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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 176 - No. 206 (1. Juli - 31. Juli)
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tîon mit aller Kraft zu unterftüigen. Der Redner theilt nicht die „Beſorgniß-, 1

das monarckiſche Prinzip könnte burch Schwurgerichte zerſtörl werden, und
hälc die Brſorgniß voc unzerechter Berurtheilung für ganz ungegründet.

Ih bin auch, schließt er, der Ansicht des Abg. Weller, daß vurch Ein-
führung des neven Strafp' ojeſſes und der Gerichisverfaſſung die Koſten unge-
heurr vermehrt werden und habe sogar die Ueberzeugung, daß die Einführung
der Bezi1ksſtrafgerichte faſt garz unausführbar iſt, wie ich mich aus dem nach-
trä ich vorgelegten Budget belehrt babe. Ich danke dem Herrn Artragftller,
welcher ein: 40 jährige Ersahrung für sich hat, für ſcine Morion, und wenn
ich auch 1mt ihm datiu einverſtanden bin, daß das Mißtrauen gegen die rechts-
gelehrien Richter, so lange ſir micht nach ihrer moraliſchen Ueberzeugung ur-
iheilen, wie dies die Strasprozeßordnung gestattet, kein so feſt gegründetes iſt,
muß ich roch daravf aufmerkſam machen, wie es nicht genügt, daß ein ſolchcs
Mißtrauen bios n c<t gegründet iſt, ſondern die Noth wendigkeit erfor-
dert, daß es gar nicht exiſtire. Es wird aber exiſtrren, so lange vom
Staat anyeftellte Richter die Eniſcheivung grben.

Siuößer bemerkt, daß er über die Art, wie die Geſchworenen zu wählen
oder zu ernennen seien, abſichrlich darum Nichis geſagt habe, weil es ein L:ich-
tes sein wiro, das Nörhige in den Geſrgesentwurf aufzunehmen, wofür auch
ſchon Vorarbeiten gemacht wurden. j

'



Carlsruhe, 19. Juli. Hestfchlard. . der Nachricht von der Aus-
weiſung eines deutscb en, unbeſch olten en Bürgers, des veutſch-katholiſchen
Geiftlichen S < o 11 von Mannheim, aus einem Nachbarſtaate, erhalten wir das
königlich baieriſche Aas - und Intelligenzblatt für die Pfalz, welches die Be-
fu r ! "Ts Eh v EnthueLte CH §§
lich. Mains Verla . Johann Wirth, 1845. Der lch für
1846, von Eouard Maria Oettinger, vierter Band. Leipzig 1846, Verlag und
Druck von Ph. Reclam jun. und fliegende Blätter aus bem Tagebuch einés
heſſiſchen Geistlichen, betreffend die gegenwärtigen Spaltungen und Kämpfe in-

neryaib der cdhrislich-n Kirche Deutſchlanos. Darmftadt 1845. Berlag von

Fr. P. Diehl. Obgleich dieſes Verbot faßt lächerlich hintennach hinkt und höch-
ftens einige Exemplare Ladenhüter noch antreffen wird, ſo ift es dennoch wit-
der ein Beleg für unsere Preßzuftäade. Wir leben überhaupt heutzutage in
einer Zeit, so traurig, als ſie nur die zwanziger und dreißiger Jahre aufzurwei-
Ä ht s etsrnhr; 22 Juli. Ju der 38. Sitzung der 2. Kammer wurde bei
dem Bueget-Tit.1 e Milde Fonds und Armen-UAnſtalten“ der Beitrag an den

Vrreiu zur Rettung ſittlich verwahrloster Kinder von 360 sl. auf 1,000 fl. er-

höht. Im natchrträzlichen Budget werden weitere 1 500 fl. zur Errichtung eines
Uetiſssngsferrs für arme Schullehrer-Wittwen und Waisen gefordert und
ervilligt. Ö

Ul rich sragt, wie es sich mit den Armenunterſtütungen für Mannheùut,
Karlsruhe ze. vechalte. Er wünſcht, daß die Regierung bie Rechtmäßigkeit und
Norhwendl keit der Beiträge unterîuche. Baſſermann erinnert an bie früheren
ausführ1 chen Verhandlungen. Wenn der Abg. Ulrich fich unterrichten wolle, so
mö,e er es thunz zhier könne. dies nicht geichehen. Geh. Raih. Nebenijus.

Wenn der Abg. Ulrich die Verhandlungen kennte, so würde er vie Frage"nicht
gestelr haben. Knapp eifert gegen den Beitrag für Manuheim (Armenunter-

ſtüzung). Jörger erklärt, daß die Armen der Stavt Baven von dem Btri-
trag des Stag'es für Baben nichts erhatten. Junghanns ]. hält den An-
taz des Adg. Ulrich auf Untersuchung für begründet. K ua pp erhebt ſich ge-

gen di- Allimnz der großen Ssädte und veclangt, daß die Beirräge ſo lange ſiſtirt

werden. b.s nachgewieſen iſt, daß der Siaat verbindlich sei, ſie zu leiſten.
Brentano glaubt dem Ub.. Knapp danken zu müſſen, vaß er heute die

närliche Rede wie 1831 und 1840 gehalten hate; man bürfe daraus ſchließen, ;
daß sein Antrag das näruliche Schickſjal, wie tamals, haben werbe. Baſſer- |
mann bemerkt, daß dieſe Beiträge an die Städte ſchon vor der Verfaſſung |

190



noch auf das Muthigſte für ihr Princip fort, und ficherlich wird es ihr auch
gelingen, die Regierung zu überzeugen, daß es unmöglich ift, eine Richtung
auszurotten, die jever Tag auf's Neue rehftette...—..
©*§C’ Voun Nhein, 18. Juli. (Der rheiniſche Beobachter.) Der
„Rheiniſche Beobachier-- läßt sich von Berlin in halboffizieler Weiſe ſchreiben,
bie „Mannheimer Abendzeitung erfahre aus dem Grunde nicht ebenfalls das
Schickjal der „Wirserzeitung‘‘, weil man ſie gar zu ſehr verachte. Wenn Sie
über vieſes Urtheil nicht uniröſtlich werden, ſo kommen Sie wenigstens ſicher
daburch zum Nachdenken über die Frage, ob es beſſer ſei, vom Rheiniſchen Bes
obachier und seiner Partei geachtet und verboten, oder ,,verachtet‘’" und nicht
verboten zu werden. Wir unſererſeits ſind nicht im Zweifel darüber, wofür
Sie sich entſcheiden, denken aber zugleich, daß Sie vertienten, verboten zu wer-
den, wenn Sie verdienten, vom Rtheiniſchen Beobachier und Konſorten geachtet
oder gar geliebt zu werden.
art hatten, daß Sie die Aufmertſamkeiten des Rh. B. nicht unerwidert laſſen.
Fehlt es Ihnen etwa an Zeit bazu, so erlauben Sie, daß wir Ihnen eine

kleine Müye abnehmen, indem wir ein Urtheil eines unſerer ,„radikalen“/ Schrift-

fieller, dem auch ber Rh. B. sehr gewogen iſt, aus einem eben erſcheinenden
Buch mittheilen. Der Autor läßt sich über unsere Tagespreſſe, u. A. über die
„Kölniſche‘ und „Aachener“" Ztg. aus und fährt dann fort: L
„Außer dem Vorwurf wegen Schonung der Pfaffenwirthſchaft gibt es noch
einen zweit:n, in welche ſich die „Kölniſchc‘’ und „Aachener“ Ztg. theilen, den
Vorwurf nämlich, daß ſie zu wenig Notiz von ihrem Freund und Nachbar,
bem amüſanten Bajazzo, nehmen, der unter vem Namen ,,Rheiniſcher Beobach-
ier zu Köln am Ryein seine loyalen Kunfiſtücke auſführt. Unb doch verdiente
dieſer Mann ſchon in ,,belletrciſtiſcher Hinſicht einige Aufznerkſamkeit, seitdem er

'am 15. Ottober 1845 und bei anvern Gelegenheiten ſo seltene Proben von ſei-

ner pocriſchen Begabung abgelegt hat. Wie geſagt, man thut Unrecht, fich mit
dieſen Manne nicht uu iur. Alles hat ſeine Grenze, auch das Ignoriren.

Ignorirt man doch nicht das Syſtem, welchem der ,„Vrobachter“ dient; warum

beun bas Hauptorgan dieſes Syſtems?n – ~– ;
Ich will vas Verſäumniß ver „Kölniſchen'’ uns „Aachener“ Zeitung einiger
Maßea nachholen.-- ua
–~– –ê - „Die loyalen Blätter in Preußen laboriren sämmtllich an
der Schwindſucht. Auf den Rh. B. ſetze ich noch am Meiſten Vertrauen, denn
er befitt Rührigkein; vennoch gönnte ich ihm einen Theil von den so ſehr be-
neiveten Annoncen der J„Kölniſchen Zeitung“’, bamit ihm der Nerger darüber
weniger drückend würde, daß die armen ,„Unterthanen‘’ den Sold für ihre De-
nuncianten oyne alle Gegenleiftung der legzteren aufbringen müſſenn..

~ –~ ~ „Der Rü. B. iſt alſo der Haupi-Mann in ber ftehenden Armee

ver loyalen Preſſe. Was man auf jener Seite nur an dierſtbaren Geiftern zur
Veifügung hatte, das hat man ficher unter dem Kommando des Bonner Pro-

feſſors der Erziehung, der in Köln Collégia liest, mit deſſen allenfallſigen Pri-
vatconnaiſſaneen vereinigt. Und was iſt zum Vorſchein gekommen? Wenn ich

in dem Rh. B. auch nur eine Zeile geleſen habe, die mit Geift und Beruf ge-
ſchri-ben war, so will ich Bercht heißen, abgetragener Profeſſor aus Frankfurt

a. M. Darin liegt wieder eine ſchöne Lehre. Es zeigt ſich hier wieder, daß
der Geiſt, der wahre Geiſt fich nur dem Guten, Rechten und Zeitzemäßen

dienſibar machen kann und daß er ſich nach seiner Naturnothwendigkeit,

Dienft des Schlechten, Unrechten und Veralteten entziehen muß. dem



–~ ~ + „Uebrigens halte ich trotz Allem dem den Rh. V. für eines dee

inleresſanteſten Biätter Deutſchlands. Er hat, was in der Preſſe ſelten iſt, we-
nigſtens einen gewiſſen Charakter (ten Charakter eines ruſſiſchen Unteroffiziers,
der ſich für einen Schnaps und ſeinen Herrn zu Tode prügeln läßr) und ift
mitunter recht pikant, (namentl.ch durch die Keckheit, die er in der Scandal-
macherei beſitzt.z) Er iſt in ber That ein Geſchöpf, das man eine Zeit lang
(auf die Dauer freilich werden alle Mitglieder des Thierreichs langweilig) mit
Intercſſe beobachten kann, und die Eigenſchaft des Ex mplars , der Kuriosität,
kann man ihm durchaus nicht abſprechen. Ich bin dem B. mit aufopfernder
Aufiterkſamkeit gesolgt und glaube daher mit Recht auf seine Tugenden auf-
meifsſam machen zu können. Höchft pikant iſt zunächst der Dualismus der

geg ben, turch g. 20 garantirt, daß keine Ueberichüſſe vorhanden, und daß die | Servilität uno der Feechheit, die er beſigt. Er gleicht einer Schildwache, die
S-ädte vi.1 meyr tür oie Armen zu lriften haben, als die Landorte. Endlich | in dieſem Augendl;ck zuſammenfahrend vor dem Vorgeſ-tzten das Geroehr prä-

ſind es hauptsächlich fremde Arme, Landbewohner, welche aus dieſen Bei- ;
ſftütt werden. Die Si.adt Marnyeim hat große Laſt-n; sie hat zu | ; ji
Jäück:nbau keinen Staaiszuſchuß begehrt und hat domit dir Darchlaßgel-! freilich mit etwas zu viel Denuncianteneifer verſetzt, richtet er besonders gegen
Pim: beſei'igt. Man hat der Stadt im Jahre 1842 die Ei- | rie liberalen Zeitungen uud Schriftſt.ller. Er scheint auf Ordre die berüchtigte
G wenn fie ſich bei den Waylen nichr füge; fie | ]
cil iſt gekommen, ver Häuſerwerth iſt geſun"en, | vporgehoben wird, der liberalen Sache dadurch zu schaden, daß man ſie „in
„it nicht groß. J tzt will man von Stiten |
Ih.zveiter ſtrafen, was einer gewiſſen Pak- |

...tIrägen unter
tw rnn.„M.zij









hgZzrovt .

pdie Eisenbahn wegen politischen
gliche. Aber der Pauprris-
hinde macht lobenswerihe
„ so müßre die Stabt
n Handel und das

s; r
j rs ur | ſklagen und deiſelbe hure Morgen (wie schon berichtet) hingerichtet worden.
|- | Die eniſt lien U berreſte des Hingcrichteten wurden in einen unter dem Schaffot

sentirt und im andern mit der Brutalität des polizeilichen Selbſtverirauens dem
vorübergehenden Bürger vie Pfeife aus dem Munde ſchlägt. Seine Brutalität,

g'heime Denkschrift vom Jahr 1822 gel: sen zu haben, worin das Projekt her-

ihren Organen indirekt’ kritifiren läßt. So gibt sich denn der B. an's
Kritiſiren. Bald setzt er sich zu Berlin, bald zu Königsberg, bald zu
Bres!au in ein Kaffeehaus, ,„beobachtet‘" die liberalen „Organe“ , wie ſie
ausſpucken und ſich auf ſeiner Partei tie Füße abwischen, und dann zu bekri-
tiſiren. Das ihut er benn auf eine Weiſe, welche nach der entgegenge-
ſeßten Seite hin von keiner Censur wrde geſactet nefde. ;
Schl. f.

Kaſſel, 17. Juli. Wider alles Erwarten iſt das für den zum Tod
verur:heilten Johannes H.ll viz aus Boſſerode eingereichte Gnadengeſuch abge-

bereit ſi:h. nden Sarg gelegt und sofort von dem Plate der Execution nach der

- | anatomiſchen Auſtalt der Univerſiträt Marburg geschaffe. Man iſt mit Recht
| empö' t über die Rohheit einzelner Zuſchauer, welche sich so weit vergaßen, nach

ini. | vollführtem Streiche ein »Bravo- auszurufen. Der zur Sühne der Gerech-
ür ! tigkeit noihwendige, aber immerhin fürchterliche Act iſt wahrlich geeignet, an-

hs keit für seinen Schutzbef hlenen die allgemeinfte Anerkennung finden.





' vere Emxfindungen zu erregen, als die des 109en Beifalls über den gelungenen
! Schweiutſtreich. ~ Der Vrrtheiviger des Hingerichteten war der hieſige Ober-

gericßtsanwalt Als b erg, deſſen bis zum legten Augenblicke nicht erkaltete Thätig-

Nürnberg, 19. Juli. Die Ernte fällt, wie man im Allgemeinen hört,
in ganz Mittelsranken seh r gut aus, von guten Feldern gibt der Scho-
ber einen Scheffel; beſonders ſchwer iſt der Weizen. Der Sommerfrucht haben

| | die letzen Strichregen nachgeholfen. Das neue Getraide gibt ausgezeichnetes
; Mt. Szz; jfsctise behaupten, daß im Späijahr das Korn kaum mehr

Ißtzehve, 16. Juli. (Brem. Zig.) Die auf den 20. k . umünſt

' er angeſegte Volksversammlung joll ver boten ſein, indeß wird bis da-
| hin das Berbot ncht im Lande bekannt sein, und das Volk wird ſich alſo je-
. benfalls verſammeln. Die Folgen werden inhaltſchwer sein.

îÑItalien.

| Mom, 141. Juli. In der erſten Versammlung der für die Staatsüerwai-

Uebrigens werden Sie ſo viel auf gute Lebens-


 
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