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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1901)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0334

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I-ireraiui'.

Kunäsckau

* Datz G oethe wieder im Mittel-
punkte der literarischen Teilnahme
steht, das ist die erfreulichste Beob-
achtung, die ein Blick über die geistigen
Arbeiten der letzten Jahre gewährt.
An allen Enden trifft man auf seine
Spuren in Büchern, Zeitschristen,
Tagcsblättern und wo nur sonst das
öffentliche Leben spielt. Aeußerlich ge-
nommen: kein Jahr, solange ich mich
zurückerinnern kann, hat so viele
Bücher erscheinen sehen, die Goethe
betreffen. Aber was mehr sagt: cs
sind wirklich Publikationen darunter,
die endlich, endlich nach all der philo-
logischen Vorarbeit für unscr Geschlecht
zu heben suchen, was Goethc ihnen
an Leben schenken kann.

Zunächst liegen zwei neue Gesamt-
ausgaben vor. »Goethes sämt-
liche Werke" sind bei Max Hesse
mir allen Bänden zugleich erschienen
(in Leinen 20, in Halbfranz 30, die
Lurusausgabe 28 Mk.), cingelcitet von
Ludwig Geiger, dem Herausgeber des
Goethe-Jahrbuchs. Wer sich dic grotze
Weimarer Ausgabe nicht anschaffen
kann und doch seinen Gocthe »ganz"
haben möchte, wird zu dieser hier
greifen müssen, da sie von dcn voll-
ständigen Ausgaben bisher allcin die
Schütze benutzen konnte, die mit dem
Weimarer Goethe-Archive der Welt
erschlossen sind. Begrüßt werden
dürfen auch .Goethes Werke",
unter Mitwirkimg mehrerer Fachge-
lehrter beim LeipzigerBibliographischen
Jnstitut herausgegeben von Karl Hei-
nemann. Bis jetzt liegen uns erst
drei Bände vor, mit dem endgültigen
Uneil müssen wir also freilich noch
waNen. Zahlreich sind ncue Aus-
gaben einzelner Werke Goethes. Wir
erwähnen die Liebhaber-Ausgabe der
„Gedichte", die mit zwei Ganz-
lederbänden bei Amelang erschienen
ist, die von Otto Harnack chronologisch
geordneten „Ausgewählten Ge-
Runstwart

dichte" (Vieweg, in Leinen ö, in Lcder
^ Mk.), welche Ausgabe jedcm Gedicht
cine Mitteilung über seinc Entstehung
anschließt, dann die aus dcn grötzeren
Werken von Lcvi heraus „gosam-
melten Erzähl 11 ngen und Mär -
chen " (Cotta). „Gocthcs Briefe"
beginncn jctzt nach dcr Zcit gcordnet
bei Cotta in billigen Bünden (zu je
t Mk.)zu erscheincn. Die „Gcspräche
mit Eckermann" sind eben mit
einer Einleitung von Adolf Bartcls
,n einem sehr goschmackvollcn Ncu-
druck bei Diederichs herausgekommen
(2 Bde., gcb. 7,00 Mk.). Dic Schöllsche
Ansgabe dcr „Briefe an Frau
von Stcin" (für uns eins der er-
greifendstcn Bücher) liegt in der neueii
Auflage dcr Wahlcschcn Umarbcitung
(Rütten L Locning, in Lcinen t« Mk.)
nun auch abgcschlossen vor. Einc schr
schätzenswerte Arbeit ist ferner „G 0 ethc
über seine Dichtungen, Versuch
einer Sammlung aller Aeutzerungcn
des Dichters übcr seine poctischcn
Werke von H. G. Gräf" (Nüttcn L
Loening, 2 Bde., geh. 7 Mk.). Sic
trägt als Mottv Goethcs Woit an
Zelter: „Natur- und Kunstwerke lernt
man nicht kcnnen, wenn sie fcrtig sind;
man mutz sie im Entstchen aufhaschcn,
um sie einigcrmatzcn zu begrcifen".
Die Arbeit gibt ein ungemcin slcitzig
zusammcngestelltes, wcnngleich kaum
schon abschlictzendes Sammeliverk mit
einer Menge von Notizcn, die incht
nur für die Goethe-Philologen inter-
essant sind und auch über das Gebict
der Dichtung hinausweiscn.

Dann aber seien ein paar Bücher
mit ganz besondcrer Freude crwühnt:
„Goethes Aesthetik" (geb. Mk. >z),
„Gocthes L c bc 11 s k 11 n st" (gcb.
Mk. 5,öo) und „Goctheü Pcrsön-
lichkeit", sämtlich hcrausgcgcben
von Wilhelm Bode und verlcgt von
Mittlcr L Sohn in Bcrlin. Bodcs
früherer Versuch, Acutzcrungen aus

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