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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 10 (2. Februarheft 1902)
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Avenarius, Ferdinand: Sprechsaal: der Türmer und wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0508

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Grotthutz viel über alle möglichen künstlerischen und literarischen Dinge gelese»
und den Stoff in sich zu verarbeitcn gesucht hat, mcrkt man trotz der Schncll-
sertigkeit, die er hier und da zur Schau trägt."

Platzhoff (Krv. XIII, z, in einem Aufsatze über Bonus, der damals
noch nicht Mitarbeiterdes „Kunstwarts" war): „Jch habe Bonus längst im Stich
gelassen und wollte doch noch sagen, datz ich ihn am mcisten als Kritiker
schätze, mag das auch kcin Kompliment sein. Dcr Feldzug, den cr unter dem
Pseudonym Fritz Beuthin in der »Christlichen Welt- gegcn »Pcdantcn und
Philister< eröffnete, die prachtvoll satirische Art, mit der er die Grotthutzschen
Bücher und die Christoterpe sezierte — von dem feinen, tiefen Verglcich der
Gedichte Nietzsches und Lagardes (ebenda) nicht zu reden — der tolle Hnmor
endlich und vor allem, mit dem er vorigen Sommers als »Franz Brand-
gegen die Nietzsche-Anbctcr in den »Preutzischen Jahrbüchcrn- zu Felde zog —
das alles sind unschätzbare Dienste an der Sache der Kunst und der freien,
natürlichen Wahrheit."

Bartels (Kw. XIH, ^s): „. . . endlich cinmal haben auch die (von der
»Köln. Volksztg.- bcnutzten) Autoren zum Teil schr wcnig, nicht einmal den
»liberalen- Charakter mit einander goniein. Wer wird Hcine, wenn er über
Goethe spricht, irgendwie ernst nehmen? Man darf auch nicht den Sozial-
demokraten Edgar Steiger über den nationalen Dichtcr Wildcnbruch oder den
frommen Freiherrn von Grotthuh über Sudermann sprechen lasscn. Fricdrich
Kirchner, der Verfasser von »Gründeutschland-, war cin rcincr Dilcttant, und
Eugen Wolffs -Geschichte- u. s. w.*"

Avenarius (Kw. XIII, y in eincm Aufsatz, der „Geistcsverwandtc"
empfiehlt): „Boussets »Theologische Rundschau-, auch aus diesem Kreise hervorgc-
gangen,wendet sich mehr an Gelehrte, der vonGrotthuh heransgegcbcne »Türmer-
will abcr als -Monatsschrift sür Gemüt und Geist< gcrn ein christliches Familicn-
blatt wcrden. Schade, datz scin Herausgeber in litcrarischcn nnd künsllcrischcn
Dingen ziemlich kritiklos ist, man merkt's am »Türmcr üftcr als gut. Aber
seine Absichten sind vortrefflich, und vornehme Gcsinnung ist für solch ein
Blatt sehr, sehr viel wcrt."

Avenarius (Kw. XIV, zo): „Wir haben im vorigen Hefte den vun
Jeannot von Grotthutz hcrausgegebencn Türmer« empfohlcn. DeShalb dürfcn
wir aber der folgenden -Erklürung die Aufnahmc doch nicht vcrwcigern, in
welcher ein Mitarbeiter des »Türmers- seiner Redaktion nichts Clcringeres, als
Fälschung seines Ilrteils vorwirft. Hoffen wir, datz cs Hcrrn von Grotthutz
gelingt, sich von diesem überraschenden Vorwurf zu reinigen."

Avenarius (Kw. XIV, n): „Nnch diescr (Gegencrklärnng) blcibt dem
»Türmer- nichts vorzuwerfcn, als kleine Ilnkorrekthciten im redaktioncllen Vcr-
kehr, wie sie wohl überall einmal vorkommcn; von cincr bewntztcn Fälschnng
der Meinung cines Mitarbeiters knnn nicht mehr die Nede blcibcn. WaS für
unser Empsinden schr zu Ungunsten Gumppcnbergs (des Angrcifcrs gcgcn dcn
„Türmer") spricht, ist der jetzt mitgeteilte Umstand, datz ihm der -Türmer-
selbst den nachträglichen Abdruck dcr vcrändcrtcn Sätzc in der ursprüng-
lichen Fassung angeboten hat, bevor uns Gumppenberg uni Abdruck seiner

* Der Passus wcndet sich gegen den Aprilschcrz der „Köln. Volksztg.",
Vertreter dcr verschiedcnsten Nichtungcn unter den Nichtkatholiken gcgcncinander
auszuspielen, das Wort „fromm" wird also, wic „Sozialdcmokrat" und
„national" nur gebraucht, um den Genanntcn als Vcrtrcter einer dcr Nich-
tungen hinzustellen, die in der „K. V." zusammen geworfen ivurden. Dicsc
wird also damit angegriffen, über Grotthutz urtcilt eS übcrhaupt nichtS. Und
was macht er nun aus dieser Notiz? „Eine kleine, abcr sinnige Aufmcrksamkeit er-
weist mir auch das erste Maihcft tyoo des Kunstwarts, mo Hcrr Adolf BartelS dcn
»frommen- Freiherrn von Grotthutz erwähnt. Jch mutz dicscs Lob als iin-
verdient ablehnen, es fehlt mir leider sehr viel dazu. Abcr man weitz ja,
welchen Eindruck, namentlich vor einem litcrarischen und künstlerischcn Publi-
kum, erzielt wird, wenn man jcmand daL Wörtlein »fromm- anhängt. DaS
riechl dann so recht abscheulich nach muffiger Kirchenlnft, nach hcnchlerischer
-Srthodoxie- und beschränkter Unduldsamkeit, und auf allcn Gcsichtcrn erschcint
sofort ein mitleidiges Lächeln. Jch erwähne den klcinen Zug nnr beiläufig,
er ist inimcrhin bczeichncnd." Jst das ein Lesen oder ist's cin „Umlcsen"?

Aunstwart
 
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