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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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_ Deshalb miüiſſe es doppelt genau damit

. quf die nächſte Sitzung verschoben.

62



ſ <hlag gebras t, von dem Miniſterium auf die Hilfte #rsßigt und noth wohl-
friler ausgeführt wonnen. .Ñ.niÊ.e.Ê.Q'E. .

Der Sturzcommiſssär miüſſe so lange in der 6 arniſon verweilen, bis sein
Geschäft fertig sei und die Ueberſchreitung betrage nur 57 gn...

und von dem häufigen Wechsel her. Der Grund warum nicht mehr verlangt
worden, sei der, weil sich das Bedürfniß nicht leicht berechnen laſſe. Weitere
Ueberſchreitungen rührten von nothwendigen Verbesserungen her. ..
î Seit 1819 hätten nur 4 Garnisonswechſel ſtattgehabt, und das sei nicht viel.
Die Depoſitencaſſe werde später zur Sprache kommen. Die Ersparungen
rührten davon her, daß von 7 Wachen drei nicht mehr bezogen worden.
Hiernach will der Redner keinen Stoff zu Beſchwerden finden.
Aus dem Zahlungsresultat nach Rechnungsnachweiſungen laſſe ſich eine
Verwaltung nicht beurtheilen. 1:82 1.it.s
Speierer will dieſer wohlvorbereiteten Kritik nicht folgen, sondern ſich erſt
bei den einzelnen Poſten erklären, bedauert aber, daß die meiſten Erläuterungen
in der Commiſſion nicht ertheilt woven.
Hauptm. uv. B ö >h ; Der Bericht sei in der Commiſſion verleſen worden;
derselbe sei von der Art, daß man ihn mehrmal wieder leſen müſſe, wenn auch
nicht aus Wohlgefallen, sondern um ihn zu ſtudiren; trop dem habe er ſchon
in der Commiſſion vieles erläutert. i ; M .
hate "innig vie Bejchtüf gefaßt, va ehe große Summen 64.300000 sl)

ür das Militär bewilligt seien, ganz mit Uebereinſtimmung der Regierung, und

trotz dem sei eine Ueberſchreitung von mehr als 40,000 fl. vorgefallen, wäh-
rend die Ausgaben hätten verſchoben werden können. ;
_ Weller:. Das Budget des Kriegsminiſteriums sei ungeheuer angeschwol-
len, man habe alles Verlangte bewilligt und deßhalb auch auf sparſame Verwen-
dung rechnen dürfen. Die Aufgabe der Kriegsverwaltung sei nicht blos zweck-
î mäßig zu verwalten, sondern hauptsächlich mit den bewilligten Geldern auszu-
Man habe mit der überflüſſigen Stelle eines Diviſions-Commandeurs frü-
Her einen alten Militär belohnen und nachdem man dieselbe einem apanagirten

Prinzen habe übertragen wollen, hätte man damit doch wenigstens abwarten
sollen, bis die Besoldung vacant geworden wäre.

_ Was die Pferde betreffe, ſo hätten niedere Preise hingereicht, wenn man
nicht ohne Grund darauf beſtehen wollte, daß die eine Schwadron Rappen,

die andere Schimmel, die dritte Braunen reiten müßten; wenn ein Mann einen

Schimmel ſtatt eines Rappen reiten müſſe, so breche er darum noch nicht den Hals.
_ c Haeauptm. v. Bö kh: Bei dem Diviſionär habe man den Dienſt und nur
y Dist n Auge gehabt; wenn man Pferde verschiedener Farben zusammen
telle, ſo koſte das nicht mehr. .
he Schaaffz Er zt h; Bericht Poſition für Poſition durchgegangen und
durch sein eigenes Studium vor der Rechtfertigung sich überzeugt, daß kein
Orund zu einer Beſchwerde vorhanden sei. Eine Beschwerde gegen einen Mi-
niſter sei ein schwerer Akt. Dazu gehöre mehr. : q. ui
Man ſ ei unzufrieden mit der Mllitärorganisation überhaupt; wenn aber
auch dazu Gründe vorhanden seien, ſo habe das die Militärverwaltung nicht
Zu. . 9 Die Diviſionärſtelle sei keine vorübergehende und die Bundesmi-+
litärverwaltung verlange deren. ſtänvige Beſezung. Daß die Besoldung neben
dem Sterbquartal erscheine, sei geſeßslie. uw.
Reich enbach: Es ſei eine allgemeine Klage der Landleute, daß die Mi-
litärverwaltung die Pferde lieber im Ausland als im Inlande kaufe.
Schaaf: Das komme von den hohen Preisen her. y ;
î Haupm. v. Böckh: Jedes Jahr werde im ganzen Lande Muſterung. ge-

. halten; vom Einen könne man nicht kaufen, weil die Preiſe zu hoch seien, vom

Andern nicht, weil die Pferde im zweiten Jahre schon eingeſpannt würden und
deshalb nicht brauchbar seien. t. ...
Bassermann: Der Abg. Schaaff spreche immer für alle Summen für

das Militär. Die Auszahlung des Sterbquartals ſei nicht gerügt worden, aber

das habe man gerügt, daß man nicht abgewartet have, bis die Besoldung
wieder vacant geweſen. Der Hr. Reg.-Commiſſär spreche nur von kleinen Ue-
berſchreitungen, die großen übergehe er, -wie 10,000 fl. für verschiedene Aus-
gabenz auch ſpreche er nicht von den hohen Summen welche bewilligt gewesen.
Die vielen Penſionirungen gesunder Offiziere seien nicht gerechtfertigt; und

die Garnſisonswechſel hätten verſchoben werden können, bis die Koſten derselben

bewilligt gewesen seien. Was die beſschwerende Vorstellung betreffe, so habe
der Berichterſtatter, ein ruhiger Mann in grauen Haaren, den Antrag geſstellt,

î Ö eine. Beſchwerde zu erheben und die Mitglieder der Commisson, denen man im-

mer Leidenſchaftlichkeit vorwerfe , hätten die Beschwerde auf eine Vorſtellung

ggqemildeee.

î Das Militärbudget betrage den vierten Theil aller Einnahmen und ſteige
jedes Jahr durch die gewaltſame Auslegung der Bundeskriegscommission; rechne
man die nicht ausgegebenen Gelder, so betrage die Uebersſchreitung über 70,000 fl.
und ſolche UÜeberſchreitungen dürfe man nicht aufkommen lassen, weil dies die

Folge habe, daß das Budget immer höher werde. us uh
_ Aluf vem legtten Landtag habe der Präsident des Staatsminiſteriums die
größte Sparsamkeit empfohlen und wenn man den Anträgen der Commission
nicht beiſtimme, so gebe man jeder Ueberſchreitung einen Freibrief. uf
. HGeottſchalk: sein Grundsatz sei, gerecht zu sein; er verlange aber das

W Nämliche von der Regierung. Seit die Verfaſſung bestehe, habe man die Größe
des Militärbudgets beklagt, und seitdem ſei es um eine Million gestiegen; das |
zer Sparsamkeit. Es laſſe ſich Vieles verſchieben. Mit der Anstellung des |

Diviſionärs hätte man bis zu einem Kriege warten können; in andern Fällen
warte man immer ab, bis das Sterbquartal bezahlt sei, und dann besetze man
die Stelle. Wenn von der Regierung der Wunſch geäußert worden wäre, ſo
wäre die Stelle auch ohne Beſoldung zu besetzen gewesen. Den Ruhm, die
ſchönſten Soldaten zu haben, könne man größern Staaten überlaſſen. In
Württemberg gehe man sparſamer zu Werren. ; 6.4
Hecker: Unsere Militärorganisſation koſte nicht nur sehr viel Geld, son-

dern raube dem Land die produktiven Kräfte, d. h. die arbeitenden Hände und

sei das Haupthinderniß, warum unſer Nationalreichthum nicht izſ!;thaes könne.
der Berichterſtatter sei ein Mann von Eiuſicht , m e hier tein Urthäit
weil er die Details nicht kenne, so heiße das so viel als : unsere Arbeit iſt ein
so unaufgeklärtes Chaos, das ſich ein verſtändiger Mann nicht aufklären kann
und das man nicht im Stande iſt ihm klar zu machen. | ! H

Die Sitzung wird geſchloſſen und die Discussion über die einzelnen Poſten

Nächſte Sizung: Uebermonnn.
Tagesordnung: Die obenerwähnte ſpecielle Discuſſion, und Discussion
über einige Berichte der Petitions-Commiſſioen. ww s.



> D. d 0 4 Ö Deutfchlai o ) . .
Kaſſel, 1. Jan. (D. Allg. Ztg.) Durch einen Erlaß aus dem Mini-
ſterium des Innern an die Provinzialregierungen zu Hanau und Marburg

_ | ward ſchon vor einiger Zeit verfügt, daf diese den dortigen Di sſid enten von
Die Ubberſchreitung der Etappengelder rührten von dem größern Dienſtſtand |

der römiſch-katholiſchen Kirche eine höchſte landesherrliche Entſchließung bekannt
zu machen haben, wonach auch Privatverſammlungen der Mitglieder dieser Sekte

ferner nicht geduldet werden sollen, die Hausandacht ihnen jedoch unbenommen
| bleiben möge. Das königl. ſächſiſche Miniſterium verſteht schon unter der ver-

faſſungsmäßigen Gewiſsensfreiheit auch das Recht des Privateultus; in Kurheſ-
sen aber scheint man sogar die in der Verfaſſungsurkunde ausgesprochene voll-
kommene Freiheit der Religionsübung-4 nur mit „„Geſtattung einer Hausandacht--

für gleichbedeutend zu halten. Iſt denn unsere deutſche Sprache wirklich so ganz

princip- und rathlos , sobald sie dazu dienen ſoll , rechtliche Zuſtände zu ſichern?
Die von den Deutſch-Katholiken in Kurheſſen verſuchten Schritte, eine Mil-
derung in der Strenge der gegen ſie ergriffenen polizeilichen Maßregeln zu er-
zielen, ſind erfolglos gewesen. Vergeblich haben ſie ſich auf den g. 30 des
Staatsgrundgeſeses vom 3. Jan. 1831 berufen, worin ſich verordnet findet:
„Jedem Cinwohner ſteht vollkommene Freiheit des Gewissens und der Religions-
übung zu.« Für diese Freiheit beſteht verfaſſungsmäßig in Kurheſſen blos die
Beschrärkung, welche in dem nämlichen Paragraphen hinzugefügt ſich findet,

| „daß die Religion nie solle als Vorwand gebraucht werden dürfen, um ſich ir-

gend einer gesetzlichen Verhindlichkeit zu entziehen-.. ;
Stuttgart, 6. Januar. . (Fr. J.) Dem hiesigen deutſch -katholiſchen
Geiſtlichen Wü r mle iſt von Seiten des Miniſteriums des Innern auf seine
Eingabe in Betreff des Religions-Unterrichts der deutſch-katholischen Jugend be-
deutet worden, daß er ſich deßhalb an die betreffende Stelle, nämlich an das
königl, Conſiſtorium zu wenden habe, was von demselben mit der Bitte baldi-
ger. Erledigung der Sache geschehen iſte. Man erfährt also daraus , daß das
proteſtantiſche Conſiſtorium vorerſt als die vorgesetzte Kirchenbehörde der Deutſch-
Katholiken betrachtet wire. ;
DOldenburg, 5. Januar. (Brem. Z.) Mit Freude sahen wir vor län-
gerer Zeit unter den hiesigen Liedertafeln auch einen Gesangv erein von
Gesellen entſtehen. Als nun kürzlich auch von einem geselligen Verein junger
Handwerker die Rede war, hoffte man, daß ein ähnliches heiteres Unternehme
von weiterm Umfang im Werke sei. Seit aber am zweiten Weihnachtstage
die Eröffnung des Jünglin gs vereins stattgefunden, betrachtet man dieſe
Zusammenkünfte mit dem Auge des Mißtrauens. Denn es handelt ſich hier
weniger von einer edlen, geiſt- und herzerquickenden Geſelligkeit, deren die jun-
gen, in Heimath und Fremde so oft in tiefe Rohheit verſinkender Handwerker
gar sehr bedürfen, vielmehr ſcheint hier die Pflege verdüſternder Frömmelei beab-
sichtigt zu werden. Auch nahm der würdige, wirklich fromme Geiſtliche, der
quf die Bitte der Mitglieder den erſten Vereinsabend mit einer Rede eröffnete,
Gelegenheit, die jungen Männer in dieser Hinsicht ernstlich zu verwarnen. Möge
das entmannende ſchleichende Gift der Muckerei immer fern von uns bleiben!
Leipzig, 5. Januar. Zuverläſſigen Nachrichten zufolge iſt dem Prediger
Ronge von dem Kultusminiſterium untersagt wo den, ſeine deutſch kathol i-
sch en Glaubensgenoſſeu in Sachsen ferner zu besuchen. Höheren Orts ſollen
namentlich die Ehrenbezeugungen, die man Ronge in so reichem Maße geſpen-
det hat, übel aufgenommen worden sein. – Die Professoren an der hieſigen
Universität wollen an die Stän deverſamml ung eine Eingabe richten
um Aufhebung der die Lehrfreiheit beengenden Gesetze, um Entlaſſung der Stu-

denten aus der faſt ſchulmäßigen Aufsicht über- dieselben und um Einsetzung ei-

ues Ehrengerichts.

; Ut 7. Januar. Bis jetzt ſind noch keine nähere Nachrichten
aus Westpreußen eingegangen, als daß Thorn in Belagerungszuſtand erklärt
iſt, und dort zahlreiche Verhaftungen vorgenommen werden. Daß das 21. In-
fanterieregiment und das dritte Dragonerregiment nach dem Marienwerder Re-
gierungsbezirk gesandt worden sind, meldet die Preußische allgemeine Zeitung,

. sowie auch, daß dort eine „weit verbreitete’ Verſchwö. ung entdeckt worden sei.

Sie sollte, hört man, in der Sylveſternacht zum Ausbruch kommen, wurde aber

gam 30. Dezember verrathen, und es iſt der Regierung vermuthlich gelungen,

ſie im Keim zu erſticken. Damit soll auch, wie man jetzt erfährt, das Geheime

niß zusammenhängen, welche der Soldat aus dem Alexander-Regiment dem Kör J

nig verkündet hat. Er soll denselben vor dem 1. Januar gewarnt haben,. da
an diesem Tage eine Verſchwörung gegen ihn ausbrechen würde. Man soll
dies indeſſen zunächſt nur auf Berlin bezogen und hier alle Vorſichtsmaßregen
getroffen haben, um ein etwaiges neues Attentat zu. verhindern. – Sehr koo
misch iſt es, daß auf das Gerücht, daß es es ein Geiſt gewesen, der dem Sole
daten dieses Geheimniß offenbart habe, Juſtinus Kerner an einen hieſigen
Schriftſteller, der ihm in seiner Jugend befreundet war, geschrieben und ihn ge-
beten hat, ihm nähere Nachrichten über diesen Geiſt mitzutheilen, da er ihn
dann qualificiren und mit ihm in Rapport treten wolle. Aerger hat ſich diese
Geiſterſeherei noch niemals blamirt. . t . il .

_ 5. Januar. Morgen beginnen die Conferenzen der versammelten pro
teſtantiſchen Abge ordneten, auf welche ſich die allgemeine Theilnahme riche
tet. Der innere Zusammenhang, der kirchlichen und der politischen Intereſn
der Gegenwart treten allzu deutlich in der jeßigen Bewegung der Völker her-
vor, als daß ſie sich trennen ließen. Das Streben nach freier geiſtiger Ent-
wickelung iſt in den beiden identisch, und wie ſie ſich gegenseitig unterſtügen, so
iſt auch der Angriff auf beide ein gemeinsamer. Wort und Satzung ſoller
hier wie dort die Errungenschaft des Geiſtes beschränken oder aufheben. – Wit
wiſſen nicht, welches die Ergebniſſe dieser Conferenz sein werden, auch nicht
welche verschiedene Richtungen darin auftreten; die Vertreter des. Rationalismus,
Röhr und Bretschneider, sollen bekanntlich nicht erscheinen, wohl aber
heißt es, daß Beide nach Berlin kommen wollen, um in der Nähe zu ſein.

Will man Vermuthungen Raum geben, so möchte man behaupten, daß nach

der Zusammensetzung der Conferenz es wohl nur dahin kommen kann, ganz
allgemeine Grundſägße für die Verfestigung der protestantischen Kirche aufzuſtel-
len. Ein neues Glaubensbekenntniß zu begründen oder das Jahr 1530 zu er-
neuern, einen ſymboliſchen Glaubenszwang aufzufrischen, der in unserer Zeit
als Gewiſſenszwang erscheinen müßte, daran denkt jedenfalls (?) um ſo weni-

ger Jemand, da die verschiedenen deutschen Staaten schon durch ihre politiſchen

ESE E ES E SU O
„Geſtern Abend sind scharfe Patronen vertheilt und die Wachen, namentlich die
Hauptwache, verſtärkt worden. Die Unruhen, welche dieſe Anstalten erzeugt
haben, ergeht sich in mannigfaltigen Gerüchten. Es ſollen, sagt man, Fäden
einer politiſchen Verschwörung entdeckt sein, die ſich zwiſchen Straßburg , Brie-
ſen, Thorn und deren Umgegend hinziehen; auf Thorn ſei die Hauptanſicht der
Verschwörung gerichte. Heute Nachmittag 3 Uhr ward ein Mann auf die

. Polizei geführt, den man auf dem Dach eines Hauſes ergriffen haben soll, man
 
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