Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

DOI Heft:
Heft 17 (1. Juniheft 1909)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0352
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ebenfalls an einen bcgrcnzten,
aber anders zusammengcsetzten Leser-
kreis wendct sich das dritte weiter-
greifendc Organ derselben Rich-
tung (der sogenannten „modernen
Thcologic"), die „Theologische
Rundschau". Sie ist ein spe-
zifisch wissenschaftlich-litcrarischcs
Untcrnchmen, schr gcschickt cinge-
richtct und geleitet. Sie untcr-
richtet nämlich über das Gesamt-
gcbict der theologischen Literatur
in sachlich gcordncten zusammen-
fasscndcn Abersichten, wclche die
cinzclnen Büchcr nicht nur zen-
suricren, sondern vor allcm in-
haltlich charakterisieren sollen, be-
sondcrs in bezug auf Ncues, das
sic ctwa bringen.

Zu diesen fortlaufend erscheinen-
den Hilfsmitteln für die Informie-
rung auf rcligiösem Gebiet tritt

neucrdings eine Art Konversations-
lexikon für Religiöses, das, von
tüchtigcn Fachgelehrten geschricbcn,
sich doch der eigentlichen Fach-
gelehrsamkeit so wcit entschlagen
soll, daß es für gebildcte Laien
ohne wciteres verständlich und
interessant ist: „D i e Neligion
in Geschichte und Gegcn-
wart"*. Soweit dic bisher cr-
schienenen Hefte — und es sind

bereits scchs hcraus — cin Ar-

teil crlaubcn, ist dieser Zweck mit
Ausnahmc ciniger Artikel übcr
Themen der Dogmatik und Ethik,
die spitzfindig berühren, über Er-
wartcn errcicht. Es ist eine Lust,
auch abgcschcn von spczifischen
Orientierungsabsichten, in dicscn
Heften zu lesen.

Hierher gchören auch die vier

Bändc der bei Teubner erschienc-
nen „Kultur dcr Gegenwart",
welche dic Religionen bchandcln.

* Wie die „Chronik" und die
„Theologische Rundschau" bei Mohr
in Tübingcn erscheincnd

Wir wartcn noch dcn Band über
die europäischen Religionen des
Altertums ab, chc wir auf sie zu°
rückkommen.

Alle diese Anternehmungen be-
ginnen neuerdings in größerem
Umfange auch die autzerdeutschen,
besondcrs dic englisch-amerikani-
schen Zustände, Verhältnisse, Er-
scheinungen, sowie die frenrden Re-
ligionsgebiete in ihre Bcobachtung
einzubeziehen. In dieser Hinsicht
kann nicht leicht zuviel getan wer-
den. Wir sind, scheint es, in der
Entwicklung an einem Punkt an°
gelangt, wo die Austerschalen noch
sehr viel weiter aufgemacht wer-
den können.

Es ist dcutlich, daß zum min-
dcsten eine Lagenverschiebung in
den rcligiösen Anschauungen dcr
Menschen bevorsteht. Altc fest
eingerostete Teile bewegen sich krei-
schend vom Platz, vieles gerät in
Fluß, das man für endgültig fest-
geworden hielt. An manchen Stel-
len brodeln die Elemente rcli-
giösen Gefühls unruhig durchein-
ander. Es scheint irgendein neucr
Schwerpunkt dcr religiösen An-
schauung in der Bildung begriffen.
Die Elcmente gehen neue Verbin-
dungen cin; manche, die stcts vor-
handen, aber kaum bemerkt waren,
erhalten einen allerhöchsten Nach-
druck, andere schrumpfen bis zur
Unsichtbarkeit zusammen. Man
legt noch Wert darauf, sie mit
aufzuführen, ja umständlich zu ver-
teidigcn; aber man läßt deutlich
gcnug bemerkcn, daß man sich da°
bei nicht recht wohl fühlt.

Untcr solchen Umständen nnn,
indem die religiösen Momentc sich
neu formieren, crscheint es als
wichtig, daß die Auswahl nicht
willkürlich (sclbst nicht historisch)
beschränkt sei.

Die abendländische Kultur hat
von Anfang her kräftige und wert-

(. Iuniheft (90s) 285
 
Annotationen