Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mau, August
Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji: [Text] — Berlin, 1882

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3493#0332

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
320 Dritter Abschnitt.

Im Uebrigen aber sieht auf "Wänden letzten Stils dieser
Tbeil ganz anders aus. Auf vielen, und namentlich auf den
einfacheren Wänden sind keine eigentlichen Architecturen mehr
dargestellt; wir finden da vielmehr ähnliche Motive wie auf dem
Sockel: gewisse aus drei (häufig grünen) Streifen gebildete
fensterartige Gerüste, in denen in vielen Fällen eine gleichsam
ins Zimmer hereinschwebende Figur erscheint; zwischen den-
selben ist die Wandfläche von Streifen durchschnitten, welche
theils einfach einfarbig sind, theils die Form von G-hirlanden,
theils die der oben besprochenen breiten Borten haben (Zahn II,
4. 5. 37. 44. 94. 95; III, 18. 19. 27. 29). Wo aber Architecturen
dargestellt sind, da pflegen sie, namentlich auf reicheren Wänden,
mehrfach hinter einander stehend ein unklares Gewirre zu bilden.
Aber auch wo das nicht der Fall ist, unterscheiden sie sich von
denen dritten Stils in derselben Weise, wie die architectonischen
Theile und Candelaber des unteren Wandtheils. Ihre Farbe ist
vorwiegend gelb, ihre Formen theils einfach unschön, theils barock.
Wo man ihnen einen Schmuck zu geben gesucht hat, da ist dies
nicht wie im dritten Stil durch einfache Schönheit der Formen
und flache farbige Ornamente geschehen, sondern durch relief-
artige oder wie aus Metall aufgesetzte Verzierungen.

In einer zahlreichen Classe sorgfältig gemalter Wände letzten
Stils sind diese leichten Architecturen so verwandt worden, dass
sie einerseits mit den in den Durchblicken zwischen den Haupt-
feldern sichtbaren und ihrerseits mit dem Mittelbau, wenn ein sol-
cher da ist, zusammenhängenden Architecturen in Verbindung ge"
setzt sind und als eine Fortsetzung derselben erscheinen, anderer-
seits nach oben bis an die Decke fortgesetzt sind. So ist die
ganze Wand mit Ausschluss des Sockels zu einem aus ihnen zu-
sammengesetzten leichten Gerüst geworden, an dem nur einig6
Theile, etwa durch Ausspannung von Teppichen, in geschlossene
Flächen verwandelt sind. Vorgebildet war dies Motiv schon mi
zweiten Stil durch Wände wie Tafel VIII, und ähnliche im dritten
(Tafel XVII). Es scheint aber den Decorateurs vierten Stils vor-
behalten geblieben zu sein, durch Verbindung der Durchblicke
zwischen den Hauptfeldern mit den Architecturen des oberen
Wandtheils das System vollständig zu entwickeln (Zahn II, ^
43; III, 44; Niccolini, Des er. gen er. 22).


 
Annotationen