DOI Heft:
Heft 3 (1. Novemberheft 1901)
DOI Artikel:Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0144
Anlre j^olen uncl Lilcier.
Zur Jllustration des Aufsatzes über „Guntram" von Richard Straus;
bringen wir mit Erlaubnis des Verlages I. Aibl in München den Schlutz des
Werkes, ivorin der Held Abschied von der geliebten Fürstin ninnnt, iim in
selbstgewählter Verbannung seine Schuld zu sühnen. Die Einpfindung breitet
sich erst rein lyrisch aus, steigert sich zu heftigster Ekstase, stockt bei dcr letzten,
enrscheidenden Schicksalsfrage und geht idann in die weihevollste Verklärung
über.UMan beachte namentlich die mannigfaltige Verknüpfung und Entwicklung
der Motioe. Die ergreisende Stelle „dann wirst du erkennen, in Huld mcincr
gedenken" scheint von Lohengrins Abschied („Kehrt er dann heim, wenn ich
ihm fern im Leben"') ^nicht unbeeinflutzt zu jseiu. Aber dic besondere Milde
und Feierlichkeit der Stimmung ist Strautzens rechtmätzigcs gcistiges Eigentum.
Der Klavierauszug des „Guntram", dem wir die Probe entnehmen, wurde im
Kunstwart gleich nach seinem Erschcinen von K. Söhle ausführlich besprochcn.
Von unsern Bildern zeigen die ersten beiden zwei Tiergruppen von
Georges Gardet, der gegenwärtig wohl von allen Tierschildcrern untcr den
Bildhnuern den grüßten Ruhm, in der That einen Weltruhm genietzt. Ruhm
ist kein ganz zuverlässiger Verkünder, wenn er schon frühzeitig für einen Künstlor
die golüne Posaune an den Mund setzt, wir werden auch nicht allc Skulpturcn
Gardets als Wunderwerke preisen wollen — die bedeutendsten unter ihnen sind
aber in der That so ivollkommene Schöpfungcn, daß sie an Klassizität denken
lassen. Die große Menge unsrer plastischen Tierbilder leidet an einem odcr
dcm andern von zwei Gebrcchen: sie sind entweder dekorativ im äutzcrli ch c n
Sinne, d. h. sie haben einen Wert allein als Schmuck, oder aber sie sind senti-
mental, d. h. der Bildner lcgtc seine Seele dem Tiere ins Herz, sie sind ver-
menschlicht, während sie doch das Tier als Tier zu ^schildcrn hütten. Kcinc
dieser Bemängelungen würde Gardet trefsen, die Tugenden aber, die jencn
Fehlern gegenüberstehcn, zeigt er uns in kraftvoller Entwicklung. Wirken seinc
Tiergruppen schmückend, dekorativ, so thun sie's doch, ohnc datz ein Titelchen
vom Wesen dieser Geschöpfe aufgegeben oder in Anpassung an die llmgebung
umgemodclt würde; ihre Silhouette, überhaupr ihre Form ist vielmehr charak-
teristisch für die dargestellten Geschüpfe selbst, für die kraftvolle Schönheit
gcrade der nur ihnen eignenden besonderen Formcnbcwegung. Dann abcr:
wie ist hier das Tier gleichsam aus sich selber heraus cmpfunden! Am über-
raschendsten tritt das ja bei der Gruppe der kümpsenden Panther hcrvor, für
jeden jedoch, der einmal kosende Löwen beobachtet hat, ist es bei dicscr fried-
lichen Gruppe nicht minder klar. Der Gesichtsausdruck des Löwen wic der
Löivin ist in seiner tierischen, seiner katzcn-, seiner lüiveniiiätzigen Hingabe auf
das Allerinrimste beobachtet, und so die Körperhaltung dcr Tiere in jcdem
Zuge, während doch alles Einzelne wiedcr zur monumentaleii Ganzheit zu-
sammengefatzt, zusammengestaltet ist.
Für die übrigen Bilder wolle man Schultze-Naumburgs Aufsatz
über Garteneingänge vergleichen, den sie illustrieren.
Hoskunst und andere Kunst. (A.) — Mpstisches. Von Bonus. —
Die Guntramlegende. Von Richard Batka.— Kulturarbeiten. i.i:
Garteneingänge. Von Paul Schultze-Naumburg. — Zum Begriff dcs Gcnies.
Von E. Platzhoff. — Lose Blätter: Der Tod dcS TintagileS. Von Nl. Nlacter-
linck. — Rundschau. — Notenbeilage: Richard Strautz, Schlutz dcS Musikdramas
.Guntram". — Bilderbeilagen: Georges Gardet, Kümpfende Panther; Kosende
Löwen; Abbildungen 9—16 zu Schultze-Naumburgs Aufsatz über alte und ncuc
Kultur iZ: Garteneingänge.
Bcranrworll.: dcrHerausgebcr Ferd. Avenarius in Trcsden-Blascwip. Miircdnkrcnrc: fnrBiusil:
vc. Richard Baika in Prag-Wcinbcrae. für bildcnde Knnsl: Paul Schullre-Nnnmburg
in Bcrlin. Sendungcn für dcn Tcxl an dcn Hcrausgcbcr. übcr Psnsik an vc. Baikn.
Truck und Verlag von Geora T. W. Callwcv iu Münchcn.
Bcslellmigen. Anzcigcn und Gcldsendnngcn au den Verlag Georg D. W. Calllvcy iu Aiüuchcn.
Zur Jllustration des Aufsatzes über „Guntram" von Richard Straus;
bringen wir mit Erlaubnis des Verlages I. Aibl in München den Schlutz des
Werkes, ivorin der Held Abschied von der geliebten Fürstin ninnnt, iim in
selbstgewählter Verbannung seine Schuld zu sühnen. Die Einpfindung breitet
sich erst rein lyrisch aus, steigert sich zu heftigster Ekstase, stockt bei dcr letzten,
enrscheidenden Schicksalsfrage und geht idann in die weihevollste Verklärung
über.UMan beachte namentlich die mannigfaltige Verknüpfung und Entwicklung
der Motioe. Die ergreisende Stelle „dann wirst du erkennen, in Huld mcincr
gedenken" scheint von Lohengrins Abschied („Kehrt er dann heim, wenn ich
ihm fern im Leben"') ^nicht unbeeinflutzt zu jseiu. Aber dic besondere Milde
und Feierlichkeit der Stimmung ist Strautzens rechtmätzigcs gcistiges Eigentum.
Der Klavierauszug des „Guntram", dem wir die Probe entnehmen, wurde im
Kunstwart gleich nach seinem Erschcinen von K. Söhle ausführlich besprochcn.
Von unsern Bildern zeigen die ersten beiden zwei Tiergruppen von
Georges Gardet, der gegenwärtig wohl von allen Tierschildcrern untcr den
Bildhnuern den grüßten Ruhm, in der That einen Weltruhm genietzt. Ruhm
ist kein ganz zuverlässiger Verkünder, wenn er schon frühzeitig für einen Künstlor
die golüne Posaune an den Mund setzt, wir werden auch nicht allc Skulpturcn
Gardets als Wunderwerke preisen wollen — die bedeutendsten unter ihnen sind
aber in der That so ivollkommene Schöpfungcn, daß sie an Klassizität denken
lassen. Die große Menge unsrer plastischen Tierbilder leidet an einem odcr
dcm andern von zwei Gebrcchen: sie sind entweder dekorativ im äutzcrli ch c n
Sinne, d. h. sie haben einen Wert allein als Schmuck, oder aber sie sind senti-
mental, d. h. der Bildner lcgtc seine Seele dem Tiere ins Herz, sie sind ver-
menschlicht, während sie doch das Tier als Tier zu ^schildcrn hütten. Kcinc
dieser Bemängelungen würde Gardet trefsen, die Tugenden aber, die jencn
Fehlern gegenüberstehcn, zeigt er uns in kraftvoller Entwicklung. Wirken seinc
Tiergruppen schmückend, dekorativ, so thun sie's doch, ohnc datz ein Titelchen
vom Wesen dieser Geschöpfe aufgegeben oder in Anpassung an die llmgebung
umgemodclt würde; ihre Silhouette, überhaupr ihre Form ist vielmehr charak-
teristisch für die dargestellten Geschüpfe selbst, für die kraftvolle Schönheit
gcrade der nur ihnen eignenden besonderen Formcnbcwegung. Dann abcr:
wie ist hier das Tier gleichsam aus sich selber heraus cmpfunden! Am über-
raschendsten tritt das ja bei der Gruppe der kümpsenden Panther hcrvor, für
jeden jedoch, der einmal kosende Löwen beobachtet hat, ist es bei dicscr fried-
lichen Gruppe nicht minder klar. Der Gesichtsausdruck des Löwen wic der
Löivin ist in seiner tierischen, seiner katzcn-, seiner lüiveniiiätzigen Hingabe auf
das Allerinrimste beobachtet, und so die Körperhaltung dcr Tiere in jcdem
Zuge, während doch alles Einzelne wiedcr zur monumentaleii Ganzheit zu-
sammengefatzt, zusammengestaltet ist.
Für die übrigen Bilder wolle man Schultze-Naumburgs Aufsatz
über Garteneingänge vergleichen, den sie illustrieren.
Hoskunst und andere Kunst. (A.) — Mpstisches. Von Bonus. —
Die Guntramlegende. Von Richard Batka.— Kulturarbeiten. i.i:
Garteneingänge. Von Paul Schultze-Naumburg. — Zum Begriff dcs Gcnies.
Von E. Platzhoff. — Lose Blätter: Der Tod dcS TintagileS. Von Nl. Nlacter-
linck. — Rundschau. — Notenbeilage: Richard Strautz, Schlutz dcS Musikdramas
.Guntram". — Bilderbeilagen: Georges Gardet, Kümpfende Panther; Kosende
Löwen; Abbildungen 9—16 zu Schultze-Naumburgs Aufsatz über alte und ncuc
Kultur iZ: Garteneingänge.
Bcranrworll.: dcrHerausgebcr Ferd. Avenarius in Trcsden-Blascwip. Miircdnkrcnrc: fnrBiusil:
vc. Richard Baika in Prag-Wcinbcrae. für bildcnde Knnsl: Paul Schullre-Nnnmburg
in Bcrlin. Sendungcn für dcn Tcxl an dcn Hcrausgcbcr. übcr Psnsik an vc. Baikn.
Truck und Verlag von Geora T. W. Callwcv iu Münchcn.
Bcslellmigen. Anzcigcn und Gcldsendnngcn au den Verlag Georg D. W. Calllvcy iu Aiüuchcn.