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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 15.1972

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Erb, Josef: [Rezension von: Hermann Menge, Repetitorium der Lateinischen Syntax und Stilistik, bearbeitet v. Andreas Thierfelder, 16. Auflage]
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Schönberger, Otto: [Rezension von: Hans Krahe, Einleitung in das vergleichende Sprachstudium]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33065#0050

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Aber alle aus dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft und der veränderten Ziel-
setzung erwachsenden Forderungen zu erfüllen, hieße ein völlig neues Werk schaffen:
welcher Autor, welcher Verlag könnte heute dieses Risiko auf sich nehmen?! — So sind
wir immer wieder dankbar für „unseren guten, alten" Menge! J. Erb

Hans Krähe: Einleitung in das vergleichende Sprachstudium. Herausgegeben von Wolf-
gang Meid. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. Innsbruck 1970. Preis: ÖS 88,—
Jeder, der Krahes Vorlesung über das Studium indogermanischer Sprachen gehört
hat, wird begrüßen, daß dieses Musterbeispiel einer glasklaren und hervorragend ein-
führenden Darbietung nun aus dem Nachlaß im Druck vorgelegt wird.
Die Vorlesung hat zwei Teile: 1. Die indogermanischen Sprachen und das „Indoger-
manische“ und 2. Grundzüge der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen.
Zuerst wird eine Definition der Sprachwissenschaft skizziert; weiter wird von den
idg. Sprachen, der Rekonstruktion der idg. Grundsprache, ihrer Heimat und schließ-
lich vom „Alteuropäischen“ gehandelt.
Überall ist klar das Wißbare vom Hypothetischen getrennt, und Krahes Meister-
schaft besteht darin, daß der Leser (Hörer) sozusagen zum Mitteilhaber der entstehen-
den Erkenntnis gemacht wird. Hier kann man lernen, was „Methodenbewußtsein“ ist,
kann auch sehen, wie Phantasie und Wirklichkeitssinn zugleich zur Wissenschaft gehö-
ren.
Besonders interessant wird es natürlich, wenn Krähe seine eigenen Forschungen zur
Hydronymie vorträgt. Man wird hier gelegentlich Zweifel anmelden, freilich solche,
die durch Krähe zum Teil erst einmal ermöglicht wurden.
Der zweite Teil zeigt, wie anregend die oft zu Unrecht verschrieene Buchstabenche-
mie sein kann, und auch im Unterricht ist es z. B. wichtig zu betonen, daß das Idg. durch
die Trennung von Nomen und Verbum von anderen Sprachgruppen abweicht; ebenso
muß man wissen, daß bei den Idg. das grammatische Genus (anscheinend; aber hier
ist man einfach nicht zufrieden) keinen inneren Sinn hat (105). Geradezu aufregend
sind auch Sätze wie (107): „Hohe Kultur und weiter Dualgebrauch scheinen einander
auszuschließen.“ Und daß das bayerische ös und enk Duale sind, erfährt man auch.
Gerade weil sie heute so oft vernachlässigt wird, muß man mit allem Nachdruck
sagen: Die Klassische Philologie und der altsprachliche Unterricht können ohne die
Sprachwissenschaft nicht bestehen. Krahes Buch ist eine gute Einführung in die idg.
Sprachwissenschaft, muß heute freilich noch durch andere Dinge (Linguistik usw.) er-
gänzt werden.
Ungern liest man die Worte über die Schulgrammatik (82) und über die Schulmei-
ster (84). Auch auf dieser Seite könnte ein Überdenken des Verhältnisses von Universi-
tät und Gymnasium nicht schaden. O. S.
 
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