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Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0202

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190 Zweiter Abschnitt.

Beispiel dieser Richtung. Der das Bild enthaltende Mittelbau
ist hier deutlieh als ein wenigstens annähernd quadratischer Pa-
villon charakterisirt, unter welchem — etwa in der Mitte — die
Bildtafel steht, zu beiden Seiten an etwas wie eine aufrecht-
stehende Holzbohle befestigt. Sie steht hier wie auf Tafel IX
unmittelbar auf dem Sockel — nur ein auch über die Seiten-
felder fortlaufender Ornamentstreif ist eingeschoben —, wird
oben durch Fries, Sims und Ornamente, die wohl als aus Metall
gebildet zu denken sind, abgeschlossen und lässt einen Zwischen-
raum, in welchem der blaue Himmel sichtbar wird, zwischen
sich und der Decke des Pavillons. Wie die hinteren Ecken
des letzteren zu denken sind, ist nicht ersichtlich. Der schwarze
Streifen am Bande des blauen Feldes hat keine architectonische
Charakteristik und ist wohl nur eine ornamentale Einfassung,
entsprechend dem rothen Streifen im oberen Wandtheil von
Taf. IX. Die Decke war vermuthlich cassettirt, und es beruht
wohl nur auf mangelhafter Erhaltung, dass dies nicht sichtbar
ist. Vorn am Epistyl hängt ein Schild; die hinter ihm zum
Vorschein kommenden Ghirlanden haben wir uns wohl als an
dem Epistyl der Rückseite befestigt zu denken.

Die Charakterisirung des Mittelbaues als Pavillon, das weitere
Vorstehen der Säulen, bringt es mit sich, dass der Sockel hier
in der Mitte nicht eine Einbiegung, sondern einen Vorsprung
hat; durch eine breite Stufe unten am Boden wird er perspec-
tivisch hinter die wirkliche Wandfläche zurückgeschoben. Alles
was oberhalb des Sockels ist, wird seitlich durch die auf ihm
stehenden Eckpfeiler eingerahmt.

Die niedrigen Wände zu beiden Seiten treten gegenübel'
dem Mittelbau schon durch ihre geringere Ausdehnung zurück;
es schien daher nicht nöthig, Epistyl, Fries und Gesims an ihnen,
um den Mittelbau hervorzuheben, bescheidener zu halten; und
in der That ist das Verhältniss das umgekehrte. Die Vorstel-
lung, dass der Mittelbau vor der hinter ihm fortlaufenden nie-
drigen Wand steht (Taf. IX) ist hier durch die grössere Tiefe
des ersteren und durch den Durchblick ins Freie oberhalb der
Bildtafel ausgeschlossen. Vielmehr dürfen wir uns die das Bild
haltenden Bohlen in Verbindung mit den Enden der niedrige»
Wand denken.
 
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