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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 22,3.1909

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Heft 17 (1. Juniheft 1909)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8816#0386
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Mit Ferdinand von Reznicek ist wieder ein Vrelumstrittener
gestorben. Man hörtc gelegentlich sagen, Simplizissimns-Nnmrncrn mit
seinen „pikantcn" Bildern würden doppelt so gern gekauft, hörte das
sagen nicht eben zn Rezniccks Lobe. Es läßt sich anch gar nichts davon
wegdenteln: er war in doppeltem Sinne „pikant", war's im gnten
pikanter Technik, war's aber mitunter anch im übcln. Trotzdem meine
ich, datz die Zukunft über den vielleicht erfolgreichsten aller deutschen
Zeichenkünstler des letzten Iahrzehnts frcundlicher urteilen wird, wcnn
sie ihn zum Beispiel mit Heilemann verglcicht, der, fürchte ich, in
der Gunst der Mcnge sein Nachfolger werden wird. Wir zeigen den
Frühverstorbenen von einer andern Seite und von einer, die uns lieber
ist, als die „pikante", zeigen Rcznicek als Satiriker im eigentlichsten Sinn.
Die „Familie des Hcrrn von Krach" (die natürlich auch aus dem „Simpli--
zissimus" stammt) ist mit allcn ihren „Mischungen" ein Meisterstück humor-
voller Satire und physiognomischer Kunst. Aber erst bei einem genauen
Vergleiche mit dem Text blitzt sie in allen ihren Spotten. Hier ist die
Lcgende: (. Seine Exzcllenz Gottlieb Leber^cht Freihcrr von Krach, General
a. D. — 2. Viktoria Freifräulcin von Krach, Stiftsdame. — 3. Bitterolf
Freiherr von Krach, Obcrleutnant. — H. Olga Freifrau von Krach, geb.
Meier (dic Einberuferin des Familientages). — 5. Sigurd Freiherr von
Krach, welcher dic (. Ghmnasialklasse mit Note I absolviert hat. — 6. Ioseph
Freiherr von Krach, welcher in Amerika den Beruf eines Zahlkellners
ausübte. — 7. Daisy Frcifrau von Krach, gcb. Miß Black-Louisiana, welche
ihren Gatten nach Europa mitbrachte. — 8. Tommy Freiherr von Krach-
Black, welcher bei dieser Gelegcnheit zum erstenmal photographiert wurde.
— 9. Lamillo Frciherr von Krach, Dienstmann am Odeonsplatz.

Die Illustrationsbeilageu „Neubauten der Rcichsbank" und
„Das Gohliser Schlößchen" werden durch die zugehörigen Nund-
schaubeiträge erläutert. A

-,»nsre Notenbeilage gibt zunächst, mit Vcwilligung von Breitkopf k Härtel,
^Zwei Proben ans dem Notenbnch des jnngen Mozart, über das
im (5. Heft gesprochcn wurde. Sie mögcn zugleich als Nachtrag zu dcm
Lhema „Kinderkunst" gelten.

Unsern Rundschaubeitrag über dasfranzösischcVolkslied sollcn
zwei Proben erläutern. Sangeszauber — Klangcszauber! Das eine Stück
ist das wundervoll melodische, nachtigallensüße Sehnsuchtslied „Ln rsvenant
äe noces", das wir in einer singbaren Vcrdeutschung mit einer ganz ein-
fachcn Begleitung für Laute oder Gitarre bringen. Wcr kennt dics Kleinod
diesseits der Vogescn? Die wciteren Strophen seien gleichfalls mitgetcilt:

2. Setzte mich auszuruhen
An eincn Wasserfall,

O wie so klar das Wasser,
Leuchtend wie Bcrgkristall!

3. O wie so klar das Wasser,
Leuchtcnd wie Bcrgkristall!
Da hab ich badcn müssen
Wohl in dem grüncn Schwall.

Da hab ich baden müssen
Wohl in dem grünen Schwall.
Droben vom höchsten Aste
Sang eine Nachtigall.

5. Nachtigall sing, o singe,

Wie ist dein Sang so hehr!
Mir schlägt das Herz so bange,
Hab keinen Liebsten mehr.

(. Iuniheft (909

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