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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märheft 1902)
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Göhler, Georg: Die Musikgeschichte und Lamprechts Geschichtstheorie, [2]: die neueste Zeit
DOI Artikel:
Kampffmeyer, Hans: Wieder einmal: unsere Hausgärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0564

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Bruckner ist die wichtigste Persönlichkeit sür das
Fortwirken dcr geistigen Elemente, die Beethovens
letztes Schaffen und die Liszts Hauptwerke beeinflußt
haben. Jch maße mir nicht an, im Erfassen von praguanten Be-
zeichnungen den sichern Griff Lamprechts zu haben, und vermeide
darum die Prägung eines Kunstausdrucks. Was ich mcine, ist dies:
Ucber der Sondererscheinung im Geistesleben unsrer Tage, die Lam-
precht Reizsamkeit ncnnt, geht die alte subjektivistischc Strömung als
übcrgcordnete, allgemeine Form des Geisteslcbens weiter. Auch Lam-
precht saßt jene ja bloß als besondere Erscheinungsart. Dieser Sub-
jcktivismus abcr sieht seit den Tagen Beethovens in der Musik — und
in den anderen Künsten lassen sich ohne Weiteres die gleichen Jdeen-
gänge verfolgen — seine hüchste Aufgabe in der Auseinandersetzung des
Subjekts mit metaphysischen Fragen, in der Einordnung des Einzel-
lebens und Einzelfühlens in ein großes Ganzes.

Vielleicht ließe sich von hier aus auch eutscheiden, was einmal
werden soll, wenn wir mit unserer Reizsamkeit zu Ende sind. Vielleicht
erschcint so diese ganze letzte Uebergangsperiode als Lieferantin der
nötigen technischen Fähigkeiten zur Lösung größcrer universeller Fragen,
die, wie sich eben gezeigt hat, den Künstlern niemals Ruhe gelassen
haben. Freilich müßtcn wir zu dem Zwecke an mancher Anschauuug
rütteln und Vieles in ganz audcrm Lichte sehen lernen, als es uns
heute die Künder musikalischer Weisheit darstellen. Für die Zukunft
aber gäbe das doch ein Licht, das wir nicht ohne Weiteres als Nebel-
stern brandmarken sollten. Vielleicht find jetzt nur die Wolken trüber
Gehirile und die Stürme der sogenannien modernen Seele daran Schuld,
daß wir die Sonne nicht sehen. Heil dir, Sonne!

Georg GöI; ler.

Mscier smrnal: unsers itzausgärlen.

Ja, wicder einmal uuscre Hausgärtcu — dcnn jctzt ist die Zeit,
da man neue Gartenanlagen macht und alte ändert.

Jm Verlauf einer Kulturepoche sammeln sich auf jedem Gebict eine
Menge von Formeln und Negeln an, deren Daseinsberechtigung stets
von Neuem zu prüsen ist, soll die innere Entwickelung nicht durch un-
nötigen Ballast beschwert werden. Nach dieser Befreiung von der
überlebren, dcr erstorbcncn Form, nach innerer Selbständigkeit zu strcben
ist ebenso Pflicht des Kunstfreundes wie des Künstlers. Denn nur aus
dcm verständnisvollcn Zusammcnwirken beider kann die Kunst zur immer
höhercn Entfaltung gelangen.

Darum darf man doch wohl den „Gartenarchitekten" nur die eine
Hülftc dcr Schuld an den Mißstündcn in unsern Gärten zur Last legen.
Die andere haben die zu verantworten, die jeue Geschmacklosigkeiteu aus
Mangcl an Nachdenken odcr ästhetischer Bildung dulden, häufig sogar
fordern. Derartige Wünsche stören oft die beste Komposition des Garten-
künstlcrs, ja vereiteln sie von vornherein. Ein Beispiel für alle: Jn
einem von großstädtischen Mictsgcbäuden umringten Gärtchen von zwanzig
Schritt Breite nnd dreißig Schritt Länge wünschte der Besitzer eine
„abwechselungsreiche Landschastsszenerie" mit See und Grotte, daneben

N lllörzhost ipoe
 
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