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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1901)
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm: Goethe über Förderung der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0060

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pfangen ein Recht haben könnte. Vielmehr mußte der junge Dichtcr,
als er schon sehr berühmt war, sich Sorgcn machen, ivie cr das Papier
zum „Götz" allmählich bezahlen könne. Wcnn da nicht dcr Musensitz von
Wcimar gervesen wäre! Abcr mcrkwürdig: die ebcn zitierten Verse
wurdcn in dic „Venetianischen Epigramme" aufgenommcn, und für eben
diese Gedichte übersandte der Nedakteur und Untcrnchmer Schiller dem
neu gewonncncn Freunde im Jahre em kleines Honorar, denn
Schiller hatte sie in scincm „Musen-Almanach" verösfcntlicht. Goethe
antwortete bclustigt: es scheiue ihm nun, daß die Dichrcr, die doch nach
des Freundes bekanntem Gedicht bei dcr Teilung der Erde zu kurz ge-
koinmen seien, cin scltsames Privilcg bckommen hättcn: daß ihncn
nämlich jhre Thorheitcn bezahlt würdcn. Es folgtcn nun öfters Ho-
nurare und allmählich sticgen sic auch zu ansehnlichcr Höhe; Goethe
kämpfte aber auch hartnäckig dafür, daß die Vcrlcger ihm einigcrmaßeu
lem Recht gönnten, uud cr bemühte sich namcutlich auch um dic staats-
Pvlizeiliche Vorbedingung des Honorarwesens: daß die Werke vor dein
Nachdrucken geschtttzt wurdcn, dcm er in der Jugend schutzlos preis-
gegeben war. „Man ist so gewohnr, die Geschenke der Musen als Himmels-
gabe anzusehen, daß man glaubt, dcr Dichter müssc sich gegen das
Publikum verhaltcn wie die Göttcr gcgen ihn." Gegen solches Vorurteil
protestierte Goethe lebhaft. „Wer keinen Geist hat, glaubt nicht an
Geister und somit auch nicht an geisliges Eigentum der Schriftsteller",
sagte er zum Kanzler v. Müller, und seincn Kunstfreund Bteper er-
mahnte er, glcichfalls auf Preis zu haltm: „und lasscn Sie sich nicht
mit jencn Alcnschen cin, dic nur mollcn, daß der Künstler pfusche und
noch dazu schlecht bezahlt werde und so an Lcib und Scele vcrderbe."

Goethes Einnnhmcn an Honorar wurden erhcbliche, seine Tantiömcn
von Bühnenwerken blieben dagegen winzig. Alles in allem sah er,
daß fttr die deutschc 5kunst doch das Mäzcnatentum der Fürsten das
wichtigste mar. „Sind cs nicht die einzelnen Fürstcnsitze, von dencn
die deutsche Voliskultur ausgcht und welchc ihre Trüger und Pflegcr
sind?" So fragtc er l8ll8 und fuhr sort: „Gesetzt, wir hätten in
Deutschland scit Jahrhundcrtcn nur die beiden Residenzstädte Wien und
Berlin, odcr gar nur eine, da möchte ich doch sehcn, wie cs um die
dcutsche Kultur stände. Denken Sie an Städte wie Drcsdcn, München,
Stuttgart. Kasscl, Braunschweig, Hannovcr und ähnlichc." Eine von
diesen Städten, Stuttgart, schilderte Goethc seinem Freunde Karl
'lugust genau. Er gab zu, daß Hcrzog Karl von Württcmberg, wcnn
i Künste bcgünstigte, das nur zur Befricdigung seiner augen-

"cklichen Leidcnschaftcn und zur Rcalisieruug abwcchsclnder Phantasicen
üethnn hnbc. Alle die Modcn, dic scine Laune hcrbeiführte, seien vor-
^'^BBongen, abcr doch nicht ganz vurüber. „Unter den Partikuliers
so stch^uiel Liebe zur Musik erhaltcn, und cs ist manchc Familie, dic
1") un «üllen mit Klavier und Gesang schr gut untcrhält. Alle sprcchcn
mi tLntzji^^ von brillanten Zciten, in dencn sich ihr Gcschmack
— Bildhaucr und Malcr schickte dcr Herzog nach Paris
un ^ om. Es habm sich vorzüglichc Männcr gebildet, die zum Teil
ster stnd zum Tcil sich uoch auswärts befinden. Auch untcr Licbhaber
"^s Zcichncns, Malens und Bossiercns verbreitet; mehr
o er wenigcr bedeutcnde Sammlungen von Gemülden und Kupferstichen
 
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