Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 25.1982

DOI Heft:
Nr.1
DOI Artikel:
Lefèvre, Eckard: Erich Burck zum 80. Geburtstag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33081#0009

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mit der Hinwendung zu der auch in Fachkreisen geringgeschätzten Epik der
römischen Kaiserzeit macht Burck nach dem Krieg selbst Schule. Es darf als
das Verdienst seiner und seiner Schüler Arbeiten über Lucan, Valerius Flaccus,
Statius und Silius Italicus gelten, daß eine lebhaft in Gang gekommene For-
schung diese interessante Periode der römischen Literatur heute voll zu würdigen
vermag. 1971 hat Burck sie in dem Buch ,Vom römischen Manierismus4 in stil-
geschichtlicher Betrachtung zu erklären versucht. 1979 hat er in der Reihe
,Grundriß der Literaturgeschichten nach Gattungen4 in der Wissenschaftlichen
Buchgesellschaft einen Band über das römische Epos herausgegeben, in dem er
die gesamte Epik der Kaiserzeit, aber auch Vergil und kleinere Epiker selbst
dargestellt hat — wahrlich ein Beispiel dafür, daß er den labor nie als improbus,
sondern stets als ein Teil dessen verstanden hat, was dem menschlichen Leben
Sinn verleiht.
Burck hat nach kurzer Lehrtätigkeit in Münster und Berlin seit 1935 trotz
mehreren ehrenvollen Rufen der Universität Kiel die Treue gehalten, an der
er heute noch in jedem Semester lehrt. Sie verlieh ihm zum 70. Geburtstag die
Universitätsmedaille und ernannte ihn zum 80. Geburtstag zum Ehrensenator.
Die Universitäten Athen und Rennes verliehen ihm die Ehrendoktorwürde.
Viele Jahre war er in leitender Funktion in der Mommsen-Gesellschaft und bei
der Deutschen Forschungsgemeinschaft tätig, seit Jahrzehnten ist er Heraus-
geber des ,Gnomon4 und der .Zetemata4. Vor allem aber hat er sich unermüd-
lich für die Verbindung von Universität und Schule eingesetzt. Kein Gremium
ist ihm so zu Dank verpflichtet wie der DAV. Von 1952 bis 1956 war er sein
Vorsitzender, seit vielen Jahren ist er sein Ehrenvorsitzender. Kaum eine Regio-
naltagung im Schleswig-Holsteinischen Landesverband (dessen Ehrenvorsitzender
er ebenfalls ist), kaum eine Gesamttagung, an der er nicht als Redner oder
Diskussionsleiter teilnimmt, kaum eine Vorstandssitzung oder Vertreterver-
sammlung, in der er nicht maßgeblich an den Debatten und Beschlüssen be-
teiligt ist. Seine heute im Schuldienst stehenden Schüler haben ihm zum 80.
Geburtstag eine kleine persönliche Festschrift mit Erinnerungen aus der Kriegs-
zeit gewidmet. Was einer von ihnen, Dr. Hans Martens, heute Oberstudiendirek-
tor in Schleswig, über seine erste — zufällige — Begegnung mit ihm in der Bi-
bliothek des Kieler Seminars berichtet, ist charakteristisch für den Menschen
Erich Burck: „Schon war er im Begriff, in sein Arbeitszimmer zurückzukehren,
als er noch einen kurzen Blick in den Bibliotheksraum warf und dabei wohl
den Besucher am anderen Ende des Raumes entdeckte. Gerade wie Athene
ihre Schützlinge im Nu zu verwandeln versteht, war auch auf seinem Antlitz der
Ausdruck angestrengter Nachdenklichkeit wie fortgewischt, und über seine Ge-
sichtszüge breitete sich die Heiterkeit eines gewinnenden Lächelns, die gleichsam
auf den ganzen Körper auszustrahlen schien, diesen in eine von einer eigenartig
wiegenden Rhythmik getragene Bewegung versetzte, die ihn wiederum mit
einer Schnelligkeit auf mich zuführte, daß ich kaum noch Zeit fand, mich von
meinem Platz zu erheben. Schon stand er vor mir mit ausgestreckter Hand, in
der eine Gestik manifest wurde, so spontan, so natürlich, so fernab von jeder

3
 
Annotationen