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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44008#0083

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führt, durch deſſen Beſtimmungen die Hinderniſſe und Behelligungen beſeitigt
worden, welche die Benutzung dieser für den Verkehr von Central-Deutschland
so wichtigen Waſſerſtraße seither verkümmerten. Nächſt der allseitigen Ausbag-
gerung des Strombettes und der Verbesserung des Leinpfades sollen ſich die pa-
eiseirenden Staaten auch über die Ermäßigung der theilweise sehr hohen M ain-
p h !!Ât vrrſtänrig VE der heutigen Sitzung der Abgeordneten-
Kammer nahm der Abg. Sattler das Intereſſe der Kammer in Anspruch für
die Vorsſtellung der israelitischen Gemeinden von Unterfranken und Aschaffenburg
um Aufhebung der Ausnahmsgesetße die Juden betreffend. Er erinnert an die
dringende Forderung der Zeit, an die im heutigen Einlauf angezeigte Bitte zehn
iſraeliticcher Cultusgemeinden um Gleichſtellung mit den übrigen Einwohnern des
Reichs, und führt die Schlußworte der Vorsſtellung an, mit denen ſich die Iſrae-
liten Unterfrankens an die hohe Kammer wenden, um an ihre Menſchlichkeit und
Gerechtigkeit zu appelliren. w _.: .
Ferner machte das königl. Miniſterium dem Kammerpräſidium heute die
Anzeige, daß vom Könige dem Advokaten Willich die Bewilligung
zum Eintritt in die Kammer ertheilt worden sei, nachdem die Kammer
durch ihren letzten Beschluß den Ungrund der Reklamation Willichs gegen die
Unterordnung unter g. 44 lit. e ausgesprochen habe und somit die Rechte der
. Front gehalt pee fm. Der Abgeordnete Willich tritt, ohne
eine Advokatur niederlegen zu müſſsen, in unsere Kammer. Er hatte
bekanntlich, nachdem 73 gegen 64 Stimmen seine Reclamation des geseglich

freien Eintrittes in die Kammer verworfen, der Kammer erklärt, daß er mit

Niederlegung seiner Anwaltschaft diesen Eintritt zu erlangen entjchloſſen sei und

ihn ſofort beanſpruchez die Kammer aber behandelte seine Eingabe als Einlaufs-
sache, und erſt in den nächſten Tagen sollte darüber berichtet und verhandelt
werden, ja der 1. Sekretär, Abg. Windwart, beabsichtigte dabei einen Antrag
Piilig's! vet Eutreite veſſelben vosteſtg niht geſiater Pätie. Houte aver ſtnß
alle Schwierigkeiten geebnet, und das Gehäſſige, welches die weitere Verhand-
lung und die Abdankung für die Regierung gehabt hätte, glücklich vermieden.

Der König hat nämlich, wie man berichtet, aus eigenem Antriebe, die Be-

willigung zum Eintritt in die Kammer nachträglich ertheilt und Willich behält
seine Advokaturz; denn die Auslegung des g. 44 der Verfaſſung, welche die Ad-
vokaten zu königl. Dienern, die dem Bewilligungsrecht unterliegen, erklärt, hat

in der Kammer, freilich nur mit neun Stimmen, den Sieg davon getragen! Die

Freude über Willich's Eintritt kann nur durch die Erinnerung an diesen Kam-
merbeſchluß getrübt werden, muß aber überall durch die offenkundig bewiesene
Aufopferungsfähigkeit Willich's ihre wahre Grundlage und den höchsten Grad
uur tet. 15. Jan. Wohlunterrichtete wollen wiſſen, daß die I. G.
Cotta’sſche Buchhandlung dahier um den Ankauf des „Schwäbischen Merkurs--

in Unterhandlung ſtehe, daß die CEigenthümer aber bis jetzt noch von der enor-

men Summe von 40,000 fl. (?) nicht abgehen wollen. Die Gründer des „Schwäb.
HMerkurs“/ hatten einſt unter der Regierung unsers verſtorbenen Königs die
HKeonzesſion zu jener Zeitung um zwei Kronenthaler erkauft. Man dürfte
leck dieſen Kauf ein Ereigniß für Würtemberg nennen! : .
.. Werlin, 14. Jan. (Brem. Z.) Der Geiſt des preußiſchen Heeres, besonders in
einem Verhältniß zu den Zeitbewegungen, soll seit Kurzem mehrfach Gegenstand höhe-
rer Erwägung und Berathung geworden sein, und man iſt, wie es ſcheint,
übereingekommen, denselben fortan einer strengeren Ueberwachung, namentlich in
Bezug auf alle persönlichen Verhältniſſe des Offizierſtandes, zu unterwerfen.
In diesem Sinne iſt auch in dieſen Tagen eine königliche Kabinetsordre erlaſ-
sen worden, welche am vergangenen Sonntag den sämmtl:chen Offizieren der
Brigade in der Parole mitgetheilt wurde. Danach iſt den Regiments-Com-

mandeurs fortan die unbedingte Vollmacht ertheilt, die Offiziere namentlich in
gallen ihren sittlichen Lebensäußerungen zu überwachen, sie am Spielen, Schul-
denmachen und unerlaubtem Verkehr zu verhindern , und darin so streng einzu-
ſchreiten, daß selbſt die Hinzuziehung polizeilicher Hül fe ſtatt haben kann.
Die Regiments-Commandeurs ſelbſt sollen dagegen den Beschluß gefaßt haben,
Ftr pie Deli znlichn Veehältsiſt ber. Oſziots Leteifft cite Borſtelling hei
tig Köaig einzureichen, welche, wie man für gewiß verſichern hört, eine leb-
hafte Unterſtißung und Verwendung Seitens des Prinzen von Preußen finden
dürfte. Diese Angelegenheit zieht in diesem Augenblick die allgemeine Aufmerk-
amkeit in einem hohen Grade auf ſich. Wenn jjett bei dieser beabsichtigten
Ueberwachung des Offizierſtandes nur von moralischen Bedenken die Rede iſt,

so läßt sich doch auch nicht läugnen, daß ſich in der letzten Zeit auch manche
yunmnißliebige- Elemente, lichtfreundliche Bewegungen und protestantische Bethei-

ligungen, in den Geiſt unserer Armee eingeschlichen und namentlich unter den

Berliner Offizieren ſich zu erkennen gegeben haben. Besonders an dem erſten

Proteſt der hiesigen Lichtfreunde, welcher im Thiergartenzelt öffentlich prokla-

mixt wurde, hatten auch mehrere Perſonen des Offizierſtandes einen lebendigen
Antheil genommen und dem am Meiſten mißliebig gewordenen Proteſte ſelbſt

ihre Unterſchriften nicht vorenthalten. Vornehmlich iſt es die Artillerie, in der
überhaupt die regſte geiſtige und wiſsenſchaftliche Bildung des preußischen Heeres
ſich vertritt, und die auch jene Zeitelemente am Meisten in sich aufgenommen
gu haben scheint. Bei einer einmal eingeführten Ueberwachung aller persönli-
chen Lebensäußerungen der Offiziere dürften dann freilich auch leicht tendenziöse
_ HVeaufsichtigungen nicht einmischen. Es ſcheint aber höhern Orts entschieden
die Absicht vorzuwalten, daß der preußische Offizierſtand ſich nicht
ferner an religiösen und volksthümlichen Zeitbewegungen irgend
einer Art betheiligen solle. So iſt jetzt auch der Artillerie-Lieutenant
von Weſtrem, welcher der hiesigen deutſch - katholischen Gemeinde angehört, zu
î einer Versegung nach Spandau bestimmt worden, nachdem er früher sein Kaſ-
sieramt bei dieſer Gemeinde aufzugeben veranlaßt worden, jetzt ab-r wieder in
den Vorstand derselben eintreten zu wollen schien. – Die Verhältnisse in
Thorn und die dort noch bevorſtehenden räthſelhaften Ereigniſſe werden hier
mit der ängſtlichſten Spannung angesehen. Auch in Potsdam ſollen am 11.
d. die Wachtmannschaften verdoppelt gewesen sſein Durch das Publikum laufen
fortdauernd seyr unklare und verworrene Gerüchte, die jedoch vielleicht weniger
abenteuerlich ſind, als sie zunächſt den Anschein haben mögen. .
_ J| 14. Januar. Es bestätigt ſich, daß die in Folge des preußischen Kö-
UU!!! ~ s §.r UU “zt hrerſertragen tegen. hes
abgeschloſſene und seit 1838 Ìtiltſchweigenk in Kraft gelaſſene Tractat zwischen
Preußen und Dänemark iſt wie der erneuert und bis auf das Ende des
LU. du V U§ Loa o sluſetu ze ver

(Augsb. Abdz).



ligt, die ſich indeß als ziemlich unwesentliche Zollreducti onen, na-
mentlich nur in Betreff der Baumwolle, darstellen. (W.-Z.)

.. — 15. Jan. Nach Briefen aus Preußen soll es doch auch im König-
reiche Polen zu militäriſchen Vorsichtsmaßregeln gekommen und viele Verhaftun-
gen von Gutsbeſitern u. s. w. erfolgt sein, deren Schicksal nicht allzuſchwer
vorauszusehen iſt. Gerüchten nach sollen noch mehre Regimenter in den brom-
berger Regierungsbezirk und an die Grenze gesandt werden; den wahren Her-
gang der Dinge und die Größe der Befürchtungen kennt man dagegen noch im-
mer nicht, nur so viel iſt gewiß, daß kein Akt offener Widersſeulichkeit oder ir-
gend eine insurectionelle Vereinigung statt gefunden hat. In Königsberg und
Poſen sollen die gänzlich abſchläglichen Bescheide der Landtagsabſchiede die Er.
wartungen sehr getäuscht haben, und wie man vernimmt, sind die Mitglieder
der Minoritat, deren Separatvotum der Abschied für Preußen besonvers erwähnte,
bei den jetzt erfolgten Wahlen nicht wieder gewählt worden. JIſt dies der Fall,
so erſieht man, daß die öffentliche Meinung bei allen Gegenwirkungen doch den
Muth nicht sinken läßt, und eben so consequent für Erreichung ihrer Zwecke
ſtrebt, wie die entgegenstehende Richtnng. ua â

Königsberg, 9. Jan. (Weſ.-Z.) Die ganze hiesige französisch - refor-
mirte Gemeinde hat der Erklärung ihres Predigers Detroi1 und ihres Pres-

byteriums ihre vollkommene Beſtimmung gegeben und sich somit von dn Shne.

bolen losgesagt. Gestern hatte Pred. Detroit eine Vernehmung auf dem Con-
ſiſtorium vor dem Conſiſtorialrathe Hofprediger S i eff ert und dem Juſtizia-
rius Regierungsrathe Zander. Sieffert legte ihm im Auftrage des Conſiſto-
riums nachſtehende drei Fragen vor: 1J) ob er jeden Glaubensinhalt der
Symbole leugne; 2) ob er mit seiner Erklärung die Abſicht gehabt, aus der
reformirten oder gar aus der chriſtlichen Kirche auszutreten; und 3) ob er den
bisherigen Cultus und die Liturgie seiner Gemeinde ändern und besonders, ob
er etwa das Gebet für den König bei der gottesdienſtlichen Feier fortan weg-
laſſen wolle ? Pred. Detroit beantwortete sämmtliche Fragen mit nein und
übergab gleichzeitig ein ausführliches Promemoria.

Marburg, 12. Jan. (Fr. Journ.) Geſtern iſt wegen der polizeilichen
Schließung des hiesigen akademischen Museums eine Beſchwerdeſchrift
an das Ministerium des Innern abgegangen, welche von 51 ansäsſigen Mitglie-
dern, unter anderen von den Profeſſoren Bergk, Bayrhoffer, Bunsen, Caeſar,

Fick, Gerling, Gildemeiſter, Hildebrand, Platner, v. Sybel, Thierſch, VorlaeaennY

der, Zeis und Zwenger unterzeichnet war.
Da während des 13jährigen Beſtehens dieses Vereins die hiesige Polizeibe-
hörde niemals, wenigſtens so viel uns bekannt geworden, Veranlaſſung gefunden

hatte, besondere polizeiliche Maßregeln hinsichtlich deſſelben anzuordnen, ſo mußte.

es nicht allein bei ſämmtlichen Mitgliedern der Geſellſchaft, ſondern auch bei ei-
nem sehr großen Theile der hiesigen Einwohnerschaft die lebhafteſte Sensation er-
Eur . ESt E SV:
Gefellſchaft für geſchloſſen zu erklären und den Eintritt in das Lokal derſelben zu
untersagen. An dem genannten Tage verfügte sich nämlich der Polizei-Inſpector
Urban in Begleitung mehrerer Polizeioffizianten in das Local der Geſellſchafſt,
ließ hier sämmtliche Räume, welche zu den geselligen Zwecken dienen, mit Aus-
ſchluß der dem Geſsellſchaftsdiener eingeräumten Wohnung versiegeln, und in je-
dem Stockwerk des Gebäudes folgenden mit Wangemann-r unterzeichneten und

dem Siegel der hiesigen Polizeidirection versehenen Anschlag anheften: Bee.

kanntmachung. Nachdem nach Beſchluß des Miniſteriums des Innern vom 2.

Jan. d. J., Nr. 11040-45 die unter dem Namen akademisches Museum dahiee

beſtehende Geſellſchaft geſchloſſen und deren Fortbeſtand untersagt werden ſoll, ſo
geſchieht dies hiermit, und wird den bisherigen Mitgliedern dieser Geſellſchaft
der Zutritt in deren früheres Lokal hiermit bei nachdrücklicher Strafe untersagt.
Marburg, A. Jan. 1846,,, ~ Zugleich wurde eine Polizeiwache in das Ge-

! bäude gelegt. Durch diese Maßnahme fühlen die Unterzeichneten sich in den ver-

faſſungsmäßigen Rechten gekränkt, haben jedoch vor der Ergreifung fonſtiger,
die Aufhebung dieser Rechtsverletzung bezweckender Mittel beſchloſſen , kurfürſtli-
<em Ministerium des Innern die Gründe anzugeben, welche das eben ausge-
ſprochene Urtheil über die erwähnte Handlung motiviren.

êÑ Das Staatsrecht der conſtitutionellen Monarchie bringt es ſchon von ſelbſt
mit ſich, daß darin jedem Staatsbürger die Freiheit seiner Person nnd seines Ei-
genthums und damit insonderheit das Recht, zu thun, was nicht durch ein Ge-
ſez verboten iſt, zugeſtanden und gesichert sei. Dieser allgemeine Grundſatz hat
eine poſitive Anerkennung auch in der kurhessiſchen Verfaſſungsurkunde gefunden,
deren §. 31. vorſchreibt: „Die Freiheit der Perſon und des Eigenthums un-
terliegt keiner andern Beschränkung, als welche das. Recht und die Gesetze be-
ſtimmen... : : ;

ß Gleichzeitig iſt auf eine Einladung der Profeſſoren Bunsen, Thierſch und
Hildebrand unter d em Vorſitze des Letzteren proviſoriſch eine neue Geſellſchaft
unter dem Namen „Neues Muſeum-r gegründet worden, zu welcher bereits 86
g tut . Oqrurr ge ro cer verse
bindung mit dem Polizeidirector : gänzlich scheiterten.
ufßslan d. .d
Warſchau, 5. Januar. Die ſhilefiche Zeitung gibt über den neuerlichen
Aufenthalt des Czaren in Warſchau noch folgende Mittheilung : Man ſpricht
hier von einer Unterredung, die der Czar mit seinem Statthalter gehabt haben
ſoll und in welcher erſterer seine Unzufriedenheit über die kürzlich ſstatrgehabten
Verhaftungen geäußert hätte. Leicht möglich, zumal da der Kaiser ſich bei ſeiner
vorletzten Anweſenheit hierselbſt jede Entdeckung einer Verſchwörung
für's Künftige verbeten haben ſoll, einestheils weil durch solches Ver.
fahren die Gemüther der Unterthanen immer mehr erbittert werden, anderentheils
weit dadurch dem Staatsſchatze unnöthiger Weiſe bedeutende Koſten verursacht
werden. .
j Großbritannien.

_ Die Londoner „Times. vom 14. Jan. geben eine Namenlifte von acht-
hundert neunundsiebenzig Eiſ enb ahnceompangnien, die ihre Projecte
fayen laſſen mußten, weil ſie die erforderzichen Summen nicht aufbringen konn-
ten, welche deponirt werden müſſen, ehe und bevor das Parlament auch nur
die Räthlichkeit der treffenden Concesſionen unserſuchen läßt..

. Hof- und Uational-T heater in FManunnheim.
Mutreth. y t Iouutte „Nathan der Weiſe“/. Dramatisches Gedicht
Freitag, 23. Jan. : „Die weiße Frau.’. Oper in 3 Akten von Boyeldieu.
erztss t) t Zoruare g. der Theatervorſtellung 11. „Maskenball“
Mittwoch und Fete set: hrt. Etſtbahetug von Mannheim nach
 
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