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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0082

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,,ein klug aufgebautes und kunstvoll stilisiertes Literaturwerk" ist und „daß sich Caesar gelegent-
lich auch ein wenig aus dem Arsenal der pathetischen Historie bediente". Unter Bezug auf Otto
Seel stellt Sch. fest, daß die Szene in 7,26 ,,unstreitig Züge eines Bühnengeschehens besitzt und
dem Leser die furchtbaren Ereignisse in Avaricum sehr nahe bringt. Ein 'tragischer' Historiker hät-
te das Geschehen freilich noch viel stärker ausgemait, doch hat Caesar wohl gerade durch Spar-
samkeit in der Verwendung solcher Mittel den tieferen Eindruck erzielt. Letzten Endes freilich
ging es ihm bei seiner Erzählung nicht um ein bühnenwirksames Nachtstück, sondern um die
Darstellung eines gescheiterten Schachzuges des Vercingetorix, der zwar die technische Seite
des Fluchtunternehmens bedacht, nicht aber den menschlichen 'Faktor' einkalkuliert hatte und
deshalb von vorneherein zum Scheitern verurteilt war." Schönbergers Studie läßt zugleich bei-
spielhaft erkennen, ,,welche Fülle von Gesichtspunkten zur Erklärung einer Stelle heranzuziehen
ist". — P. HÖHNEN hat,,Zeugnisse der Altersreflexion bei Horaz" zusammengestelit. Vielleicht
wird dieser Beitrag seine ,,Aktualität" für die Schule (im Sinne von H. SCHMITZ, s.o.) erst durch
den ,,lesenden Lehrer" entfalten, wenn man drei Daten in Beziehung zueinander bringt: daß Ho-
raz ungefähr 57 Jahre alt geworden ist, ,,daß auch Heutige das 50. Jahr als einen denkwürdigen
Einschnitt empfinden, mit welchem ein neuer Lebensabschnitt beginnt", und daß heute viele La-
teinlehrer das 50. Lebensjahr bereits überschritten haben. In der Zusammenfassung dieser ^kei-
neswegs auf Vollständigkeit der verfügbaren Testimonien erpichten Betrachtung" heißt es u.a.:
„Obwohl offensichtlich Horaz von den Beschwernissen hohen Greisenalters nicht bedrängt
wird, gibt es in seinem Werk Passagen, die ein Bewußtsein von Gealtert- und Altsein ausspre-
chen. Wir finden Spuren und Zeugnisse einer Altersreflexion, die von eigenem Erfahren und Erle-
ben ausgelöst ist: sei es, daß der Dichter gewahrt, was ihm die Jahre an Lebenslust und -kraft ge-
nommen haben, und er so auch schon seine poetische Schaffenskraft schwinden sieht (epist. II 2)
oder daß ihn dies letztere als schaudererregendes Zukunftsbild erschreckt (c. I 31) oder daß er
sich entschließt, vorsorglich der Erwartung neuer Leistung entgegenzutreten, oder sich verpflich-
tet sieht, gemäß seinem Altersgradus zu handeln und sich entsprechend einzurichten. Immer
wieder, und insbesondere in eroticis, ist es das Gradus-Motiv, das in verschiedenen Varianten —
auf andere oder auf die eigene Person bezogen — durschschlägt."
In der Vox Ladna 91/1988 ist der (in MDAV 2/88, S. 38, erwähnte) lateinische Vortrag in Inge
PESSARRA-GRIMM vollständig wiedergegeben: „Non solum textus legere, sed et sonore loqui"
(S. 91 ff.). Einige Worte aus der Einleitung: „Perplacet mihi, hic orationem Latinam habere per-
mitti, pro qua occasione benignissime data Doctori Gunthero Scheda(e) gratias ingentes singula-
resque ago. Convenit enim plurimum Latine docentibus et Latine audire, id est: ab auditu intelle-
gere atque Latine loqui. Exstat autem hodiernis temporibus periculum, ne alii extra scholas stu-
diorumque universitates lingua Latina potius utantur quam nos, qui eam docemus. Talis condicio
— mea quidem sententia — inconvenientissima facile mutari potest a nobis ipsis! Nihil aliud fa-
ciendum est nisi loqui in scholis a prima lectione. Hoc non nimis difficile esse vobis imprimis de-
monstrare velim." — Die von A. FRITSCH vorgestellten schlichten Colloquia scholastica des Joa-
chim LANGE (1670 - 1744) bieten nicht nur ein unterrichtsgeschichtliches Dokument, sondern
vielleicht auch eine praktische Anregung zu einfachen lateinischen Dialogen im Unterricht. Was
den Lateinlehrern früherer Jahrhunderte selbstverständlich war, sollte uns heutigen nicht gänz-
lich unmöglich sein.
Die Alten Sprachen /m Unterricht (Landesverband Bayern) 2/1988 bringen u.a. einen Beitrag von
O. SCHÖNBERGER: „Auch ein Jubiläum. Zur Entwicklung des altsprachlichen Unterrichts in
den letzten 20 Jahren". Solche knapp, aber kompetent zusammengefaßten Überblicke scheinen
mir sehr wertvoll und auch für die mit Unterricht, Abitur, Klausuren, Exkursionen und Schulver-
waltung voll ausgelasteten Fachkollegen immer wieder notwendig zu sein, so daß sie sich der bil-
dungsgeschichtlichen Situation des Latein- bzw. Griechischunterrichts bewußt bleiben und nicht
'betriebsblind' werden. Schönberger gibt nicht nur einen Rückblick von Picht und Robinsohn bis
heute, sondern zeigt auch in neuen Punkten, daß man „aus den geschilderten Ereignissen einiges

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