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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 15.1972

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Grotz, Hans: [Rezension von: Wolfgang Dieter Lebek, Verba prisca, Die Anfänge des Archaisierens in der lat. Beredsamkeit und Geschichtsschreibung]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33065#0042

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Wolfgang Dieter Lebek: VERBA PRISCA, Die Anfänge des Archaisierens in der lat.
Beredsamkeit und Geschichtsschreibung. Vandenhoeck- & Ruprecht-Verlag, Göttingen
(Hypomnemata, Heft 25), 1970, 380 S., DM60,-.
Die umfangreiche Stiluntersuchung ist aus einer von Prof. Dihle angeregten Kölner
Dissertation von 1964 hervorgegangen; Verf. hat sich durch weitere Arbeiten zur Wort-
forschung in den letzten Jahren als Kenner ausgewiesen.
Die Einführung zeichnet sich durch sorgfältig distinguierende Definitionen, Begriffs-
erklärungen und methodische Erörterungen aus. Anschließend wird die Bedeutung des
Archaisierens in der Theorie von Rhetorik, Historiographie und Epistolographie unter-
sucht. Weitere Untersuchungen gelten der Schätzung älterer lat. Prosa und dem Ver-
hältnis der Rhetorik zu dieser in republ. Zeit. Das dritte Hauptkapitel ist der Sprache
der Historiker in republ. Zeit gewidmet, während sich das vierte mit dem Archaisieren
bei Sallust und in augusteischer Zeit befaßt.
Der Arbeit sind ein ausführliches Literaturverzeichnis, Namens- und Sachregister,
Wörter- und Gramm.-Index, sowie ein Stellenregister beigegeben.
Verf. geht von den unterschiedlichen Auffassungen in der rhetor. Theorie zwischen
Cic. und Quint, aus; eine normative Systematik der Historiographie habe es erst seit
Cic., eine solche der Epistolographie erst in der Spätantike gegeben.
In der vorciceron. Rhetorik seien keine arch. Tendenzen spürbar; auch Cic. übe in
den Reden (im Ggs. zu den phil. Sehr.) darin große Zurückhaltung. Wegen der Ver-
nachlässigung älterer lat. Prosa entbehre eine imitatio der Grundlage. Auch bei den
röm. „Jungattikern“ scheide sie aus, da sich ihre Neigungen ausschließlich auf Griechen
bezögen. Auch Sallust archaisiere in seinen Reden, die anders stilisiert waren als die
histor. Schriften, nicht. Mittels einer subtilen chronol. Konstruktion wird nachgewiesen,
daß sich auch bei T. Annius Cimber (Catal. 2!) Thukydides-Imitation und lat. Archa-
isieren nicht bedingen. Die Interpretation von Cic. Brut. 61 ff. ergibt, daß die cic. Wür-
digung der Stilkunst von Cato Censorius ironisch gemeint sei Und mittelbar dem Zweck
diene, Cic.s Sonderstellung in der röm. Eloquenz zu erweisen.
Bei der Behandlung der rep. Historiographie widerlegt Verf. die früheren Annah-
men, diese habe sich vor allem an das ennian. Epos angeschlossen, und schon vor Sallust
hätten Archaismen eine besondere Rolle gespielt. Er stimmt mit Skard in der An-
nahme sprachl. Gemeinsamkeiten zwischen Livius und Sallust überein, sieht darin aber
kein Sprachgut älterer rep. Historiographie. Einigen fragwürdigen und nicht genügend
erwiesenen Theorien des Verf. über sprachl. Abhängigkeit zwischen den beiden Histo-
rikern (pp. 200ff.) kann hier nicht weiter nachgegangen werden.
In sehr subtilen und materialreichen, wenn auch nicht immer vorurteilsfreien Unter-
suchungen, z. T. per argumentum ex silentio Ciceronis, versucht Verf. für die republ.
Historiker von Cato bis Sisenna nachzuweisen, daß die Verwendung von Archaismen
ihren Stil nicht beherrschend geprägt habe. Auffällige Verwendung antiquierten poe-
tischen Vokabulars zeige sich nur bei dem zu Ennius neigenden Coelius Antipater;
ansonsten handle es sich bei sprachl. Besonderheiten i. a. um Ausdrücke der lebenden
Sprache, die in der zeitgenöss. puristischen Prosa gemieden worden seien. Am klarsten
gehe das aus dem materialreichen Claudius Quadrigarius hervor. In der Historiographie
fänden sich öfter Idiome, die von der Rhetorik verschmäht würden, weil sie niederen
Schichten der lebenden Sprache angehörten; auch sei der Historiker sprachlich weniger
.geschult als der Redner.
Abschließend skizziert Verf. das Sprachverhalten Sallusts. Ausgehend von der Kri-
tik an früheren Arbeiten versucht er unter Anwendung präziser Methoden Art und Ver-
wendung der von S. gebrauchten antiquierten Idiome darzulegen. Hierzu gehören
die Beschreibung von S.s Sprachgebrauch, alle S.-Belege für Archaismus, S.s Gebrauch
einiger nicht veralteter Synonyme und der Nachweis der Antiquiertheit des betr.

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