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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Müller, Alexander: Zur Begleitgrammatik der Ianua Nova
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0054

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nicht der Fall. Niemand kann sagen, welche gedankliche Fügung Caesar a Ga/f/s vocatus hat.
Zum anderen meine ich, daß das angebotene Instrumentarium die Lösung solcher Partizipialkon-
struktionen wie Marcus f/ttebs missis mihi gratuiatus est = Marcus schickte mir einen Brief, in
dem er mir gratulierte" nicht zuläßt, d.h. die Lösung all der Partizipialkonstruktionen, bei denen
im Deutschen der Restsatz der Partizipialkonstruktion untergeordnet werden muß, um die ge-
dankliche Fügung auszudrücken.
8) Es gibt Stellen, da scheint die Übersetzung der Beispielsätze nicht korrekt zu sein. So ist der
Satz Uxoribus do/entibus portum rursus re/iquerunt übersetzt mit,,Während/Obwohl die Frauen
traurig waren, verließen sie den F7afen wieder" § 168. Im Deutschen ist ,,sie" ganz eindeutig
Stellvertreter-Pronomen für Frauen, mindestens in solchen Fällen muß mit ,,man" übersetzt wer-
den.
In § 106 ist Satz (7) Lucius b'brum eius /nvenZt mit,,Lucius findet sein Buch" übersetzt; es müßte
wohl statt ,,sein" ,,dessen" heißen. Ich kann zwar sagen: ,,lch finde sein Buch", aber nicht ,,Er
findet sein Buch", wenn ,,sein" nicht das Subjekt referiert.
Während hier die Referenzen mißachtet sind, liegt in § 174 mit der Übersetzung des Satzes (2)
L7am//car h'bum ad aram adductum Zurare ZussZt = Nachdem Ftamilcar seinen Sohn zum Altar ge-
führt hatte, ließ er ihn schwören" ein Beziehungsfehler vor. adductum wird über LZ/Zum von ZussZt
dominiert und nicht von /TamZ/car. Die Übersetzung müßte lauten: ,,Hamilcar ließ seinen Sohn
zum Altar führen und schwören".
9) Die Beschreibung des Determinativpronomens Zs und der Demonstrativpronomina bZc undZ/fe
scheint nicht gelungen. In § 100 wird es unter (1) folgendermaßen beschrieben: ,,Als Demonstra-
tivpronomen weist es auf etwas besonderes hin, um Aufmerksamkeit darauf zu erregen." Damit
ist nichts anzufangen. Was ist das: ,,etwas besonderes"? Eine Wortart, ein Satzteil? Tatsächlich
nimmt Zs einen Antezedenten auf und kann im Deutschen auch mit Stellvertreter-Pronomen wie-
dergegeben werden, daneben ist es kataphorisch.
Auch die Übersetzung mit,,dieser" ist problematisch; ,,dieser" wird im Deutschen wie das lat.
die gebraucht, vgl. ,,in diesen Tagen" usw. Zs entspricht viel eher dem deutschen artikelhaften
Pronomen ,,der, die, das".
Diesem Sachverhalt wird der Beispielsatz (1) § 100 nicht gerecht, /s porfus et Zd oppZdum ... ist
nur dann möglich, wenn Flafen und Stadt vorher genannt sind. Darauf kommt es doch an, und
darin unterscheidet sich Zs von bZc, fste, Z/fe. Aber darüber fällt kein Wort.
Merkwürdig berührt fühlt man sich, wenn man in § 164 zu dem Satz Caesar eos defenc/Zt bis ver-
bis folgende Erklärung liest: ... ,,mit folgenden Worten (die noch hier bei mir sind, aber gleich
ausgesprochen werden sollen - sagt der Erzähler)". Dabei scheint mir der Sachverhalt hier ganz
einfach zu sein, hic bezeichnet etwas, was zum Sprecher oder Sprechakt nahesteht, i/fe steht in
Opposition zu hic, meint also etwas zum Sprecher oder Sprechakt Entferntes. Damit wäre auch
die Erklärung füriiie: ,,Nähe zum Besprochenen" nicht richtig. Denn Positionen können nur in
Beziehung zum Sprecher/Sprechakt oder zum Angesprochenen formuliert werden. Nur diese
Positionen sind bekannt. Zu welchem seltsamen Ergebnis die Auffassung der BGr führt, macht
Satz (3) deutlich, ii/i vid rem pubiieam in perieuium adducunt Jene Männer dort (drüben bei de-
nen) gefährden den Staat - sagt ein entfernt stehender Zuschauer". Das hieße, daß i/fe nur ent-
fernt stehende Zuschauer gebrauchen dürfen!
10) Obgleich ich noch nicht systematisch überprüft habe, ob die grammatischen Themen des
Lehrbuches vollständig in der BGr behandelt werden, sind mir zwei wichtige Defizite aufgefal-
len. Thema von LI ist u.a. das subst. Prädikatsnomen, aber nur in § 13 ist die Rede von dem adj.
Prädikatsnomen, und § 13 gehört zu L3. Ähnlich steht es mit dem Passiv. In § 36 lernen die Schü-
ler, das Passiv ausschließlich mit dem deutschen Passiv wiederzugeben, obwohl bereits in L9B
passive Prädikate Vorkommen, die im Deutschen nicht mit Passiv wiedergegeben werden kön-
nen (focus comp/etur, c/amor LZnZtur).
Es gibt noch manches andere, was Bedenken oder Fragen aufwirft, aber es soll damit genug sein.

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