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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44008#0047

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zuge und Beſitze seiner wohlbegründeten Ansprüche entrückt ſieht u. s. w.--

-.. Personen im Gefängnisse. Ö

43

sagt, mit Feueranlegen beschäftigt. Die Forts außerhalb der Stadt und das
jenſeits der Weichsel sollen verproviantirt werden. Man ſpricht von einer Ver-
stärkung der Garnison. Factiſch iſt, daß der Commandant die Liedertafel,
welche Montags von 7 ~ 9 Uhr Abends in der Offizierſpeiſeanstalt außerhalb
des Thores sich zu versammeln pflegt, geſtern, während ſie sich bereits ver-
ſammelte, veranlaßt hat, anseinanderzugehen, so wie daß heute mit anbrechen-
der Dämmerung vier Kanonen auf dem Markte vor der Hauptwache aufge-
ührt ſinnſen. .. s .

f y g§verg an der Warthe, 5. Jan. Während viele Eſtaffetten hier

durcheilen, hat nun heute früh das 3. Dragonerregiment wirklich seine Garni-

sonen verlaſſen. Daſſelbe marſchirte jedoch nicht auf der Chauſseeſtraße nach
Bromberg zu, sondern es rückte geraden Weges über die Warthe ins Großher-

zogthum Pojen ein. In der betreffenden Ordre heißt es: „Um die ruſsisch-

polnische Grenze zu bese gen.« Vor dem Abmarsch erhielt jeder Soldat

H90 ſcharfe Patronen. + Jedenfalls müssen es wichtige Gründe sein, welche zu

einer Maßregel Veranlaſſung gaben, die so großes Aufsehen erregen wird. Selt-
sam erſcheint es, daß man zu diesem Detaſchement das 31. Dragonerregiment
beſtimmt hat, da ſich dasselbe aus dem Großherzogthum recurirt und zur größern
Hälfte aus Polen beſteht. Vom 2. Armeecorps iſt außerdem noch das s. In-
fanterieregiment und eine reitende Batterie nach der Provinz Posen commandirt.
Man jpricht auch davon, das hiesige Landwehrbataillon, welches zum dritten
ſjpuctert: gehört, ſollte mobil gemacht werden; doch bis heute iſt das ein blo-
zes Gerüche. ;
ß Hamburg, 5. Januar. (Brem. Z.) Die Discontobank iſt so gut
wie begründet; das Zutrauen zu derselben iſt außerordentlich und allgemein, und
eben dieſes Zutrauen macht ſie sicher; das Frankfurter Haus Rothschild hat
durch M. M. Mardurg hier "/, Million, ein anderes Frankfurter Haus eben-
falls !-, Million zeichnen lassen; Jeder beeilt sich, zu zeichnen, es ſteht sogar
in Ausſicht, daß das Kapital sich auf 10 Millionen steigern wird. Fortan
werden wir alſo hohen Disconto s mehr zu befürchten haben.
F [ Un q zfrankreich. ü :
Vom frauz. Oberrhein, 5. Jan. (Frf. J.) Ein Umla schreiben des
Präfekten des oberrheiniſchen Departements hat neulich einiges Aufsehen erregt,
denn es ward in demselben den Mairien anbefohlen, in der Folge darauf Be-
dacht zu nehmen, daß in der Klassifikation der Zög linge in den Schu-
len die Söhne der Reichen nicht besonders bevorzugt würden. Es scheint, daß
ein Mißbrauch der Art in der von rgeiſtlichen Brüdern-- geleiteten Anſtalt zu

Colmar ſtattgefunden hat. Die Poſtreform, für welche die Regierung mit
o schwerem Herzen die Jnitiative ergriff, iſt nun endlich von dem Ministerium

officiell verſprochen. Die Herabsetzung d s Briefportos wird übrigens durch-
aus nicht in dem Maßſtabe stattfinden, wie es in England. geschah, sondern auf
die gleichmäßige Taxe von 25 Centimes für den Brief beschränkt werden.

Auch die Zeitungsgebühren werden Modificationen erleiden, so daß es uns end-

lich einmal gegönnt sein wird, deutsche Blätter wohlfeiler zu lesen, als es bis-
her möglich war. Die oberrheiniſchen Asſisen haben ihre Sitzungen mit einer
Criminalprocedur beſchloſſen, die für den Angeklagten lebenslängliche Zwangs-
arbeit zur Folge hatte. Ein Bauernburſche hatte nämlich die Frau seines Ka-
meraden acht Tage nach ihrer Verheirathung mit Einwilligung ihres

Mannes ersſchoſſen. Der letztere war ſchon während der Voruntersuchung im |

Gefängniß geſtorben. Das Verbrechen war lediglich aus Habſucht geschehen,
denn ſchon drei Tage nach der Verheirathung hatte die unglückliche Frau bei

einem Notar ein Teſtament gemacht, das ihren Mann zum einzigen Erben einsetzte. |.

. Schwiéeiz. ji
Luzern. Ein bezeichnendes F <weis. . Zuſtandes des Kantons liefert
ein neulicher Erlaß des Obergerichts an die sämmtlichen Schuldbetreibungsbeam-
ten, in welchem es heißt: „Es iſt in der letztabgewichenen Zeit das Betrei-
bungswesen in mehreren Gemeinden des Kantons in einen Zuſtand gerathen,
der wahrhaft b ekl agen s w er th genannt werden muß. Sowohl wegen Nicht-
beobachtung der aufgestellten Termine für Vollziehungsanordnungen, als wegen

anderweitiger willkürlicher Außerachtlaſſung des Gesetzes ſind uns eine Menge

Beſchwerden eingegangen – –~ ~ ~ Sodollte wohl dem Intereſſe der Schuld-

_ ner gedient sein, wenn die Beamten ihnen durch sſchrankenloſe Verzögerung der

Vollziehung Vorschub zu unordentlicher regelloſer Geschäftsführung leisten. Ge-
wiß eben so wenig, als einem rechtmäßigen Gläubige r damit gedient iſt,
wienn er sich, allen beſtehenden Vorschriften zum Hohne, fortwährend vom Be-

.. & Hroßbritannien. ;
_ Oonton. Der --Standard-. erklärt, daß er noch nichts Bestimmtes dar-
über wisse, was das Kabinet hinsichtlich der Korngesetze zu thun beschloſſen habe
oder ihun werde; er glaubt jedoch, daß die Minister, falls das Parlament einer
Abänderung der Korngesetßze ſich geneigt zeige, den Vorschlag machen würden,

daß derselbe in jedem Jahre abnehmen und somit nach 5 oder 7 Jahren nur
noch etwa 4 Shill betragen würde. Zugleich wolle man als Entschädigung für
die Agriculturiſten beantragen, daß die Armenſteuern und Grafſchaftssſteuern dem
eonsolidirten Fonds überwiesen, die dadurch vermehrten Ausgaben dieſes Fonds
aber durch eine beträchtliche Steigerung der Einkommenſteuer gedeckt
werden sollten. Dies ſei angeblich der Plan des Ministeriumsz zugleich werde
jedoch verſichert, daß die Regierung kurz nach dem Zusammentritte des Parla-
ments die Häfen des Reichs für die Zulaſſung fremden Korns und zwar bis

zum 1. September eröffnen wolle, da ungefähr um diese Zeit das neue Gesetz,

gleichviel wie es auffalle, in Wirksamkeit treten werde. -~ Der „Globe-- meint,
daß eine Eröffnung der Häfen kurz nach dem Beginne dcr Parlamentsesſion
wohl zu erwarten sei, alle übrigen Angaben des „Standard-. aber seien sehr

unglaubwürdig, da die öffentliche Stimmung ſich keinen Zoll von 15 bis 20 |

Shill. gefallen laſſen werde und da die besitzenden Klaſſen gewiß ein Zetergeschrei

bei dem Vorschlage erheben würden, die Einkommensteuer zu verdreifachen, um |

den Betrag der Armen - und Grafſchaftsſteuern zu decken. ~ Die ry-Morning
Poſt behauptet übrigens ebenfalls, daß, nach den in mehreren Miniſterialbureaus

umlaufenden Gerüchten, in Verbindung mit Sir R. Peel's Entwurf einer gänz- |

lichen Aufhebung der Korngeseße die Erhöhung der Einkommensteuer auf 7'/,

Proz. beantragt werden solle und daß ein Theil des Aufhebungsplanes dahin |

gehen werde, die Agrikulturiſten von allen Armenſteuern zu befreien.
FW Die Zollbehörden ſind wieder einem bedeutenden Schmuggelgeschäfte in
Genfer Uhren auf die Spur gekommen und bereits ſißen mehrere betheiligte

Niederland. ;

Das --Staatsblad-- veröffentlicht einen königlichen Beschluß, enthaltend |

eine bedingungsweiſe Erhöhung der Ausgangszölle von verschiedenen
Artikeln. Nach Artikel 3 des Beſchluſſes werden die Ausfuhrzölle von nachſte.
henden Waaren bis zu dem beigefügten Betrage erhöht, wenn dieselben nas

an das Miniſterium des Innern anerkannt hat.
einen fixen Zoll von 15 bis 20 Shill. per Quarter in der Weise feſtzuſegen, | der Hauptgottesdienſt im hiesigen Dome plöylich durch einen Menſchen geſtört,
welcher in dem Anzuge e nes Kochs — mit weißer Schürze und Müße ~ unn



Ländern, wo die Ausführung gleichartiger Waaren verboten iſt, ausgeführt wer-
den! Kartofsel 4 Fl. pr. Malter, Hirſe 25 Fl. pr. 100 Pfd., Bohnen,

Erbsen und Linsen 200 die Laſt, Mehl 20 Fl. pr. 100 Pfd., Weizen un

qeperlter Spelt 6 Fl. das Malter, Roggen 5 Fl. das Malter, Gerſte
4 Fl. das Malter, Hafer und ungeperlter Spelt 4 Fl. das Malter. In
der Einleitung zum Beſschluſſe heißt es : „In Betracht ziehend, daß der Handel
und die Induftrie Niederlands sehr benachtheiligt werden durch die Gesetzgebung
einiger Staaten, wo von Waaren nach Maßgabe ihrer Herkunft oder ihres Ab-
ſchiffungsortes ein verschiedener Ausfuhrzoll erhoben oder wo die Ausfuhr von
Lebensmitteln verboten wird, und da wir durch angemessene Wiedervergeltungs-
Maßregeln die Intereſſen Niederlands gegen ein solches Erhebungs-Syſtem vn
Eufzh.zzues oder Ausfuhrverbot beſchirmen wollen, so haben wir beſchloſſen
und beſchließen rc.- f:. i .



| Versſchied ene.

* Manuhrim , 11. Jan. Die Augsb. Allg. Ztg. feiert einen Triumph.
Einige ihrer Schweſtern, die sich besonders für die Leiden unserer ins Ausland
geflüchteten verfolgten deutſchen Brüder zu intereſsiren scheinen, sind wieder in
die Lage gebracht worden, ihre Leser zu täuschen. Sie haben nämlich einen
Artikel der Mannheimer Abendzeitung, der Nichts als eine gerechte Myſtifikation
enthielt, abgedruckt und sich so ein Gutes gethan, das ihnen nun die Allgemeine
wahrhaft verübeln muß. Und sie wäre wirklich im Rechte, wenn sie ſich dabei
ſelbſt vergeſſen könnte und in ihrer bekannten Weisheit nicht allzu weit ginge.

Sie verlegt sich nämlich in letzten Betracht aufs Combiniren und erräth richtig

als den Urheber d r Myſtifikation Denjenigen, der ein solcher nach der Aller-
welts-Meinung wohl sein kann, aber wie Inhalt und Form des Artikels aus-
weiſen, es in der That nicht iſt. Doch wir wollen der Allgemeinen die Freude
machen, ihre Yuezibeatiguen zur Schmach ihrer Gevattern auch unsern Lesern
ier wieder zu geben: ;
j (Die :: Abendzeitung brachte vor etwa 14 Tagen einen vom
Oberrhein datirten Artikel, wonach Hoffmann von Fallersleben nach Amerika
ausgewandert, Freiligrath in Luzern ins Gefängniß geworfen, Ruge durch un-
glückliche Papierspekulationen zum Verlust seines Vermögens gebracht, Heinzen
bei einem Scheibenschießen in den Unterleib geschoſſen, Herwegh von Räubern
überfallen und bedenklich zugerichtet, Heine vom Schlag gerührt wäre. Der
Artikel war vielleicht von jenem Hrn. Bernays eingesſendet, der bekannt hat,
daß er dergleichen Späſſe schon viele gemacht. Kam er von ihm, so wird er
sich freuen, abermals eine Menge deutscher Zeitungen - ſelbſt bedeutende, wie
die Weser-Zeitung – angeführt zu haben; alle nahmen die Sache, die doch
das Zeichen der Erfindung aufs Deutlichſte auf der Stirne trägt, mit und ohne
Bedenken als ernſt gemeint auf.- ;
Frankfurt a. M., 5. Januar.
Boß (aus Schliy), welche sich nach der scheußlichen Ermordung ihres sechssääßhrn
HES celtett KE Sf hâeti;tger hekts nt cke f ER
von Offenbach gelegenen Deutsſchherrn-Mühle aufgegriffen worden. Sie hatte
ſich, wie man vernimmt, seit ihrer Flucht aus Offenbach im Heſſen-Homburgi-
schen herumgetrieben und fand sich geſtern Abend an dem öffentlichen Orte, ei-
tt. Belvſtiungssttt. unterer Klaſſen, ein, um ſich dem Vergnügen des
anzes hinzugeben. ..?
; . . 30 Dez. (Trier. Z.) Es iſt so eben wieder ein Bändchen Ge-
dichte, die von Handwerkern. des Vereins verfaßt ſind, erſchienen. Sie zeugen
auf das Erfreulichſte, von welcher Begeiſterung für die Erhebung des Hand-
werkerſtandes zur allgemeinen Bildung und von welcher tief innerlichen Liebe zu

ihrem Vaterlande, das ſie in dem freien einigen Deutschland sehen, ſie erfülltes

ſind. Ja es spricht sich sogar schon eine Zartheit der ſittlichen Empfindung in
ihnen aus , die uns auf das Tiefſte ergreifen muß. Der Stubenmaler Stein-
häuser hat ein Gedicht „ an die Frauen -- verfaßt, deſſen sich Göthe nicht zu
schämen hätte. - Die polizeiliche Ausweisung des Candidaten Behrends hat die
Handwerker auf das Tieſſte betrübt. Sie hatten ihn so lieb, daß die Weber-
gesellen sich gegen Weihnachten zusammenthaten und ſich so viel von ihrer theu-

| ren Zeit abſparten, um ihm ein ſchönes großes Damaſttiſchtuch mit dem Vereins- .
wappen zu weben. ~ Und dieser Mann soll zum Wanderſtab greifen und selbt.

sein täglich Brod verlieren ? Das iſt ſo hart, daß wir uns noch nicht an den

Gedanken gewöhnen können, daß dies Gebot auch ausgeführt werde. .

iſt Behrends noch hier, da das Polizeipräsidium das Recht seiner Beſchwerbe

“VBerliu, 5. Jan. (A. Pr. 3.J) Geſtern Vormittag um 12 Uhr wurde.

mit ciner Bibel in der Hand unter unverſtändlichem Geſchrei eilig in die Kirche
kam. Da man .eine Feuersbrunſt oder sonst ein Unglück vermuthete, so drängte

Alles aus der Kirche, ſo daß der Geiſtliche die Predigt unterbrechen mußte.

Inmittelſt wurde der Unbekannte am Ausgange des Doms feſtgehalten und als
ein im Dienſt einer hieſigen Herrſchaft stehender Koch erkannt, bei dem ſich seit

einigen Tagen Spuren von Wahnsinn gezeigt hatten, die plöglich zu einx an
Raſerei grenzenden Exaltation übergegangen waren. Der Unglückleche iſt zur

tt: üzt- Untersuchung seines Gemüthszuſtandes einstweilen zum Poli- ;
zeiarreſt gebracht. j . ; , ,



* Dr. Seydensticker's Familie

Folgende Beiträge für obenbenannte Familie ſind mir, um ihre Reiſe nach
Amerika und ihre dortige Ansiedlung zu erleichtern, zugekommen: i
1] Von einigen theilnehmenden Kölnern bei T. Cle

ment im Mainzer Kaffeehauſe gesammelt . 3 fl. 30 kr.
2) Von einem kleinen Kreiſe fröhlicher Freunde am H
Sylveſterabend im Bairiſchen Hofe in Karlsruhe

3 fl. 45 fr.

mit dem Motto: é
„Wie der Baum, der seine Früchte abwirft, die ihn sonst geſchmückt,
„So haſt du, Land der Deutschen, fern von deiner Bruſt geschickt,
EL 5§7 cetchtcs ict rt tec p t |
.. ! §z . .
3) Von Schweizern in Berin. . . . 7X%70 sl. ~ kr.
Ich zeige den richtigen Empfang mit warmem Dantke für die Beiträge an,
die ich der Familie zuſtellen werde. . ß
Karlsruhe, den 12. Januar 1846. v. Ibtſtein.

Die ledige Frauensperson, Katharina ..
 
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