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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,3.1912

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Heft 13 (1. Aprilheft 1912)
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Sprechsaal
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9027#0028
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nicht am Platze. Wer dieses einfache Beispiel begreift, der versteht auch
Goldsteins Klageruf im Kunstwart.

Aber dieser Klageruf wird schwerlich Früchte tragen. Goldstein spielt
wohl keine Rolle in den jüdischen Verbänden, sonst müßtc er darüber unter-
richtet sein, daß man dort ganz anderen Zielen entgegenstrebt als denen,
die er zeigt, und daß man dort sein Vorgehen recht unlieb empfinden wird.
Weiß er nicht, daß wir rund sSO rein jüdische Literaturvereine in Deutsch-
land haben (also solche, die überhaupt keinen Nichtjuden aufnehmen), und
daß so mit aller Gewalt auf unkontrollierten und für uns unkontrollicr-
baren Wegen jüdische Dichtung und Kunst unserem Volke als deutsche auf-
gezwungen wird? Und das ist nicht das cinzige, was dazu Zu sagen wäre.
Aber als vor wenigen Iahren ein Verband deutschvölkischer Schriftsteller
entstand, der auch seinerseits jüdisches Blut ausschloß, da zeterten eine
ganze Reihe „deutscher" Blätter aus Leibeskräftcn über diese Sache und
suchten die deutschen Literaten bei dem Ehrgefühl zu fassen, daß sie es
ablehnen sollten, sich mit solcher Deutlichkeit als Nichtjuden zu bekennen.
So steht es bei uns. Es scheint, Moritz Goldstein weiß noch nicht alles,
was man zn der von ihm angcpackten Frage wissen muß, um klar zu seheu.
Und deshalb ist auch nicht anzunehmen, daß die Inden seinem Rate folgen
werden. Im Gegenteil. Wenn man die Dinge sieht, wie sie liegen, ist die
Beherrschung der deutschen Kultur durch die Iuden nur ein Leilziel,
nur ein vorläufiges, und das Trachten der Iudenheit geht — ihren alten
Verheißungen gemäß — sehr wesentlich weiter.

Wenn unser Volk das erst allgemein erkennen wird, dann allcrdings
darf man wohl hoffen, daß sich die Vorschläge Goldsteins erfüllen. Dann
sorgen die Deutschen dafür (wir hoffen, daß sie die Kraft dazu noch auf-
bringen werden); denn die Iuden von sich aus tun es sicherlich nicht.
Und ein altes deutsches Sprichwort sagt: „Wenn man die Ohren des Wolfes
gesehen hat, ist er nicht mehr gefährlich."

D

Bei der außerordentlichen Bedeutung der jüdischeu Frage werdeu
wir deu Erörterungen darüber noch einen weiteren „Sprechsaal" vor-
behalten. Anch dann wollen wir aller Vorsicht wegen immer noch
einige Wochen lang auf etwaige öffentliche Besprechungen warten,
damit uns keiner nachsagen kann, wir redeten vorschnell. Dann
aber muß mit unserm eignen Schlußwort diese Aussprache für den
Kunstwart anch erledigt sein. A

Lose Blätter

Anna Croiffant-Nufts neuere Werke

hcute hat dic Dichterin der „Nann", des „Felscnbrunner tzofs"
^R^und vicler Novellen noch nicht allzu viele Frennde, mindcstens nicht
^^^im Verhältnis zu dcm stattlichen Anhang so mancher andrer schrei-
bender Fraucn, für die ihre „spezifisch wcibliche" Abgcstimmtheit, oder ge-
rade ihre souderlich „unwcibliche", crstaunliche Dingbildkraft, ihre hin-
gebungvolle Sprachlyrik oder sonst ein ganz besondrer Nebenreiz warb. Wirk-
lich wird man schwer in den Werkcn Anna Lroissants irgendwelchc Wirkun-
gen diescr Art finden. Sie erzählt lebendige Begebenheiten, die wedcr für den

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