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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

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Heft 15 (1. Maiheft 1909)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0224
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scheint mir die Verbündung der
gebildetcn Männer und Fraucn
aller Parteien für gemeinsame
Ziele bci unbedingter Toleranz
gegen Mcinungsverschiedenheiten
und ihre Bctätigung, die außer-
halb dieser Gemeinsamkeit liegen.

Zur Finanzreform

rofessor Or. Stier-Somlo be°
spricht in seiner Antwort auf
die Pmfrage des „Berliner Tage-
blatts" recht übersichtlich die fünf
Punkte, die bei der ganzen Frage
der Nachlaßbcsteuerung in Erörte-
rung stehcn. Zunächst die viel-
fach befürchtcte Gefährdung
des Familienlebens durch
eine Nachlaßsteuer. Da nach dem
Entwurf die Besteuerung bcim
Nachlaß von mehr als 20000 Mark
(unter Befrciung gcringerer) mit
dem Satze von 0,5°/» bcginnen und
bis 3»/o bei Nachlässen von mehr
als einer Million steigen soll, so
müßte es um ein Familienlebcn
schlimm ausschn, das durch eine
relativ so geringe Steuererhebung
gelockert werden könnte. Die Form
der Erhcbung könnte zudein ja
noch erörtcrt werden, eiuc Iahres-
abgabe müßte sich crmöglichen las-
sen. Dann kommt die Frage dcr
sozialistischen Tendeuz in
Betracht. Die „geradezu verblüf-
fende ewige Wiedcrkehr dieses Ar-
gumentes" fällt auf, übrigens ist
ja jede Steuercrhcbung ein Ein-
griff in das Vcrmögen. Auch die
Höhe der Nachlaßsteuer wird vielfach
bemängelt. Aber auch mit Hilfe
des unglücklichen bisherigen Kom-
Promißvorschlages seien (00 Mil-
lionen Mark Besitzsteucrn vorgc-
sehen, während die sämtlichcn Erb-
schaftsabgabcn sich auf (23 Mil-
lionen Mark beliefen, der Unter-
schied sci demnach relativ gcring;
überdies sollen die Bundesstaaten
als Entschädigung für die Ent-

(. Maiheft (90s)

ziehung ihrer Erbschaftssteuer und
ihres Erbschaftsrechtes von diesen
(23 Millionen Mark noch 3( er-
halten, so daß für das Reich nur
noch 92 Millionen Mark blieben.
Wer also, meint Stier-Somlo, die
Besitzsteuer an sich nicht ablehnt,
der kann wegen der Höhe der
Steuer auch die Nachlaßabgabe
nicht als sozialistisch bezeichnen.
Auch von eincr Gefährdung
des Bauernstandes könne
nicht die Rede sein. Die Erb-
schaftssteuer beginnt erst mit 20000
Mark, der Bauernstand bleibt von
dieser Abgabe also tatsächlich fast
unberührt. Der vierte Punkt be-
trifft die staatsrechtliche Seite
der Frage. Verfassungsrechtlich ist
nur für die Einzelstaaten, keines-
wegs für das Reich eine Schranke
festgelegt. Schließlich die Frage
der zwcckmäßigsten Form der Nach-
laßsteucr, also die steuertech-
nische Frage. Stier-Somlo gibt
zu, daß die von der Negierung
vorgeschlagene Fassung nur die
Leistungsfähigkeit des Erblassers
berücksichtigt, nicht aber diejenige
der Erben. Hier liege der zweiten
Lesung eine Aufgabe vor. Dcr
Bouner Nationalökonom schließt:
„Es hängt von den sozial Vor-
geschrittenen, den einer modernen
Weltanschanung Nahestehenden odcr
sich zu ihr Bekennenden in Re-
gierung und Volksvertretung ab,
ob sie gegenüber den Anforde-
rungen der Gegenwart ver-
sagen, sich von großen Worten,
die mit den heiligen Ideen des
Familienlebens,derBodenständigkeit,
der Nnverletzlichkeit des Eigentums
in sophistischer Weise operieren,
blenden lassen wollen oder nicht."

Mütter und Söhne (Pä°
dagogische Romane)

ilhelm von Kügelgen sagt in
seinen Iugenderinnerungen:

(83

Zu de» Tages-
kämpfen

Mau» uud
Weib
 
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