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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 15.1972

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Buchbesprechungen
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Kraus, Michael: [Rezension von: Friedrich Hörmann (Hrsg.), Neue Einsichten. Beiträge zum altsprachlichen Unterricht]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33065#0038

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Neue Einsichten, Beiträge zum altsprachlichen Unterricht. Herausgegeben von Mini-
sterialrat Dr. Friedrich Hörmann. München (Bayerischer Schulbuch-Verlag) 1970.
180 S. DM 14.80.
Der vorliegende 5. Band der Reihe „Klassische Sprachen und Literaturen“ enthält
zehn Vorträge von Marktoberdorfer Ferientagungen. Sie sollen dem Lehrer der alten
Sprachen, dem, wie F. Hörmann im Vorwort (4) betont, auferlegt ist, „täglich um neue
Einsichten, um zeitgemäße Wertungen und geeignete Methoden zu ringen“, Hilfe und
Wegweisung sein.
1. V. Pöschl, Grundzüge der augusteischen Klassik (6—18). Das Urteil über die
augusteische Klassik hängt davon ab, wie man das Verhältnis Rom-Griechenland sieht.
Gegenüber dem zählebigen Vorurteil von der Kulturfeindlichkeit Roms und der Über-
legenheit griechischer Dichtkunst lenkt Verf. den Blick auf die Einheit der Antike. In
einer Reihe von Wesenszügen der augusteischen Klassik findet er den „idealen Aus-
gleich von Griechischem und Römischem“ verwirklicht. Seine Beobachtungen und Deu-
tungen, die, wo es naheliegt („architektonische Bauform der Gedichte“) auch die bil-
dende Kunst einbeziehen, beleuchten manche für die Schule bedeutsame Einzelfrage
(z. B. das polit. Engagement der august. Dichter). Im ganzen stellt Pöschls Aufsatz eine
Summa der august. Klassik dar, die wegen ihres übersichtlichen Aufbaus und ihrer
einprägsamen Sprache für die Vergil- und Horazlektüre im Unterricht der Oberstufe
von gutem Nutzen sein kann.
2. G. Radke, Das imperium des Augustus, seine polit. und sozialen Grundlagen
(19-41). Gegenstand der Untersuchung ist der Wandel des Begriffes imperium durch
das polit. Wirken des Augustus. Ihr Ziel ist es, die Fragwürdigkeit dessen, was man
gemeinhin als Augusteische Erneuerung bezeichnet, bewußt zu machen. Auf Grund sorg-
fältiger wort- und bedeutungsgeschichtlicher Studien kommt Verf. zu der Schluß-
folgerung: Augustus hat aus dem imperium populi Romani (= „Hoheitsrecht, Gewalt“,
nie „Reich“) das imperium Romanum (= „röm. Reich“) geschaffen. Der polit. Weg des
Augustus vom ersten imperium bis zur unerhörten Machtfülle des princeps optimus
maximus wird unbestechlich nachgezeichnet. Anhand der Deutung des Begriffes dux
bonus eröffnen sich überraschende Einblicke in die sozialen Voraussetzungen der neuen
Reichsgründung. Die kritische Überprüfung von Anspruch und Wirklichkeit der reno-
vatio führt zu dem Ergebnis: „Die Republik ist wiederhergestellt, und der Kaiser . . .
hat eine Machtfülle wie kaum ein Diktator der alten Zeit . . .!“ (36). — Abgesehen vom
reichen Informationsgehalt seiner Ausführungen regt der Verf. durch seine betont skep-
tische Haltung zur Überprüfung oft nur allzu geläufiger Vorstellungen an.
3. V. Buchheit, Vergil im Unterricht (42-60). Verf. verbindet seinen Überblick über
die gegenwärtige Forschung stets mit Hinweisen auf die praktische Umsetzbarkeit im
Unterricht. Leitende Gesichtspunkte sind: der „Griff nach dem ganzen Vergil“ und
eine Aeneisauswahl, die „Plan, Tendenz und Gültigkeit“ erkennen läßt. Ausgehend
von „Vergil als Epigrammatiker“ werden von den Hauptwerken die Bukolika. (ecl. I
und IV) und Georgika II 136/176 und II 458ff., Proöm. III) nur gestreift. Das Schwer-
gewicht liegt auf der Aeneislektüre, zu deren Methodik und Didaktik Verf. Wesent-
liches zu sagen hat. Auch die abschließende Bibliographie ist ganz auf die Bedürfnisse
der Schule ausgerichtet.
4. K. Thraede, Livius im Spiegel der neueren Forschung (61-81). Die Untersuchung
macht auf einen Gegensatz in der neueren Liviusforschung aufmerksam, der im Lek-
türeunterricht Beachtung verdient. Als Ergebnis seiner sorgfältigen Analyse der Metho-
den der Liviusphilologie (Heinze, Klingner, Burck, u. a.) kann Verf. das Vorhanden-
sein zweier grundverschiedener Liviusbilder feststellen: „Livius als Träger und Ver-
mittler nationaler Werterlebnisse dort - als skeptischer Rationalist hier“ (72). Dem
Verf. selbst, der den Widerspruch im Wesen des Livius begründet sieht, genügt es, Livius
 
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