ausstellung der deutschen Abteilung sind Mitglieder
des DWB. vielfach beteiligt. Die Bauten weiden ausge-

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