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Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0200

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188 Zweiter Abschnitt.

aber bestanden sie aus nicbts anderem als aus Darstellungen un-
interessanter Gegenstände.

Offenbar fühlten sich auch die alten Decorationsmaler hier-
von nicht befriedigt, und da neu# Erfindungen im Gebiete der
Kunst nur selten und in Nothfällen gemacht werden, so führte
dies Gefühl der Unbefriedigtheit zu einer allmählichen Umgestal-
tung des nun einmal aufgenommenen.

Um diesen Process zu verfolgen, müssen wir mit den ein-
fachen , dem ersten Stil sich noch eng anschliessenden Wänden
der casa del Laberinto beginnen. Es ward oben gezeigt, wie
auf den Tafel III und IVa dargestellten Wänden kein einheit-
licher Gesichtspunkt angenommen ist, wie die Incrustationsplatten
angeordnet sind, das Gesims zerschnitten ist mit Eücksicht auf
die vor der Wand stehenden Säulen. Indem solchergestalt bei
Darstellung der architectonischen Glieder und Incrustationsplatten
weniger darauf Rücksicht genommen wurde, wie sie wirklich sein
konnten, als vielmehr darauf, wie sie, auf einander projieirt, sich
dem Auge darbieten mussten, wurden sie gewissermassen schon
nicht mehr als darzustellende Gegenstände, sondern als Orna-
mente, wenigstens als Decorationselemente behandelt. Zu tadeln
war wohl dies Verfahren nicht. Wären z. B. auf Tafel III die
Pfeiler von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus perspectivisch
richtig gemalt, so würde sicher der Eindruck ein weit ungünsti-
gerer sein. Aber ein ganz glücklicher Ausweg war es doch nicht;
denn diese in wirklich mögliehen Verhältnissen, mit Beobachtung
von Licht und Schatten gemalten, dazu ziemlich schweren Archi-
tecturglieder sind nun einmal zu solcher spielenden Behandlung
nicht geeignet: der allzu grosse Contrast zwischen der Art, wie
sie gemalt und wie sie verwandt sind, ist störend; wir haben
weder eine richtige Darstellung noch eine wirkliche Decorations-
malerei.

Man schlug aber noch andere Wege ein, um diesen Wänden
ein gefälligeres Aussehen zu geben, um die Mittel, über welche
dieser Stil verfügt, dem deeorativen Zweck mehr und mehr an-
zupassen. Und namentlich musste dies Streben sich geltend
machen, nachdem neben die Incrustations- und Architecturma-
lerei die figürliche und landschaftliche Darstellung der al fresco
nachgeahmten Tafelbilder getreten war. Für die Darstellung einer
 
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