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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 15.1972

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Nr. 4
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Empfehlungen der Mommsen-Gesellschaft und des Deutschen Altphilologenverbandes
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https://doi.org/10.11588/diglit.33065#0083

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Empfehlungen der Mommsen-Gesellschaft
und des Deutschen Altphilologenverbandes
Die gegenwärtige Situation der alten Sprachen auf Schule und Universität
verlangt in stärkerem Maße als bisher ein gemeinsames Überlegen und Handeln
von Mommsen-Gesellschaft und Deutschem Altphilologenverband.
Daher richten die Vorstände bzw. Kommissionen beider Verbände zunächst
einige Empfehlungen an ihre Mitglieder an Schule und Universität. Es handelt
sich dabei nicht um eine Lernzieldiskussion oder die Erörterung didaktisch-
methodischer Prinzipien, sondern um praktische Hinweise, die vor allem im
Hinblick auf die Unübersichtlichkeit der gegenwärtigen Verhältnisse beachtens-
wert erscheinen. Dabei liegt der besondere Nachdruck auf der praktischen Ver-
wirklichung in der täglichen Arbeit.

I. Für die Kollegen an den Gymnasien
Das Höhere Schulwesen befindet sich in einer Phase weitgehender Umge-
staltung. Ob und wie stark die Alten Sprachen in Zukunft in den Schulen noch
vertreten sein werden, hängt nicht allein von ihren Vertretern an den Gymnasien
ab. Die Fachvertreter aber können und sollten diesen Prozeß mitzubestimmen
versuchen in der Gewißheit, daß die Alten Sprachen in der Schule nur dann
lebensfähig bleiben, wenn der Unterricht in ihnen modern und anziehend erteilt
wird und bei den Schülern Motivationen erzeugt.
1. Die Lehrer der Alten Sprachen sollten sich planmäßig auf örtlicher Ebene
in die behördlicherseits vorgesehene Vororientierung der Eltern von Schülern des
4. Grundschuljahres einschalten; dasselbe gilt für die Orientierung über Wahl-
möglichkeiten im weiteren Verlauf der Schulzeit.
2. Die Lehrer der Alten Sprachen sollten sich an örtlichen Planungsgremien
für Schulentwicklungspläne und Curricula beteiligen.
3. Die Lehrer der Alten Sprachen sollten den lateinischen und griechischen
Unterricht in der Sekundarstufe I so gestalten, daß eine hinreichende Motivation
für die Beibehaltung dieser Fächer in der differenzierten Oberstufe vorhanden
ist. Dabei kommt der Auswahl von Lehrbüchern und Lektüren eine besondere
Bedeutung zu. Dieser Fragenkomplex wird von DAV und MG in absehbarer
Zeit einer gründlichen Prüfung unterzogen.
4. Ausländische Beispiele legen die Annahme nahe, daß das Griechische hier
und da Chancen haben könnte, wenn es in lateinlosen Schulzweigen oder -for-
men angeboten wird. Man sollte Mut zu Experimenten haben und hierbei ver-
suchen, den Griechischunterricht nicht allzu sehr nach Analogie des Latein-
unterrichts zu gestalten.
5. Das Lateinische und Griechische dürfen nicht als „unbarmherzige“ Aus-
lesefächer gebraucht werden. Es bedeutet keine Nivellierung der Anforderungen,
wenn empfohlen wird, die Lehrer der Alten Sprachen sollten sich der Frage der
Zensuren-Relation annehmen, sie sollten sich nach Kriterien umsehen, mit denen

1 DAV-Mitteilungsblatt 1972/4

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