406 Dritter Abschnitt.
Da nun hier gerade die dem dritten Stil eigentümlichen
Elemente so ausgeführt sind, dass man sieht, sie waren dem
Maler nicht mehr geläufig und lebendig, da auch in den Farben
keineswegs die Weise des dritten Stils deutlich hervortritt, na-
mentlich nirgends ein solches Violett erscheint, dass es nicht
auch aus späterer Zeit stammen könnte, so werden wir hier
wohl unechten dritten Stil zu erkennen haben, d. h. einen un-
glücklichen Versuch, zur Zeit des letzten Stils in der Art des
dritten zu decoriren. Und dies unser Urtheil wird bestätigt
durch das Bild der 1. Wand, die gewöhnliche Darstellung von
Ares und Aphrodite, eine Composition, welche sonst auf Wänden
dritten Stils nicht vorkommt.
Einen ganz ähnlichen Charakter zeigt ein anderes Triclinium
1. am Peristyl, wo der Eindruck der Unechtheit des Stils wohl
noch stärker ist. Und nicht anders verhält es sich mit dem
Zimmer r. vom Eingange, wo auf jeder Wand ein gelbes Mittel-
feld von den rothen Seitenfeldern durch schmale schwarze Felder
getrennt wird, welche auf der Rückwand einen aus Thieren und
Ornamenten zusammengesetzten Streifen, auf den Seitenwänden
eine Epheuranke enthalten. Wenn auch hier einige Elemente,
z. B. der umsäumende Blätterstrang, so ausgeführt sind, dass sie
wohl echt sein könnten, so machen doch z. B. die Architecturen
des oberen Wandtheils durchaus nicht diesen Eindruck. Und
auch über die auf S. 333 erwähnte Decoration des Hofes r. vom
Atrium werden wir ebenso urtheilen müssen, obgleich sie bei
ihrer grossen Einfachheit wenig Anhaltspunkte bietet: die dicke
weisse Linie, durch welche alle Theilungen bewirkt sind, ist
nicht in der Art des dritten Stils, passt aber gut zu dem Cha-
rakter der anderen Malereien dieses Hauses.
Capitel 38.
Datirung einzelner Decorationen.
Wir finden also unter den uns vorliegenden Decorationen
Uebergangsformen vom zweiten zum dritten Stil, unter denen
die von uns als Candelaberstil bezeichnete die wichtigste ist;
ferner Wände strengen dritten Stils, weiter solche, welche ihn
Da nun hier gerade die dem dritten Stil eigentümlichen
Elemente so ausgeführt sind, dass man sieht, sie waren dem
Maler nicht mehr geläufig und lebendig, da auch in den Farben
keineswegs die Weise des dritten Stils deutlich hervortritt, na-
mentlich nirgends ein solches Violett erscheint, dass es nicht
auch aus späterer Zeit stammen könnte, so werden wir hier
wohl unechten dritten Stil zu erkennen haben, d. h. einen un-
glücklichen Versuch, zur Zeit des letzten Stils in der Art des
dritten zu decoriren. Und dies unser Urtheil wird bestätigt
durch das Bild der 1. Wand, die gewöhnliche Darstellung von
Ares und Aphrodite, eine Composition, welche sonst auf Wänden
dritten Stils nicht vorkommt.
Einen ganz ähnlichen Charakter zeigt ein anderes Triclinium
1. am Peristyl, wo der Eindruck der Unechtheit des Stils wohl
noch stärker ist. Und nicht anders verhält es sich mit dem
Zimmer r. vom Eingange, wo auf jeder Wand ein gelbes Mittel-
feld von den rothen Seitenfeldern durch schmale schwarze Felder
getrennt wird, welche auf der Rückwand einen aus Thieren und
Ornamenten zusammengesetzten Streifen, auf den Seitenwänden
eine Epheuranke enthalten. Wenn auch hier einige Elemente,
z. B. der umsäumende Blätterstrang, so ausgeführt sind, dass sie
wohl echt sein könnten, so machen doch z. B. die Architecturen
des oberen Wandtheils durchaus nicht diesen Eindruck. Und
auch über die auf S. 333 erwähnte Decoration des Hofes r. vom
Atrium werden wir ebenso urtheilen müssen, obgleich sie bei
ihrer grossen Einfachheit wenig Anhaltspunkte bietet: die dicke
weisse Linie, durch welche alle Theilungen bewirkt sind, ist
nicht in der Art des dritten Stils, passt aber gut zu dem Cha-
rakter der anderen Malereien dieses Hauses.
Capitel 38.
Datirung einzelner Decorationen.
Wir finden also unter den uns vorliegenden Decorationen
Uebergangsformen vom zweiten zum dritten Stil, unter denen
die von uns als Candelaberstil bezeichnete die wichtigste ist;
ferner Wände strengen dritten Stils, weiter solche, welche ihn