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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

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Heft 4 (2. Novemberheft 1909)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0343
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Llnter uns

nicht — und ziunal nicht an den
so beliebten großen Gegenständen,
wie „Katholizismus und Ultra-
montanismus", „die soziale Frage",
„Alkohol nnd Sexualcthik", „das
Iudentum" — sondern sie verwir-
rcn sich im Disput. Nicht immer,
gewiß, das Talent wird sich auch
hier befruchten können, aber für
den „freien Studentcn" von Durch-
schnittsbegabung liegt die Halbbil-
dung im übeln Sinne auf diescm
Wege zum mindesten ebcnso nahe,
wie die pcrsönlichkeitfestigende Wir-
kung oder die Geschicklichkeit im
Redcn und Debattiercn als solchem,
die auf den Effekt, auf das „Tot-
reden", auf den Scheinsieg ausgeht.

Dnrch eine Umgestaltung des
Hochschullebens im weitesten Sinn,
durch eine Umgestaltung des Ver-
hältnisses zwischen Lehrenden und
Lernenden (gerade hierin könnte von
den Studenten mancher „erste
Schritt" getan werden) könnte sich
nach meiner Meinung eher jene
„Basis ausbilden", von dcr die
Studenten träumen.

Die Berliner frcic Studenten-
schaft, die rührig war wie wenige,
ist einmal aufgelöst worden, weil
nur Vereine mit dcn akademischen
Behörden in Vcrhandlung treten
können, die Freistudentenschaft aber
ablehnt, sich als Verein zu orga-
nisiercn. Wir hätten gewünscht,
die freien Studenten hätten das
nicht nur als Gelegenheit benutzt,
sich zu bcschweren, sondern als
günstigste Anregung, ihrc Grund-
sätze zu revidicren. Möge man
nach nunmehr doch schon zehn-
jährigem Versuchen zu der klaren
Lrkenntnis dessen kommen, was
hier zu leisten möglich ist, was
nicht. Vielleicht, daß dann in ab-
sehbarer Zeit jenes viele ältere
und reifere Studenten fernhaltende
Odium sich verliert, das dcm Frei-
studententum heute anhaftet, und

nicht nur anhaftet wegcn des
„häufig fehlenden gesellschaftlichen
Schliffes". So wie die freie Stu-
Lentenschaft jetzt sich gibt, steht
meines Erachtens kaum zu hoffen,
daß sie ihre stolzen Pläne erfüllen
und „dic innerliche moralische
Kraft haben wird, das akademische
Leben umzuwandeln".

Dennoch: Man darf sich freuen,
wenn überhaupt Regsamkeit und
Vorwärtsdrang im akademischen
Lcben sich zcigen. And zur Auf-
stellung erreichbarer Ziele sollte
man die freien Studenten nicht
nur anrcgen, man sollte auch ihre
Verwirklichung unterstühen. H. H.

Llnser Dürerbundsignet

ist jetzt geschützt. Das ist die sehr
erfreuliche Mitteiluug, die wir heute
den Freunden machcn können. Dop-
pelt erfreulich, weil sie eigentlich
unverhofft kommt. Die Leser erin-
nern sich des Aufsatzes „Vernunft
wird Unsinn, Wohltat Plage"
(Kw. XXII, (7), in dem wir mclden
mußten, daß das Patentamt die
Eintragung verweigert habe, weil
die „Äbereinstimmung" des Zeichens
mit dem eines Nürnbergcr Papier-
händlers „festgestellt" sei. Auf unsre
Berufung hin ist diese Entscheiduug
aber aufgehoben und nunmehr das
Zeichen eingetragen und dadurch für
uns geschüht worden.

Das hat nicht bloß deshalb Be-
deutung, weil uns nun keiner mehr
die Führung des uns lieb gewor-
denen Signets verweigern kann. Es
hat wichtigere Bedeutung dadurch,
daß wir nun auch selbst in der Lage
sind, Unbefugten das Kundenlocken


Kunstwart XXIII, H
 
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