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Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0316

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304 Dritter Abschnitt.

halten ist. Leider haben wir nur noch einen ähnlichen Can-
delaber, der aber diesem nicht gleich kommt; er findet sich an
einem wenig in die Augen fallenden Ort, im Treppenraume des
Hauses des M. Spurius Mesor, und ist, freilich ungenügend, ab-
gebildet bei Presuhn Tafel 18.

Vergleichen wir damit die Candelaber vierten Stils (Zahn I,
86; II, 25. 89; III, 1), so finden wir nirgends den Schwung und
das feine Gefühl in der Linienführung, kaum je eine wirkliche
Schönheitslinie. Es fehlt durchaus die auf den beiden Can-
delabern unserer Tafel und auch sonst so ausserordentlich glück-
liche Verjüngung. Statt des frischen, schlanken Aufbaues viele
kurze Abschnitte; statt der sanft geschwungenen, frei auslaufen-
den Linien kurze starke Krümmungen, kurz ein unruhiges,
barockes Profil. Durchaus fehlt jene Zartheit, welche die Can-
delaber dritten Stils so besonders reizend macht. Statt der feinen
Schalen, aus denen sich die einzelnen Abschnitte erheben, finden
wir massive, stark vorspringende und an ihrem oberen Rande
wieder eingezogene Glieder. Wenn auf unserem grossen Can-
delaber die einzelnen Abschnitte nur ganz leicht andeutend durch
einen Blattkelch, aus dem sie emporsteigen, pflanzenartig cha-
rakterisirt sind, so finden wir dies Motiv auf den Candelabern
letzten Stils vollständig entwickelt und bis zum Ueberdruss
wiederholt: der Schaft erscheint durch an ihm anliegende, mit
den Spitzen aber abstehende und manchmal in naturalistischer
"Weise zur Seite gebogene Blätter ganz verhüllt, so dass meist
von jedem Abschnitt nur oben ein kleines Stück frei bleibt. Die
Motive sind sämmtlich grösser, auf die Fernwirkung berechnet;
eine feine Zeichnung wie am unteren Theile unseres grossen
Candelabers würde man vergeblich suchen.

Capitel 25.

Ornamentirung der grösseren Flächen.

a. Der Sockel.

Nicht weniger durchgreifende Unterschiede ergeben sieb
uns, wenn wir die Art betrachten, wie die grösseren Flächen
ausgefüllt und belebt sind.
 
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