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Mannheimer Abendzeitung — 1846

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No. 176 - No. 206 (1. Juli - 31. Juli)
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tung beftirant geweſenen Kongregation ging der Anirag tis Papſtes zunächst
auf eine beveutende Vermi nderung der Militär macht und auf Ab ſch a f-
fung ber 4000 Sch weizer in Bologna tc., welche den Staat zu einer Maſſe

unnützer Ausgaben nöthigen. Das Reſultat bieſcs mit Gizzi's und Micara’s

Anſichten vollkommen übercinſtimmenden Verlangens iſt bis dato noch nicht be-
kannt, es dürfle ſich aber demſelben, und zwar in erwünſchter Weiſe, baldigſt

entgegensehen laſſen. + Ein- zweite höchſt wichtige Idee des Papstes iſt die

Einziehung einer großen Menge von Klöster n in Rom, und zwar ſo, daß

Jeder Orden hier ſich fernerhin mit einem begnügen, und die übrigen, oft nur
von wenigen Gliedern bewohnten, dem Staate zur beſſern Begründung bes
Schuldentilgungsſonds überlaſſen müßte. - Die Zahl der gebliebenen und
der: verabſchiedeten M ouſign ore s kann. ich Ihnen heute genau {r

entlafſen wor-

M!! tut .91 gttttty 'der Uetjen .128 :ſp;in Gioren

"dvr, ..:) Frankreich. en. j /
_ Haris, 19. Juli. Die Wahlbe weguug iſt in vollem Gangz ſie iſt
besonders merklich in der Haupiſtadi; die Candidaten laſſen ihre Circulare aus-

gehenund machen ihre Beſuche beidcn einflußrcichen Wählern. Mehrere vorbereitende

: Zuſamuwenkünfte find ſowohl von den eppoſitionellen Parteien als von den Conſerva-
gs angeſtellt werden. Die Comités ter Linken behaupten, sie hätten



gute Nachrichten aus den Provinzen. An Vermuthungen fehlt es nicht, in- |

gzwiſchen wird die Polemik in den Journalen fortgeſeyi und zumeiſt von den
al er "“Conſtitutionnel-, d. ). zwiſchen Gutzet yd §hets , un-

C I Ma Großbritannien. ;
London, 17. Juli.

bert Stellen in der Verwaliung angeboten habe, dieweil dieselben sich in den

lezten Jahren nach und nach seinen Anſichten und Meinungen genähert häiten;z
_ er würde das Anerbieten unterlaſſen haben, wenn vie Genannten ihre Meinungen

von 1841 beibehalten hätten; er halte dafür, es sei zureichend, wenn die Mit-
glieder eines Minifieriums in allgemeinen Erundsäten übercinſtimmten; man
ſolle nicht verlangen, daß jedes einzelne Mitgliev der Regierung über all e und
jede Fragen, welche an tas Parlament gebracht würden, die Meinung des ge-
ſammten Cabinets 1heile; so, um ein Beiſpiel anzuführen, sei er (Ruſſell), was

die irische Kirche angehe, nicht in allen Punkien einverstanden mit Earl Greyz

was Irland ſrlbſt betreffe, ſo ſehe er vollkommen ein, daß der sociale Druck
(the social grievance)], der auf dieſem Theil des vereinigten Königreichs laſte,
iner unmittelbaren Abhüife bedürse; er und seine Collegen seien vorbereitet,

Maßregeln in Antrag zu bringen, welche vielleicht keine sofortigen Heilmittel
gegen die Irland bedrängenden Uebel varbieten, aber doch geeignet sein dürften,

wohlthätig zu wirken und zwar so, daß im Lauf von zehn J ahren Jr-
landb’'s sociale Lage eine namhafte Verbesserung erfahren könnez

ſerter ſei es auch die Absicht der Regierung, Irland in Bezug auf die Wayt: |
l ds. Regt Crete. Font auf gleth.s Fuß ut Ech.

: ;

land zu segen.

** Karlsruhe, 21: Juli.. Die heutige 39. Sitzung der 2. Kammer brachte

die Discussion des Berichts vom Abg. Soiron über die provisorischen Geſetze.

Es sollen zunächſt 19 provisorische Gesetze und Verordnungen, welche auf frü-
heren Landtagen reklamirt, aber seitdem nicht vorgelegt wurden, wiederhot)hn ..
reklamirt werden. Geh. Rath Jolly bemerkt, daß die erste Kammer der defi-

allſigen Adreſſe nicht beigeſtimmt habe, die weitere Reklamation also ohne Wire

kung bleiben werde. ! [ t que :

Weller: Verordnungen, welche in das Gebiet der Gesetzgebung eingrei-
fen, beftehen nicht in rechtlicher Wirksamkeit, so lange ein Faktor der Gesetzge-
bung widerspricht! Geh. Rath B ekk: Dieser Grundsay iſt richtig, wenn die
Verordnung wirklich der Zuſtimmung der Stände bedarf. Diese Frage iſt aber



hier ſtreitig; es liegt ein Competenzconflikt zwiſchen Regierung und Ständen

vor. Die Kammer kann nur ihren frühexra Beſchluß aufrecht erhalten; die Fol-
gen davon kennen Sie ſo gut oder wenig. als wir. Sch aaff: Weller bleibt
bei seinem Grundsaye, ich bei meinem Widerſpruche; e i n Faktor der Geſetge-
bung würde ſonft die beiden andern beherrſcheaenn. G 9 ! nu n;
.. Hetker: Sogar in Bezug auf Verfaſſungsrechte wirv unser Boden durch ein-

ſeitiges Ordonnanzrecht erſchürtert, wenn jede Beftimmung, bie die Regierung ere |-
läßt, ſo lange als Gesetz gilt, bis ſie selbt eine Aenderung trifft; neben de
conſtitutionellen Gesetzgebung würde eine abſolutiſtiſche bestehen. Als Geh. Rath

VBekk noch Abgeordneter war, hat er in trefflicher Motion die Grundsätze der

Tommiſſion anerkannt. B ekk : Die Molion betraf ein zu erlaſſendes. Geſttz,

nicht ein beſtehendes. Nach der Verfassung soll eine einseitige Verordnung außer | und Würde des Sachwalter-Berufes ,

VMirksamkeit treten, wenn b e id e Kammern Beschwerve führen und die Regie-
rung f ! (grant i fürrtuung beruht auf dem Grundgedanken des Vertrags ;
ett ſich die Regierurg darüber hinaus, so tritt fie aus dem Grundvertrage, wie
man denn überhaupt bie Verfoſſungen in Deutſchland beachtet, als wären ſie

nicht vorhanten. Geh. Rath Jo11 y: Die Verfoſſurg sagt ausdrücklich; der

Großherzog vireinigt in ſich aue Rechte der Staatsgewalt. Hecker: ~ „Und

üht ſie unier den in ber Verfaſſurgsurkunde fcſtgeſcßten Bedingungen aus.“
Jolly : Wenn das confslitutionelle Princip nicht weiter gediehtn iſt, so ſind |

daran zum Theil die Kammern jelbſt ſchuld, welche über die Schranken der
Mäßigung hinausgegangen ſind. j re r E

Buß: Dre Kammer ftrebt nach Omnipotenz; die Verfaſſung beruhet nicht

auf Vertrag, Dieß ſei eine Verwechſelung mit Conſens. Beſchränkt man der

Regierung ihr Recht, ſo treibt man fie zur Gewalt. Man ſucht selbft die ein.

zelnen Beamten in ver öffentlichen Meinung zu ächten. Kapp : Man beſchul-
digt uns des Mangels an Mäßigung, und gegebene Verheißungen sind noch
nicht erfüllt; seit 32 Jahren iſt trog der höchſten Beſcheidenh:it des Volkes Nichts
für deren Erfüllung geſchehen! Nur bie Stimme der Nation kann uns vor-
wiärts bringen, nicht die unglaubliche Mäßigungz, jener verdankt man das Ver-
nünftige, was geschehen ift. Man leſe die Konſervativen Englands, sie führen
eine Mannesſprache, n oran bei uns nicht zu denken ift. Nur die Sprache der

Orrzſitio. rettet die Freipelt, das Schweigez-fihtt zum zt: und zur



» Mrauudeim, 22. Juli. , Der angebliche, fich Hermann v. Seiler, auch
Hermann Sailer von Stenniſch nennende Literat, welcher ſich hier vor Kurzem

wit e em Offi

791

auf die nächſten Tage angesagt. Cs soll cin Generalexamen mit deu

Auf eine lebhafte Interpellation des Hin. Dunconbe (
erklärte Lord Russell in der jüngſten Nuterhaus-Sitzung: „Es sei wahr, taß
er den Lords Dalhouſsie und Lincoln, so wie dem Herrn Sydney Her-

| kann, das

. | weiſen Väter der Stadt, über irgend eine verkehrte

| del an den beiden Krahnen einzuſtoßen, die,
| Flüche vergrößert werden könnten,

éeiere auf Piſtolen duellirt, wurde bereits in der Karlsruher Ata.

als Gauner dargeftellt.
14. Juli.“ Folgendes : u .... . .. G
, "Zu dem in Preußen nunmehr verhaſteten Betrüger, der unter
denen Namen Gaunereien, namentlich durch Geldborgen, beging, und der auch
im vorigen Jahre Baden heiumſuchte, fand ſich in dieſem Jahre ein Seitenſtück
in einem sogenannten Baron v. Sailer, Graf [Medem u. ſ. w., der bald Kur-
länder, bald Sachſe war, fich Mitgliev ver franzöſiſchen Akademie nannte, Doc-
tor der Medicin zu ſein vorgab, und hier in elf Minuten einen Kaiſerſchnitt
vornahm, welchen keiner der hieſigen Aerzte wagen wollte. Er lebte darauf lange
in London und Paris und wurde endlich als ehemaliger Theaterſckretär in Riga
und Hamburg entlarvt, der schon oft wegen ſchlechter Streiche in Haſt gerweſen
iſt. Ju Mannheim bekam der ſaubere Patron Händel mit einem jungen Oſſfi-
zier im Theater. Sie wechſeln die Karlienz
zier anstellt, erfährt er: sein Gegner sei der reiche Baron Sailer aus Kurland,

und kr dürfe jede Genugthuung von ihm fordern. Sie ſchichen fich; Sailer

erhält eine Kugel in den Unterleib, welche jedoch keines der großen Lebensorgane

verlegt. Währenb er gepflegt wird, kommen Berichte über Weéehſ.lverfälſchung.
Man eilt nach Baven, nach Heidelberg, durchſucht seine Papiere und erkennt

Nun berichtet der Närnb. Correſpondent aus „Baden

verſchie-

.

»ſeiner wartet, vor Augen ſirht, benugt er den Schlummer ſeiner Wärter und
entifliebt troß seiner Wunde. Man glaubt, er habe ſich in den Rhein geſtürzt.e
[ Mainz, 21. Juli. Die neu aufgeführten Gebäulichkeiten längſt des
Rheines ſind nun ihrer Vollendung nahe, unv auch das Uriheil des Publiluns.
über dieselben iſt bereits gefällt. Das Ganze ſieht eher einer Kavallerie:NKaſerne,
als einem Bazar ähnlich, was es doch eigentlich sein soll. Unbegreiflich bleibt
es immer, wie eine ſtädtiſche Behörde ihre Mitbürger um ein
auer erworbenen Vermögens schädigen kann, um der Stadtkasse einige tauſend
Gulden zu erwerben, während ſie auf der andern Seite die Zinſen eines gleichen
Kapitals von sich weiſt, das ihr von einem hieſigen Buchbrucker für den Ver-
lag des Wochenblatts geboten ift. Viele wollen vcrmuthen, daß Kameradschaft
des jeßigen Verlegers (derselbe iſt Stadtrath) daran Schuld iſt. Jedenfalls iſt

verkehr nimmt, daß sie das Einzige, was den Fremden noch in Mainz feſſeln
Bischen Aussicht. entzieht, indem ſie vor die Gaſthäuſer Fruchtſpeicher
ksh. und somit gleichſam dem Wuchergeiſte recht sreundſchaftlich unter bie Arme
f Auch ver Staat will jetzt zu dieser Kaserne die Bastille liefern, un vem
Gründer aller dieser Herrlichkeiten eine Wohnung mit der Aussicht auf den Rhein
zu verschaffen und den Gaſthäuſern den wenig bleibenden Reſt von Aussicht gänz-
lich zu entziehen. Hätten die Erbauer dieses prachtvollen Hotels, worauf Mainz
ſtolz sein kann, vorhersehen können, daß man so rückſichtslos gegen ihre Eta-
| bliſſements verfahren würde, Mainz würde alsdann keine solche aufzuweisen ha-
ben. Bald werden die Bewohner der ſo ſchmählich ge opferten m
ſagen können: Von allen diesen herrlichen Aus ſichten iſt uns nichts
geblieben, als die Augen, um sie zu bewe inn. s
Dieses alles iſt der Fluch der Heimlichkeit. Mainz, bas ein: öffentliche
Gerichtsbarkeit beſitt, kann die Beschlüſſe seines Gemeinveraths nur w
kölniſche Zeitung oder durch die Didaskalia refapter: Frägt p:! einen der
aßregel, so war er nicht
in der Sitzung, oder er hat dagegen geſtimmt, f slm ſchon W)
„ſchlüſſe zum Nachtheile der Stadt vorgekommen.. ſind, wo keiner von allen sechs
und dreißig Stadträthen in der Sitzung. gewesen sein will, und dennoch abge-
ſtimmt und der Gegenſtand angenommen wre....
m . 1 „Wer erklärt mir, Oerindur,
1! v uu Diesen Zwiespalt der Natur ?- uw
. Ueber den Zuſtand des Archivs , welches der Aufſicht eines neunzigſährigen
Mannes anvertraut iſt, und ſich in einem Zuſtande befindet, daß ein Herkules
erforderlich wäre, um diesen Augiasſtall zu reinigen, so wie über die letzte Mehl-
Vverderbniß und die künſtliche Theuerung des. Brodes , ließe ſich noch manches
triftige Wort sagen, das wir aber auf eine audere Gelegenheit verſparen wol-
len. Schließlich wollen wir nur noch auf den Mißſtand. aufmerksam machen,
daß bis zur Stunde noch keine Laternen am Rheinufer Ungebracht sind, und
daß die mit Nachböten ankommenden Fremden in Gefahr ſind, ſich die Hirnſchä-
| wenn ſie durch die daran haftenden
Ö bereits einen ansehnlichen Umfang erreicht
haben müßten. Fiat Lux, ihr Herren! hört auf die Loſung unserer. Zeit. s



.. * Auwalts-Verſsammlung in Keen.
Zur Vervollftändigung unſerer Einladung vom 12. Mai d. J. zeigen wir
unsern Bexrufsgenoſſen an, taßÿ für die am 6., 7. und 8. k. M. zu Kiel abzu-
haltende Versammlung deutscher Anwälte Anmeldungen aus verſchievenen Gegen-
den Deulſchlands eingegangen, auch mehrere Vorträge, u. A. über Bedeutung
wglier-Berufes, über Schiedsgerichte und über Geſchwor-

nen-:Gerichte angekündigt woren -.. . u.: .

. Die Ankommenden finden im Bahnhofs - Hotel zu Kiel die erforderlichen
nähern Nachweiſungen. Denen aber, welche über Hamburg reiſen, machen wir
bekannt, daß das Hotel zum Kronprinzen zum Sammelplatz in Ham-
b ur g beftimmt iſt, von wo aus amm 5. Auguft Nachmittags gegen brei Uhr
- die gemeinſame Fahrt nach Kéel ſtalifinden wit... (t mw
Wismar, Pinneberg und Leipzig, am 18. Juli 1846. |
_ LK. F. Deiters, Anwalt in Wissmann. ate
. Jul. Gülich, Obergerichts-Advoeat in Pinneberg..
Ed. Her msd orf, Ädvocat
Paul Römiſch, Advocat und Gerichtsdirector | in Leipzinze.

Dr. H. Sthletter, Avvoae. +







1:1 Volkslesevereiu. ).

[2424]1 Behufs einer vorzunehmenden Revision der dem Volksleſe ver-
ein gehörigen Bücher bleibt das Ausgabelokal vom 29. Juli bis 29. Auguſt
geſchloſſen. Mittwoch, deu 22. und Sonntag, den 26. Juli ſind zum Rück-
empfang ausgeliehener Bücher betrimmt, und es können an dieſen Tagen keine
neuen abgegeben werden. e . f jan!
.. Der Vorſtand des Voltsleſevereins.
w vukia ... Vr. E. Otte. -



. Hof- nud Uational-TCheater in Maunheim. |
Freitag, 24. Juli: , Die weiße Fran. Oper: in drei Akten von Bopel-
' ' dieu. (Gaſteolle:) Georges + Hr. Wiedemann vom Theater zu

Leipzig.



auf die Nachfrage, welche der Oſfien

nun bie edlen Beſtrebungen ves Hrn. Barons. Da er jegt das Loos, welhen

Biertel ißre

es auffallend, daß eine ſtädtische Behörde so wenig Rückſicht auf den Fremven. -
 
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