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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

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Heft 12 (2. Märzheft 1902)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0629

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Dran Krankc wartcten um zu gcnesen.

Du kennst ihn ja von deinem Bibellesen,

Und weitzt auch, daß ein wunderbarer Engel
Vom Himmel stieg, ihn selig zu bewegen.

Und wcnn sich jene stummen Wasser rcgen,

Daml guillt lebendige Güte in dic Glieder. . .

Auch in dir liegt der Wunderqucll begrabcn . . .

Der Schlasumsangene schon lebt die Wonnen,

Die immer fließen aus dem Wunderbronnen.

Dort ruht er wie der in den seligen Tiefen,

Darinnen wir im Arm der Gottheit schliefen.

Aus jenem ewigen Quell sind wir erwacht.

Das ganze, wunderliche Drängen, Streben
Quoll her aus ihm — und sinkt auch wieder ein.

Was mutz das sür ein Wunderbronnen sein,

Daraus die Blumen und die Lerchcn kommen,

Draus imlner wieder Licht und Stcrne glommen!

Daraus die Seelen und die Melodien
Jn Frühlingsjubel neu und neu aufblühn —

Und der sich ewig birgt in Nacht und Stein?

Dcr Schmied hat, kaum hörend, gleichgültig zu arbeitcn begonnen.

Jm Sturme fahren die Wortc klagend oorüber:

Nacht. . . Nacht. . .

Jn Nacht sanken wir.

Urgestcin sind wir geworden.

Götter mähen die Seelcn wie Gras.

Leben . . Leben ist Morden.

Erlösung . . ! Erlösung . . I
Der Schmied eifrig in der Arbeit:

ES blitzt! — es glänzt . . . kein Trug! (Ganz nebenher.)

Die Toten klagen!

Es stöhnt Erlösung aus dem Grund der Nacht.

2er frische Wandcrer sanft dringlich:

Meister! Willst du mir nicht die Beichte sagen?

Selig die Totcn, die >m Geist erwacht.

Der Schmied, in der Arbeit, ganz gleichgültig nebcnhcr:

Nun ja! Jch bin ein Mann, der kühn gelcbt.

Und der wahrhaftig niemals hier auf Erden,

So lange ihm die Lebensstunden guillen,

Vor Gottes- odcr Teuselsmacht gebebt. . . (Er beginnt zu sinnen.)
Jch soll die düstre Stundc also nützcn?

Auch gar noch dcnken, wie ich hier gelebt?

Die Zcit der Skrupel, die ist längst dahin!

Jch hab es ganz mit eigencr Kraft bezwungen.

Jch hab geschmiedet, habe auch gegrabcn.

Hab manchen Schatz aus Erde und aus Feucr
Jn meinem langcn Leben niir errungen.

Das dumme Volk im Thal möcht' Schätze habcn,

Und schändet mir mcin Werk als Abentcuer.

2. lNärzheft tdv2
 
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