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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,3.1912

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Heft 18 (2. Juniheft 1912)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9027#0492
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Sache anleiten kann, und wie die
Iungen von ihm lernen sollen, den
noch Iüngeren ein gntigcr, hilfs-
bereiter Onkel zu sein, das habe ich
in der Dürerbundflugschrift (Nr. 97)
„Frohe Mußestunden" aus
zwanzigjähriger praktischcr Erfah-
rung zu zeigen versucht.

Leo von Egloffstein

DieAussprache zurJuden-
frage

bringt uns noch immer neue Bei-
träge, Anregungen, Anfragen. Ihre
Fortführung und Erledigung ist für
dcn Kunstwart mit voller Absicht
zurückgestellt, wie ich mitteilte: um
abzuwarten, was an öffentlichen
Äußerungen zur Sache in den Zeit-
schriften erschcincn würde. Aber
Fortführung und Beendigung dieser
Aussprache wird im Kunstwart u n-
bedingt erfolgen, die Sache
ist so außerordcntlich wichtig, daß
sie nicht abgebrochen wcrden d a r f.
Ebcnsowenig denke ich daran, den
„Kunstwart" um cine klare Bezeich-
nung seines Standpunktes „her-
umzudrücken". Da unser nächstes
Heft, wie alljährlich eines um diese
Zeit, als „Neiseheft" erschcint, bitte
ich die Leser, sich bis zum 20. odcr
2(. tzefte geduldcn zu wollcn, bis
dahin wcrden wir das nötige Ma-
terial beisammen habcn. A

Erdarbeit

ie ihr nicht wißt, was es heißt,
von Sonncnaufgang bis Son-

ncnuntergang zu arbeiten, um
dann in tierischen Schlaf zu
fallen, ihr seid dem Fluch des
Sündenfalls entgangcn — denn es
ist ein Fluch zu fühlen, wie die
Seele im Wuchs stillstehk, wäh-
rend der Körper sich in die Erde
hineinwühlt. Geh hinterm Ochsen
her, der den Pflug zieht, und
laß das Auge tagaus tagein auf
die graue Erdscholle blicken, und
du wirst schließlich vergessen, zum
Himmcl hinanfzusehen; steh mit
dem Spaten da und grab einen
Grabcn bci brennender Sonnen-
hitze, und du wirst fühlen, wie du
in den wasserkranken Boden sinkst
und deiner Seele ein Grab gräbst.
Das wißt ihr nicht, die ihr euch
den ganzen Tag übcr erlustigt
und in einer freien Stunde zwi-
schen Frühstück und Mittag ar-
beitet, um dann eure Seelen im
Sommer auszuruhen, wenn die
Erde grün ist, wo ihr die Natur
genießt als cin Schauspiel, das
veredelt und erhebt. Für dcn
Erdarbeiter gibt es die Natur
in dieser Weise nicht; der Ackcr
ist Brot, dcr Wald ist Holz, dcr
See eine Waschschüssel, die Wiese
Käse und Milch — alles ist Erde
ohne Seele! ....

Da empörte sich mcine Seele,
ich beschloß, mich auch dem Fluch
des Sündenfalls zu entziehen —
und ich wurde Künstlcr.

Strindberg

Unsre Bilder und Noten

^r^-s fügt sich, daß die Bilder auch dieses Heftes, als kleine Bcgleit-
T^*gaben zu Gedenktagen, zu dreien nicht wegen ihres Knnstwcrtes an sich,
wegen der Männer dargeboten werden, die sic darstellen. Zu
dem Bildnisse I. I. Nousseaus von C. H. Watelet (nach Taraval),
sowie zu den bciden Bildnissen Strindbergs von C. Larsscn und
Paul Neuner wären allc Bcgleitworte übcrflüssig.

Bielleicht wärcn sic das auch zu dem Landschaftsbilde von W. L. Leh-
mann, dem Schweizer, wcnn wir die Beschauer nicht zu einem kleinen

Lebende Worte

2. Iunihcft (9(2

^23
 
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