heute bedeutsam sind: müssen — oder sollen wir sagen: müßten? — sie dann nicht gerade bei
jungen Lesern auch Befremden, Fragen, aktive Zustimmung oder Ablehnung hervorrufen? Und
müßte dies nicht auch Thema in den Beiträgen der Zeitschrift sein?" Ohne Zweifel eine beden-
kenswerte Beobachtung der Redaktion. Wenn dies aber schon für den AU zutrifft, der doch im
Kreis der Fachleute ganz allgemein als didaktische Zeitschrift angesehen wird, was soll man dann
erst vom ,,Gymnasium" sagen? — Das Thema des Heftes, ,,Latein in der Jahrgangsstufe 11", und
z.T. auch die Beiträge wurden noch von Udo FRINGS angeregt, der bekanntlich am 10.3.1987
verstorben ist (vgl. Nachruf im MDAV 2/87, S. 37), hier aber noch als verantwortlicher Herausge-
ber genannt wird. — N. LIESENFELD berichtet unter der Überschrift ,,Bild und Sprache" über ein
,,zugegeben: spezielles" Beispiel motivierender Arbeit, nämlich die Herstellung lateinischer Ka-
lender mit antiken Bildern und lateinischen Texten in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11/1
und einem Leistungskurs 11/11. Die Kalender aus Liesenfelds pädagogischer Werkstatt sind inzwi-
schen wohl in ganz Deutschland, vielleicht auch darüber hinaus bekannt (vgl. MDAV 4/87, S.
135); jedenfalls verdienen sie, in jedem Raum zu hängen, in dem Latein gelernt wird. ,,Die Arbeit
am ,Petron-Kalender' wirkte so virulent in den Leistungskurs hinein, der aus insgesamt drei
Grundkursen der Stufe 11/1 erwachsen war", daß der Autor selbst, ,,der dies doch beabsichtigt
hatte, überrascht wurde. Sie löste einen solchen ,Motivationsschub' aus, daß die Schülergruppe
bereits in 11/11 den ,Ovid-Kalender' erarbeitete und auch in den weiteren Semestern nicht von
der Sache ließ: in 12/H erstellten wir ein Kalendarium für das Jahr 1988, das die Hirtendichtung
Vergils (Eklogen I, IV und IX) mit Motiven sakralidyllischer Landschaftsmalerei des 1. Jahrhun-
derts v. Chr. und themengleicher Reliefkunst der Spätantike illustriert; derzeit befindet sich ein in
13/1 begonnener Kalender für 1989 zum ,Agricola' des Tacitus in der letzten Phase der Erarbei-
tung." Kenner der übrigen Kalender werden sich auf dieses neue Produkt bereits freuen. — Ursu-
la SCHMITZ stellt unter der Frage ,,Quintilian - ein fortschrittlicher Pädagoge?" eine Unterrichts-
einheit für Klasse 11 vor, die für ca. 14-15 Stunden konzipiert ist. ,,!m Gegensatz zu Nickel (Bil-
dung und Sprache; Quintilian und die Erziehungswissenschaft; Würzburg 1976) und Weigel
(Probleme der römischen Pädagogik; AU XV 3, 1972), die allgemein einige von Quintilian ange-
sprochene pädagogische Aspekte thematisieren", liegt der Schwerpunkt dieser Unterrichtsein-
heit auf Textstellen, „die sich ganz konkret auf die heutige ,Oberstufe' beziehen lassen". „Der
Vergleich der eigenen Situation mit den von Quintilian angesprochenen Idealvorstellungen des
Rhetorikunterrichts des 1. Jh. n. Chr. — das Alter der Oberstufenschüler entspricht übrigens in et-
wa dem der damaligen Rhetorikschüler — vermag die Schüler zu sensibilisieren und zu aktivie-
ren", über Themen wie Lern- und Sozialformen im Rhetorikunterricht, Möglichkeiten der Lei-
stungssteigerung durch Wettbewerbssituationen, Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern
nachzudenken „und Unterricht, Interaktionsformen und eigenes Sozialverhalten bewußter
wahrzunehmen". — E. OBERG untersucht die Fabel III 15 von Phaedrus auf ihre Eignung für den
Lateinunterricht in Klassen mit geringer Lektüreerfahrung (z. B. 11/t bei Latein ab Kl. 7): „Wer ist
meine Mutter?" Das Gedicht „stellt an die Kenntnis der Formen- und Satzlehre keine hohen An-
sprüche. Das Verständnis des Inhalts wird durch den Wortschatz und die lapidare Kürze er-
schwert. Dem soll eine entfaltende Prosafassung abhelfen, die der Würdigung des Originals vor-
geschaltet wird. Dabei treten die hohen Qualitäten des Textes zutage, zumal in seiner metrischen
Formung. Der Textgehalt ist motivierend für Schüler und fordert zu Fragen und Widerspruch her-
aus." Ausführlich geht Oberg auf das Thema „Mutterschaft" ein, das „anthropologisch und so-
zialhistorisch angegangen und entsprechend der Vorgefundenen Verständnisfähigkeit auf ver-
schiedenen Ebenen behandelt werden" kann. Hinsichtlich der vorgeschalteten Aliter-Latine-
Fassung verweist der Autor auf die „Texte d'approche"- bzw. „Filtertext"-Diskussion und seine
demnächst erscheinende ,Explicata-Latinitas'-Ausgabe mit 20 Phaedrus-Gedichten. — W.
SCHINDLER empfiehlt „Die lächerliche Erziehung — Vier Szenen aus den ,Bacchides' des Plau-
tus" als geeignete Lektüre in der 11. Klasse. Inhalt und Gestaltung der ausgewählten „pädagogi-
schen" Szenen, die die „Adoleszenzproblematik" zum Thema haben, können die Schüler an-
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jungen Lesern auch Befremden, Fragen, aktive Zustimmung oder Ablehnung hervorrufen? Und
müßte dies nicht auch Thema in den Beiträgen der Zeitschrift sein?" Ohne Zweifel eine beden-
kenswerte Beobachtung der Redaktion. Wenn dies aber schon für den AU zutrifft, der doch im
Kreis der Fachleute ganz allgemein als didaktische Zeitschrift angesehen wird, was soll man dann
erst vom ,,Gymnasium" sagen? — Das Thema des Heftes, ,,Latein in der Jahrgangsstufe 11", und
z.T. auch die Beiträge wurden noch von Udo FRINGS angeregt, der bekanntlich am 10.3.1987
verstorben ist (vgl. Nachruf im MDAV 2/87, S. 37), hier aber noch als verantwortlicher Herausge-
ber genannt wird. — N. LIESENFELD berichtet unter der Überschrift ,,Bild und Sprache" über ein
,,zugegeben: spezielles" Beispiel motivierender Arbeit, nämlich die Herstellung lateinischer Ka-
lender mit antiken Bildern und lateinischen Texten in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11/1
und einem Leistungskurs 11/11. Die Kalender aus Liesenfelds pädagogischer Werkstatt sind inzwi-
schen wohl in ganz Deutschland, vielleicht auch darüber hinaus bekannt (vgl. MDAV 4/87, S.
135); jedenfalls verdienen sie, in jedem Raum zu hängen, in dem Latein gelernt wird. ,,Die Arbeit
am ,Petron-Kalender' wirkte so virulent in den Leistungskurs hinein, der aus insgesamt drei
Grundkursen der Stufe 11/1 erwachsen war", daß der Autor selbst, ,,der dies doch beabsichtigt
hatte, überrascht wurde. Sie löste einen solchen ,Motivationsschub' aus, daß die Schülergruppe
bereits in 11/11 den ,Ovid-Kalender' erarbeitete und auch in den weiteren Semestern nicht von
der Sache ließ: in 12/H erstellten wir ein Kalendarium für das Jahr 1988, das die Hirtendichtung
Vergils (Eklogen I, IV und IX) mit Motiven sakralidyllischer Landschaftsmalerei des 1. Jahrhun-
derts v. Chr. und themengleicher Reliefkunst der Spätantike illustriert; derzeit befindet sich ein in
13/1 begonnener Kalender für 1989 zum ,Agricola' des Tacitus in der letzten Phase der Erarbei-
tung." Kenner der übrigen Kalender werden sich auf dieses neue Produkt bereits freuen. — Ursu-
la SCHMITZ stellt unter der Frage ,,Quintilian - ein fortschrittlicher Pädagoge?" eine Unterrichts-
einheit für Klasse 11 vor, die für ca. 14-15 Stunden konzipiert ist. ,,!m Gegensatz zu Nickel (Bil-
dung und Sprache; Quintilian und die Erziehungswissenschaft; Würzburg 1976) und Weigel
(Probleme der römischen Pädagogik; AU XV 3, 1972), die allgemein einige von Quintilian ange-
sprochene pädagogische Aspekte thematisieren", liegt der Schwerpunkt dieser Unterrichtsein-
heit auf Textstellen, „die sich ganz konkret auf die heutige ,Oberstufe' beziehen lassen". „Der
Vergleich der eigenen Situation mit den von Quintilian angesprochenen Idealvorstellungen des
Rhetorikunterrichts des 1. Jh. n. Chr. — das Alter der Oberstufenschüler entspricht übrigens in et-
wa dem der damaligen Rhetorikschüler — vermag die Schüler zu sensibilisieren und zu aktivie-
ren", über Themen wie Lern- und Sozialformen im Rhetorikunterricht, Möglichkeiten der Lei-
stungssteigerung durch Wettbewerbssituationen, Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern
nachzudenken „und Unterricht, Interaktionsformen und eigenes Sozialverhalten bewußter
wahrzunehmen". — E. OBERG untersucht die Fabel III 15 von Phaedrus auf ihre Eignung für den
Lateinunterricht in Klassen mit geringer Lektüreerfahrung (z. B. 11/t bei Latein ab Kl. 7): „Wer ist
meine Mutter?" Das Gedicht „stellt an die Kenntnis der Formen- und Satzlehre keine hohen An-
sprüche. Das Verständnis des Inhalts wird durch den Wortschatz und die lapidare Kürze er-
schwert. Dem soll eine entfaltende Prosafassung abhelfen, die der Würdigung des Originals vor-
geschaltet wird. Dabei treten die hohen Qualitäten des Textes zutage, zumal in seiner metrischen
Formung. Der Textgehalt ist motivierend für Schüler und fordert zu Fragen und Widerspruch her-
aus." Ausführlich geht Oberg auf das Thema „Mutterschaft" ein, das „anthropologisch und so-
zialhistorisch angegangen und entsprechend der Vorgefundenen Verständnisfähigkeit auf ver-
schiedenen Ebenen behandelt werden" kann. Hinsichtlich der vorgeschalteten Aliter-Latine-
Fassung verweist der Autor auf die „Texte d'approche"- bzw. „Filtertext"-Diskussion und seine
demnächst erscheinende ,Explicata-Latinitas'-Ausgabe mit 20 Phaedrus-Gedichten. — W.
SCHINDLER empfiehlt „Die lächerliche Erziehung — Vier Szenen aus den ,Bacchides' des Plau-
tus" als geeignete Lektüre in der 11. Klasse. Inhalt und Gestaltung der ausgewählten „pädagogi-
schen" Szenen, die die „Adoleszenzproblematik" zum Thema haben, können die Schüler an-
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