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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 15.1972

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Schönberger, Otto: [Rezension von: Georg Veloudis, Alexander der Große. Ein alter Neugrieche]
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Schönberger, Otto: [Rezension von: Hesiod. Sämtliche Werke. Theogonie. Erga. Frauenkatalog. Übersetzt und erläutert von Walter Marg]
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Schönberger, Otto: [Rezension von: H. Greiner-Mai und M. Wolter (Hrsg.), Lyrik der Antike in klassischen Nachdichtungen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33065#0047

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Zeiten“ in den verschiedenen Fassungen der Alexanderüberlieferung äußert. Alexander
wird zur Verkörperung der Träume der Menschen. Besonders reizvoll am Ende die
mythologische Biographie Alexanders, in der gezeigt wird, wie die verschiedenen Fas-
sungen der Überlieferung zusammen eine Art von vollständigem „Heldenleben“ (im
Sinne von W. Wundt oder M. Eliade) ergeben. Offensichtlich befriedigt die Alexander-
überlieferung ein „Urbedürfnis“, was besonders auch durch den Vergleich des Volks-
buches über Alexander mit der Geschichte von Digenis Akritas erhellt (S, 68f.). O. S.

Hesiod. Sämtliche Werke. Theogonie. Erga. Frauenkatalog. Übersetzt und erläutert von
Walter Marg. Stuttgart 1970. Artemis-Verlag. 48,- DM.
Hesiodos ist ein höchst anziehender Dichter, und man kehrt immer gerne zu ihm
zurück, um seine mythische Gebundenheit bei früher Rationalität, seinen steten Ernst
bei leiser Anmut, seine tiefe Denkkraft bei sinnenhaftem Spiel zu verfolgen. W. Marg
übersetzt die Theogonie in einer Prosa, die sich dem Text eng anschließt. Eine Probe
(S. 28): „Ihr Hirten, unbehauste, traurige Gesellen, Nichts als Bäuche, Wir wissen trü-
genden Schein in Fülle zu sagen, Dem Wirklichen ähnlich, Wir wissen aber auch, wenn
es uns beliebt, Wahres zu künden.“ Das ist, zugegeben, sehr eng am Text übersetzt,
ein wenig, freilich, fehlt es am Allegro, das es bei Hesiodos doch auch gibt, ein bißchen
zu wenig auch kommt der Humor heraus. - Die Erga sind in Hexametern präzise
übersetzt; gelegentlich wünscht man sich noch mehr Wohllaut, vgl. z. B. (Erga 9):
„Höre mich, sieh und vernimm, am Recht rieht grad die Bescheide!“
Höchst umsichtig und klärend die ausführlichen Erläuterungen, so zum Humor
Hesiods (342. 365. 373. 384), zu den Musen und ihrer Rolle (94f.), über die „Könige“
(96), über das Verhältnis zu Homer (97), über die orientalischen „Quellen“ (122. 212);
erfreulich die mutige Bemerkung über Freud (116), wichtig die Anmerkung zum He-
katemhymnos (201), dessen Echtheit Marg überzeugend verficht. - So erschließen die
Erläuterungen wirklich die poetische Art Hesiods, machen die oft schwierige Rede-
führung bewußt und zeigen, daß Hesiods oft dunkle Phantasie eher ein gesuchtes Mittel
für bedeutungsschwere Aussagen ist. Margs Kommentierung ist anschmiegsam, nicht
lieblos sezierend und läßt kaum einen Wunsch offen.
„Lehrer der meisten Menschen ist Hesiodos“, sagt Herakleitos, und Marg stellt mit
Recht (9) fest: „Die Lebensklugheit der Sprüche . . . kann wohl in vielen Lebenslagen
auch uns noch hilfreich sein.“ Auch heute ist dem Werk Hesiods Verbreitung zu wün-
schen, und es wäre gut, wenn Margs Arbeit in viele Hände käme. Hoffentlich steht da
der Preis nicht im Wege. O. S.

Lyrik der Antike in klassischen Nachdichtungen. Herausgegeben von H. Greiner-Mai
und M. Wolter. Berlin 1968. Aufbau-Verlag. 379 S., 32 Abb., 6,90 DM.
Die Herausgeber bieten eine geschmackvolle und aufschlußreiche Auswahl von
„klassischen“ Nachdichtungen antiker Poesie (nicht nur: Lyrik - so im Titel) in deut-
scher Literatur. „Klassisch“ ist freilich nicht alles, denn Weckherlin ist nicht „klas-
sisch“, da beißt die Maus keinen Faden ab. Man erlebt jedoch - fast ergriffen - mit,
wie sich deutsche Sprache und deutscher Geist im Ringen mit dem antiken Wesen finden
und befreien. Dabei macht man schöne Entdeckungen, etwa Übertragungen aus Nonnos
und Iuvenal von Bodmer, fulminante Wiedergaben der Passer-Nänie des Catull von
Joh. Nikolaus Götz und von Ramler usw. Ich verstehe nur nicht, weshalb das Buch bei
Leuthold aufhört; es gibt doch ganze Reihen moderner, auch „klassischer“ Nachdich-
tungen bis herauf zu Weinheber u. a. Schade auch, daß aus Hölderlins wichtiger Lucan-
Übersetzung nichts geboten ist.

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