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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0109

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genstand des Unterrichts ist: die Gestalt Caesars, . . . Während der Lektüre des 'Gallischen Krie-
ges' kann man in erster Linie Caesars positive Züge als Feldherr und Schriftsteller herausarbeiten.
Bei einer behutsamen Interpretation Sallusts lassen sich bei aller Anerkennung des Autors auch
kritische Untertöne heraushören ... in Lucans 'Pharsalia' aber begegnet uns ein skrupelloser
Machtmensch und dämonischer Verbrecher. . . Die Schüler werden hier zum ersten Mal (? A.F.)
mit dem Problem der objektiven Wahrheit und der Bedingtheit historischer Zeugnisse konfron-
tiert." — E. BURY bricht mit seinem Beitrag ,,Unseriöse Ridicula?" ,,Eine Lanze für den lateini-
schen Witz". Im Anhang legt er 45 ,,Ridicula Latina" vor. Trotz der in den letzten Jahren ermög-
lichten Erweiterung des Lektürekanons dominiere ,,immer noch das Bild eines idealisierten Rö-
mervolks, das kaum etwas anderes als seinen Staat und seinen Nachruhm im Kopf hat, grundsoli-
de in seinen Anschauungen, erzkonservativ, von verbissener Ernsthaftigkeit". Insofern könnte ei-
ne Unterrichtseinheit zum römischen Witz „Ein Vorurteil korrigieren, das sich bei den Schülern
nur zu leicht einzuschleichen droht, wenn sie es - wie üblich - nur mit den klassischen Texten zu
tun haben." Aber es „muß ja nicht gleich eine ganze Unterrichtseinheit sein, hin und wieder aus
gegebenem Anlaß ein hektographiertes Blatt mit antiken Witzen, die man sich nach Bedarf zu-
sammenstellt, kann diesen Text genauso gut erfüllen." — Heft 4/38 (verantwortlich: Lore Wirth-
Poelchau) ist das 8. Heft dieser Zeitschrift „Zur Lektüre mittellateinischer Texte" (vgl. die Hefte
4/58, 4/63, 4/69, 1/74, 2/77, 4/80, 1/86). — R. KLEIN arbeitet in einer Studie über „Die Praefatio
der Martinsvita des Sulpicius Severus" deren „Form, Inhalt und überzeitliche Bedeutung" her-
aus. Die bereits im Neuen Testament, vor allem bei Paulus, „vorgebildete Antithese von Glaube
und Wissen erfährt eine entscheidende Akzentuierung an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhun-
dert, als sich die Idee der ausschließlichen Christusnachfolge nach dem Vorbild des ägyptischen
Mönchtums auch im Westen ausbreitete. In der Praefatio der Lebensbeschreibung, welch Sulpi-
cius Severus der asketischen Mönchsgestalt des Martin von Tours gewidmet hat, wird das Thema
in programmatischer Weise behandelt, wie es zuvor im Westen noch nicht geschehen war." Der
Beitrag enthält auch den lateinischen Text der Praefatio mit der Übersetzung von P. Bihlmeyer.
Bei Sulpicius geht es um „das Ringen zweier Welten, die sich unversöhnlich gegenüberstehen:
die überlieferte und noch immer vorherrschende Bildung auf der einen Seite und die mönchisch-
asketische Lebensführung auf der anderen." Der als Vorbild dargestellte Bischof Martin „entsag-
te seinem früheren Leben und erlangte hohes Ansehen und 'die Fülle seines Wissens' ohne jede
Kenntnis der heidnischen Paideia." Anderen freilich „konnte ein bildungsloses Mönchsideai
nicht genügen". Boethius unternahm es, „Christentum und antike Weisheit ohne Risse zu
verschmelzen", und Cassiodor gründete ein Kloster, „in das er auch die heidnische Literatur auf-
nahm und damit ihr Weiterleben sicherte". — W. BER5CHIN regt zum Vergleich zweier Schilde-
rungen des Alpenübergangs an, und zwar bei „Livius und Eugippius". Die Vita des hl. Severin
von Eugippius käme für „einen künftigen Kanon mittellateinischer Schulklassiker" in Frage. Sie
ist „eine der gegenwärtig bekanntesten und am intensivsten diskutierten Biographien der Spätan-
tike. Der Text wird als historische Quelle geschätzt", und „es handelt sich auch um ein litera-
risch bedeutendes Werk". Unter schulischem Aspekt bietet der Text „die Möglichkeit, an eine
'kanonische' Lektüre anzuknüpfen und lateinisch-europäische Kontinuität vor Augen zu führen:
Das Kapitel 29 läßt sich . . . neben Livius: Ab urbe condita XXI 33-38 stellen." Dabei zeigt sich,
daß Eugippius „die typisch abendländische, historisch-politische Seite des Severinlebens durch
eine Annäherung der Vita an die Geschichtsschreibung zum Ausdruck gebracht, in der Form des
Heiligenlebens zugleich ein Stück Geschichte römischer Provinzen geschrieben und das
Mönchsleben auf eine charakteristisch römische Weise umgewandelt" hat. — P. KLOPSCH hebt
„Walahfrid Strabos Prolog zu Einharts Vita Karoli" als „ein bemerkenswertes Stück mittelalterli-
cher Buch- und Bildungsgeschichte" hervor. Walahfrid hat als Abt der Reichenau um 840 Ein-
harts Karlsvita „neu herausgegeben, sie in Kapitel eingeteilt und ihr einen Prolog vorausge-
schickt". Erst nach dem „Niederbruch des geistigen Lebens" unter Ludwig dem Frommen läßt
Walahfrids Prolog „in rückschauender Verklärung den mühevollen Weg von Karls Bildungsre-

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