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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1901)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0335

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GvcrheS zivci „vcrtraulichc Ncdcn" von
ihm zusammenzustcllcn und unter dem
Titel „Meine Religion, wieMein
politischerGlaubc" (Mittler, gcb.
M. 1,75) herauszugeben, war vielleicht
ein wcnig keck — aber sehr gescheit
und schr anrcgcnd war er auch. Dicse
andcrn Bodeschen Büchcr nun smd
gauz Bücher, wie wir sie brauchen —
daß wir sie nicht längst schon haben,
das sci Gott über die Goethe-Weisen
geklagt. Bodc hat Goethe aus all
seinen Wcrken, Briefen, Gesprächen,
aus allem auch, was andere von ihm
überlicferten, in sich lebendig gemacht
nnd nun das Zusammengchörige nicht
nur kombiniert, sondern unter Hervor-
hcbung dcs Wescntlichcn und Weg-
lassung des Gleichgiltigen zu einem
geschricbenen Bildnisse komponiert. Da ^
lebt dann wirklich der Herrliche vor
uns auf! Wir cmpfehlen besonders
die „Lebcnskunst" und die „Aesthetik*
zu weitester Vcrbrcitung. Jn „Gocthcs
Persönlichkcit' bringt Bodc drei Rcden
des Kanzlers von Müllcr.

Nenncn wir noch zwei Bücher, mit
dcncn Llindcr unscrcr Zeit auS ihrcm
Gocthc gcholt habcn, was ihnen zusagte:
Hartlebens „Goethc - Brevicr' (in
zwcitcr Auflage bci Karl Schüler in .
München erschienen) und Hcrmann >
Lcvis „Gedankcn auS Gocthes Werkcn"'
(Briickmann) — zwei sehrsverschiedene
Bücher, aber beide kennenswert. Für
jeden hat er halt etwas, dcr Uebcr-
rciche, und jeder, dem cr was gibt,
dcnkt: mir gibt cr scin Bcstes. Für
übcrwunden hat man Gocthen gchaltcn
— und wo irgend ein Oucllsucher
gräbt, da sprudelt doch e r hervor.
Gut, dasj ein neuer Draiig anzuwachscn
scheint, herzhast aus solchem Gesund-
brunncn zu trinkcn.

* Der Schiller-PrciS hat einc
Statiitcn-Acnderung crsahrcn. Bis
vor einige Zeit glaubte man noch,
dcr PreiS sollc solche Poeten cr-
muntcrn und belohncn, dic nach dem
Urtcil von Sachverständigen Vorzüg-

liches leistcten. Taß dies irrtümlich
war, hat der Kaiser bereits seit einer
Reihe von Jahren gezeigt, indem cr
die Vorschläge der Sachverständigen-
Kommission umstieß, so oft sie ihm
nicht genehm warcn. Seine auch nach
den früheren Satzungen nicht anfecht-
bare lhatsächliche Berechtigung dazu
wird nach den neuen unmißvcrständ-
lich ausgedrückt. Hoffentlich überlassen
die Herrcn der bisherigen Kommission
in Zukunft die bctreffenden Vorschläge
den mit dcn kaiserlichen Wünschen vcr-
trauteren Hausbcamten Sr. Majestät.

Okeater.

* V 0 n d en Bcrli n e r B ü h n e n.*

Bei Kroll führte der „Verein zur
Förderung deutsch-evangelischcr Volks-
schauspielc' Ltto Devrients „Luthcr"
auf. Tie Veranstaltung, bei dcr an
fünshundert Tilettanten betciligt sind,
bezwcckt, eine eindringlichere Belchrung
über Wert und Wesen der Neformation
und ihres Urhebers zu geben, und
das bekannte Festspiel wird dem ganz
geschickt, wenn auch reichlich theatralisch
gerecht. Ein Anlaß zu eingchender
Besprechung des Werkes liegt nicht
vor, einige Begleitumstände jedoch sind
zu erwähnen.

Jn einem „Aufruf" macht der
Verein bckannt, er beabsichtige, über
seine örtliche Wirksamkeit hinaus dic
Entwicklung der Volksbühnc zu be-
einflussen und die gleichlaufendcn Be-
strebungcn in einem deutsch-evange-
lischen Volksspielbund zu vcrcinigen.
Dreierlei erhofft er sich davon: die
Belcbung evangelischen Gemcingefühls,
die Kräfligung deutschen Selbstbc-
wußtscins und die Schaffung ciner
neuen Volkskunst.

Punkr eins bleibe unerörtcrt. Was
die Krästigung deutschen Selbstbc-

» Erich Schlaikjcr hat allc seine
Verpflichtungen als Theatcr-Bericht-
erslailer aufgelöst, und also auch
die beim Kunstwart, bleibt abcr Mit-
arbeiter unsres Blattes.

2. vezemberbeft tyoz
 
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