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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0081

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nen Änderungen — als praktikabel erwiesen hatte', zur Diskussion. Ausdrücklich weist der Autor
eingangs darauf hin, daß er sich dabei auf das beschränkt habe, ,,was an Literatur im Rahmen der
konkreten Unterrichtsvorbereitung ... verarbeitet werden kann", daß also ,,das vorgeschlagene
Lektüre- und daraus erwachsene Unterrichtsprogramm von den tatsächlichen Arbeitsbedingun-
gen eines Lehrers, ... ausgeht und sie berücksichtigt". Im ersten Kapitel wird die Vergillektüre in
die Cesamtlektüre der Jahrgangsstufe eingeordnet; das zweite Kapitel stellt die Leitlinien für die
Textauswahl vor. Neben inhaltlichen Gesichtspunkten bestimmen auch organisatorische Bedin-
gungen die Auswahl, in diesem Fall die Vorgabe, daß die Auswahl (von ca. 350 Versen) in etwa
35 Unterrichtsstunden bewältigt werden soll. Zwar wird als zentrales Thema das Geschichts- und
Menschenbild Vergils gewählt, es gilt aber das Prinzip der ,,Werklektüre". Die Aeneislektüre
muß also ,,in den Einzelpassagen das Ganze der Dichtung sichtbar machen" (Suerbaum). Dem-
entsprechend erstreckt sich die Textauswahl auf das Prooemium (1,1 - 7) und Stellen, die sich
nach den beiden Schwerpunkten arma und vir gruppieren lassen. Sie werden in statarischer
Übersetzung behandelt und durch in deutscher Übersetzung vorgelegte Stellen wie die,,Helden-
schau" (6. Buch) und die Schildbeschreibung (8. Buch) u.a. ergänzt. Das vierte Kapitel bringt
methodische Überlegungen zur Durchnahme im Unterricht. Im Anhang werden drei Arbeitsblät-
ter wiedergegeben: 1) Abschließende Überlegungen zur Jupiterrede (Aen. 1,261 - 296); 2) Die
Schlußszene der Aeneis: Die Tötung des Turnus (12,938 - 952); 3) Zusammenfassende Fragen
und Überlegungen zum 2. Teil der Aeneislektüre: ,, ... virumque cano": Wer ist Äeneas? — In
dem Beitrag von H. BUHLMANN wird an vielen Details ,,Der sakrale Charakter der antiken
Olympischen Spiele" aufgezeigt und hervorgehoben, ,,daß in keinem Kulturkreis sportliche
Wettkämpfe und sakrale Handlungen so eng verbunden waren wie bei den Griechen in archai-
scher und frühklassischer Zeit. Coubertin hat bei der Wiederbelebung der Olympischen Spiele
auf den agonistischen Teil zurückgegriffen, an eine religiöse Grundlegung der Spiele der Neuzeit
war nicht gedacht; sie konnte auch wegen der Existenz mehrerer weltweit verbreiteter Religio-
nen nicht in Betracht kommen." (Vgl. hierzu die in MDAV 1/85, S. 22, und 1/86, S. 18, angeführ-
ten Aufsätze von Buhmann und Gehrke, ferner die in MDAV 2/86, S. 29 f., vorgestellte Diaserie.)
— H. SCHMITZ (Rychenberg / Schweiz) setzt sich unter der Überschrift „'Aktualisierung' — das
falsche Stichwort" mit F. Maiers Aufsatz „Aktualität und Aktualisierung" auseinander (vgl.
MDAV 1/88, S. 14). Die Quintessenz seiner Kritik faßt er in der Formel zusammen: „Nicht der
Text muß aktualisiert werden, sondern der Altphilologe." Ob ein antiker Text dem Schüler als ak-
tueller Text vorgestellt werden kann, hänge mehr vom lesenden Lehrer als von der didaktischen
Aufbereitung ab; für den Lehrer sei daher „lebendige Zeitgenossenschaft wichtiger als viele Sub-
tilitäten der akademischen Didaktik". In diesem Zusammenhang warnt SCHMITZ vor dem „Wir-
auch-Syndrom" des Altphilologen („Sozialismus? — Wir auch!" „Emanzipation? — Wir auch!"
„Technikkritik? — Wir auch!" usw.) Er stellt unter Hinweis auf moderne Dichtung die Formel in
Frage: „Je älter die Literatur, desto schwerer die Vermittlung" und kritisiert den „literarischen
Darwinismus" (Ausdruck von Max Wehrly), also die Auffassung, daß „der lange Prozeß der Se-
lektion im Laufe der Geschichte" eo ipso „die aktuelle Substanz" der antiken Texte verbürge. —
A. KOHL legt wieder einen Literaturbericht Latein vor (1986 / 87, mit einigen Nachträgen aus frü-
heren Jahren), gegliedert nach 1. Allgemeines zur Unterrichtspraxis (Methodisches und Didakti-
sches; Sprache und Grammatik; Unterrichtswerke), 2. Lateinische Schulautoren, 3. Verschiede-
nes zur römischen Literatur und Kultur, 4. Randgebiete (Archäologie, Geschichte, Mythologie
und Religion, Philosophie, Nachleben der Antike). Dabei beschränkt sich Kohl auf selbständig er-
schienene Publikationen, Zeitschriftenaufsätze werden nicht angeführt.
Aus Gymnasium 2/1988 seien zwei Aufsätze angeführt, die — wenn auch ohne unmittelbar un-
terrichtspraktische Absicht — doch zwei „Schulautoren" betreffen und die Beschäftigung mit
diesen bereichern dürften. O. SCHÖNBERGER lenkt die Aufmerksamkeit auf einige „Darstel-
lungselemente in Caesars Bellum Gallicum 7,25.26", also in der Schilderung des Kampfes um
Avaricum. Die sorgfältige Interpretation zeigt einmal mehr, daß Caesars „Bericht" in Wahrheit

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