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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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Aufsätze
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Fritsch, Andreas: Präsenz der Antike in Berlin - Kulturstadt Europas 1988
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0064

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Me/Zna MerkourZ, die Kultusministerin Griechenlands, erinnerte in ihrem Geleitwort
daran, daß die hier vorgestellte Kultur ,,ihre erste Bekanntheit durch den deutschen
Homer- und Griechenlandsverehrer Heinrich Schliemann" erlangte, ,,der der mykeni-
schen Sage 1876 mit seinen beeindruckenden Entdeckungen in Mykene eine Basis
schuf. Mit seinem tiefen Glauben an Sage und Überlieferung bewies Heinrich Schlie-
mann den Skeptikern seiner Zeit, daß sich hinter den Homerischen Epen auch Wahr-
heit verbirgt. Homer und die Überlieferung nannten Mykene 'goldreich'. Die berühm-
ten Grabbeigaben aus Gold, die der deutsche Pionier aus den Königsgräbern von My-
kene ans Tageslicht brachte, rechtfertigen dieses Attribut für den vielbesungenen Sitz
Agamemnons, des Heerführers im Auszug gegen Troja."
Insofern war gerade Berlin ,,ein guter Standort für eine Ausstellung über das mykeni-
sche Hellas", wie der Präsident der Freien Universität, Professor Dr. Dieter HeckeZ-
mann, und der Leiter des Seminars für Vor- und Frühgeschichte, Professor Dr. Bern-
hard Hanse/, gemeinsam hervorhoben: ,,Durch Schliemann und die mykenische Kul-
tur sind Griechenland und Berlin miteinander verbunden." Es sei auch kein Zufall,
daß unter den verschiedenen, in Berlin mit Archäologie befaßten Institutionen gerade
die Universität die Ausrichtung des griechischen Beitrags zum Kulturstadt-Programm
besorgen konnte. Das Seminar für Vor- und Frühgeschichte wurde dabei unterstützt
vom Antikenmuseum und vom Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz. Für die Gesamtkonzeption der Ausstellung und viele Einzel-
beiträge war Frau Dr. KatZe Demakopou/ou vom Athener Nationalmuseum verant-
wortlich. Die Präsentation der Funde und die architektonische Gestaltung im Sonder-
ausstellungsraum lag in der Hand des Architektenpaars Joanna und JoacbZm Rothe.
DZe Aussfe/Zung selbst gliederte sich in einen Außenumgang mit Einführung und Dar-
stellung der,,Lebensbereiche der mykenischen Zivilisation" und einen Innenbereich
zu den ,,Landschaften der mykenischen Welt". Im Zentrum und zugleich dem Ein-
gang gegenüber waren Prunkstücke und Tonsarkophage aufgestellt. Den Wert aller
Exponate schätzten die Veranstalter auf über 300 Millionen DM. Der Kata/og umfaßt
279 Seiten. Im Buchhandel ist er zu beziehen vom Dietrich Reimer Verlag, Berlin
(ISBN 3-496-01051-7; Preis: DM 35,—). Er gliedert sich in zwei Teile: I. Historischer
Überblick: Die mykenische Kultur (K. Demakopoulou); II. Aspekte der mykenischen
Kultur, 12 Kapitel: Architektur (Klaus Kilian), Fresken (Christos Boulotis), Religion (Jo-
sef Eiwanger, Helga Donder), Tontafeln mit Linear B-Schrift (Oswald Panagl),
Minoisch-mykenische Glyptik (Ingo Pini), Metallhandwerk (Agni Sakellariou), Keramik
(K. Demakopoulou), Die mykenische Expansion auf den Kykladen (Mariza Marthari),
Mykene und Kreta (Costis Davaras), Die Achäer auf Zypern (Vassos Karageorghis), My-
kene und Europa (Bernhard Hänsel).
Falls man aus den beiden für die breite Öffentlichkeit bestimmten P/akaten etwas
schließen darf, so hielten die Veranstalter drei Goldgefäße und drei weibliche Idole
aus Ton für besonders attraktiv und werbewirksam. Auf dem einen Poster (Abb. 7)
wurde ein Ensemble von drei Go/cZgefäßen gezeigt, vorn eine Tasse (aus Dendra, Argo-
lis, Ende 15. Jh.v.Chr.; Katalog Nr. 22; heute Nationalmuseum Athen 8743), dahinter
ein Kantharos (aus Kalamata, 16. Jh.; Kat. Nr. 40; NM Athen 7381) und rechts liegend
eine goldene Kylix (Fußbecher aus Mykene, Henkelansätze in Form von Hundeköp-
fen; Ende 15. Jh.; Kat. Nr. 1; NM Athen 959). Das andere Poster (Vg/. Abb. 2) und auch

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