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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,3.1912

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Heft 14 (2. Aprilheft 1912)
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Avenarius, Ferdinand: Allgemeingut: und Grenzen kaufmännischer Verwaltung
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9027#0107
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Zulassungen vou Reklameu iu öffentliche Anstalten, die jetzt schon
zu verzeichnen sind, auf nichts Geringeres, als daß wir an einem
sehr wichtigen Scheidepunkte stehn.

Führt es links zur Vermarktung auch der öffentlichen Einrich-
tungen, so zeigt unsre Zeit gottlob auch an, wohin es zur Rechten
fnhrt. Nicht nur unsre Zeit, die ganze Vergangenheit in jedem
Lande von Kultur. Die Stätten und die Gaben der Sffentlichkeit
seien Stätten und Gaben der Würde, der Ruhe, der Schönheit, die,
was der einzelne sich vielleicht nicht schaffen kann, dem einzelnen
von Allgemeinheits wegen bieten — das ist das gesunde Gefühl,
und es geht ja durch alle Völker, die sich und ihr Gemeinwesen
achteten, alle die Iahrhunderte her. Sieht man, wie lebendig es
vor jedem Staats- oder Stadtbau auch in unsrer deutschen Gegenwart
sich regt, so hofft man auch, daß jenes „kaufmännische Prinzip" an
falschen Orten heute noch leicht „unterzukriegen" ist, wenn wir nur
erst seine Verstiegenheit erkennen. Aber das müssen wir auch, wir
müssen alle Zulassung von Reklamen in unsre öffentlichen Einrich-
tungen irgendwelcher Art grundsätzlich ohne jede Ausnahme ab-
lehnen — und grundsätzlich überall abschaffen, wo wir sie schon
zugelassen haben.

Der Staatsgedanke, das Gemeinsamkeitsgefühl, das ist es, was all
diesen Wünschen ihr letztes Gewicht gibt. Seinetwegen rufen wir das
prin cipiis ob st a gegenüber dem Eindringeu der Reklame, seinet-
wegen verlangen wir ein k ünst leris ch es Gestalten, das heißt nichts
andres als: ein Ernstmachen hinsichtlich der Gestaltung überhaupt.
Nm seinetwillen rufen wir bei allen öfsentlichen Betätigungen nach
Schönheit, nach Ruhe. Es liegt im Interesse des Staats und jeder
Obrigkeit überhaupt, daß sich nach Möglichkeit wohl fühle, wer mit
ihnen in Berührung kommt. Der alte Begriff, nach dem der Staat nur
der Kommandierer und der „Nntertan" nur der Gehorcher zu sein
hatte, darf auch in den augensichtlichen Erscheinungen der allgemeinen
Einrichtungen nicht mehr nachspuken, jeder muß dort seine Sache,
muß dort sich mitfühleu. Iknd in gewissem Sinne sonntäglich:
als losgelöst vom Markt mit seinen Sorgen und seinen Häßlichkeiten,
als hinausgeschoben über das werkelnde Einzeldasein, als Teil der
Allgemeinheit, die als solche nicht das Schlechte, sondern das Gute zu
pflegen hat. A

Lose Blätter

Aus Alfons Paquets „Kamerad Fleming"

fAls vor einigcn Iahren Paquet sich mit seinem Buch „Auf Erdcn"
vor die Frcundc der jungen suchenden Dichtung stellte, war nach kurzcm
Kennenlernen fühlbar, daß sein Auge die Welt nicht sah wie sie ein
paar hundert andcrn Augen sonst auch erschien. Und über allen Zweifel,
was denn aus diesen in Farben leuchtenden, in Zuckungen gärenden,
von rastloscm Temperament überhauchten Bruchstückcn eines Weltbildes
sich gestalten werde, siegte doch die Frende, daß wieder einmal weitere
Gefilde und entferntere Sichten über das große Getriebe der Erde sich

2. Aprilheft M2 7^s
 
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