Kreis nicht Begabungen schließen, deren Phantasie stärker arbeitet, als
die seiner Theoretiker? Ansätze zu phantasievoller Tätigkeit sind ja auch
jetzt schon da. Aber je mehr etwa „Futuristen" zu den Tiefen des An-
bewußten kommen sollten, je wcniger würden sie im Sinn ihrer
gegenwärtigen Kalcidoskopbilder Futuristen sein. Alle diese Maler
jedoch, auch die deutschen Phantasiekünstler, auf die ich hier deutete,
und die auch vicl zu vernünftig sind, nach Art der Italiener in ihrer
Kunst „die" Zukunft zu sehn, werden seltene Spezialisten bleiben müssen.
So gewiß, wie uns denn doch das Wache mehr angeht, als der Traum. A
Lose Blätter
Aus Johann Gottlieb Fichtes Schristen und Briefen
ichtes Büchcr haben mit wenigen Ausnahmen keine größere Ver-
brcitung gefundcn. Nach seinem Tode lebte bald nur noch sein
bcrühmter Namc. Die Bücher wurden schließlich verramscht, sie
sollen zum Tcil auch eingestampft scin, noch vor zehn Iahren konnte
man einem der Verleger einen Gefallen tun, wenn man ihm von der
Nestauflage, die auf seincm Boden lagerte, ein Exemplar abnahm. Auch
die Gcsamtausgabe, die Fichtes Sohn Immanuel Hermann (diese Vor-
namen sind höchst charakteristisch für den Vater!) um die Mitte des
vorigcn Iahrhundcrts vcranstaltete, „ging nicht recht" im Buchhandel.
Sie erweckte in weiteren philosophischen Kreisen keinerlei Verständnis.
Erst scit dem lctzten Iahrzehnt ist man wicder allgcmeiner gcneigt, Fichte
für mehr als ein historisches Kuriosum gelten zu lassen. Die Original-
ausgabcn und die Gesamtausgabe, die nur noch antiquarisch zu haben
sind, steigen sehr im Prcise. Da war es zu begrüßen, daß Fritz
Medicus, der durch scine Vorträge an der Universität Halle viel zur
Wiederbelebung des Interesscs an Fichte getan hat, cine sechsbändige
Ausgabe hcrausgab, deren jetziger Verlcger Felix Meiner in Leipzig
auch cinzelne Bände abgibt.
Wer einen konzentricrten Eindruck von Fichtes Weltanschauung gc-
winnen will, sollte vor allem die „Bestimmung des Menschen"
lesen. Sie ist bei Meiner für (,80 Mk., bci Reclam für wenige Groschen
zu habcn. In den bciden crsten Teilcn des Büchleins: „Zweifel" und
„Wissen", stellt Fichtc in sehr lebendiger Sprache sein Ringen nach
Erkenntuis dar, im dritten Teil: „Glauben", behandelt er den Gegensatz
von Wisscnschaft und Leben und gibt die Grundzüge seiner praktischcn
Lebensanschauung. Er schrieb das Buch für Laien und hat später bei
gclegcntlichen Anfragcn auf diese Arbeit als auf eine zur Einführung
geeignete hingewiesen. Die Lektüre des zweiten Teils verlangt frcilich
wegen der Schwierigkeit des Stoffes eine starke geistige Anspannung.
Das Wesen dcr Wissenschaftslehre hat Fichte ferner scharf umschrieben
in dcm „Sonnenklaren Bericht an das größere Publikum, über
das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie. Ein Versuch, die Lescr
zum Verstehen zu zwingen" (Mcincr, Leipzig, (,20 Mk.). Die Schrift ist
von heftigem Unmut gegen die Interpretationen seiner Philosophie durch
die „Philosophen von Profession" erfüllt. Als nationalen Propheten
(. Iuniheft (9(2 28(
die seiner Theoretiker? Ansätze zu phantasievoller Tätigkeit sind ja auch
jetzt schon da. Aber je mehr etwa „Futuristen" zu den Tiefen des An-
bewußten kommen sollten, je wcniger würden sie im Sinn ihrer
gegenwärtigen Kalcidoskopbilder Futuristen sein. Alle diese Maler
jedoch, auch die deutschen Phantasiekünstler, auf die ich hier deutete,
und die auch vicl zu vernünftig sind, nach Art der Italiener in ihrer
Kunst „die" Zukunft zu sehn, werden seltene Spezialisten bleiben müssen.
So gewiß, wie uns denn doch das Wache mehr angeht, als der Traum. A
Lose Blätter
Aus Johann Gottlieb Fichtes Schristen und Briefen
ichtes Büchcr haben mit wenigen Ausnahmen keine größere Ver-
brcitung gefundcn. Nach seinem Tode lebte bald nur noch sein
bcrühmter Namc. Die Bücher wurden schließlich verramscht, sie
sollen zum Tcil auch eingestampft scin, noch vor zehn Iahren konnte
man einem der Verleger einen Gefallen tun, wenn man ihm von der
Nestauflage, die auf seincm Boden lagerte, ein Exemplar abnahm. Auch
die Gcsamtausgabe, die Fichtes Sohn Immanuel Hermann (diese Vor-
namen sind höchst charakteristisch für den Vater!) um die Mitte des
vorigcn Iahrhundcrts vcranstaltete, „ging nicht recht" im Buchhandel.
Sie erweckte in weiteren philosophischen Kreisen keinerlei Verständnis.
Erst scit dem lctzten Iahrzehnt ist man wicder allgcmeiner gcneigt, Fichte
für mehr als ein historisches Kuriosum gelten zu lassen. Die Original-
ausgabcn und die Gesamtausgabe, die nur noch antiquarisch zu haben
sind, steigen sehr im Prcise. Da war es zu begrüßen, daß Fritz
Medicus, der durch scine Vorträge an der Universität Halle viel zur
Wiederbelebung des Interesscs an Fichte getan hat, cine sechsbändige
Ausgabe hcrausgab, deren jetziger Verlcger Felix Meiner in Leipzig
auch cinzelne Bände abgibt.
Wer einen konzentricrten Eindruck von Fichtes Weltanschauung gc-
winnen will, sollte vor allem die „Bestimmung des Menschen"
lesen. Sie ist bei Meiner für (,80 Mk., bci Reclam für wenige Groschen
zu habcn. In den bciden crsten Teilcn des Büchleins: „Zweifel" und
„Wissen", stellt Fichtc in sehr lebendiger Sprache sein Ringen nach
Erkenntuis dar, im dritten Teil: „Glauben", behandelt er den Gegensatz
von Wisscnschaft und Leben und gibt die Grundzüge seiner praktischcn
Lebensanschauung. Er schrieb das Buch für Laien und hat später bei
gclegcntlichen Anfragcn auf diese Arbeit als auf eine zur Einführung
geeignete hingewiesen. Die Lektüre des zweiten Teils verlangt frcilich
wegen der Schwierigkeit des Stoffes eine starke geistige Anspannung.
Das Wesen dcr Wissenschaftslehre hat Fichte ferner scharf umschrieben
in dcm „Sonnenklaren Bericht an das größere Publikum, über
das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie. Ein Versuch, die Lescr
zum Verstehen zu zwingen" (Mcincr, Leipzig, (,20 Mk.). Die Schrift ist
von heftigem Unmut gegen die Interpretationen seiner Philosophie durch
die „Philosophen von Profession" erfüllt. Als nationalen Propheten
(. Iuniheft (9(2 28(