Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0022

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
11 Gewalt als Begriff

21

Weitere Beispiele zeigen allerdings, dass insbesondere die Abgrenzung
zur Bedeutung im Sinne einer abstrakten Stärke und Größe eines Heeres
schwierig ist:
Or, cst ZediZ rot/ descZiendM cs parties de Normandie, ha/ et fsajybrcZie.^
[Dann zog der König mit seinem Heer in die Normandie (herab).]
Et t/nant ce oft ie Zion dne Henri/ de Eencastre, d poZnt cette part et o sa^bree
et edeoaZerZe redreeda ia daniere des erestiensN'
[Als dies der gute Herzog Heinrich von Lancaster sah, stürzte er zu
dieser Stelle und richtete mit seinem Heer und seinen Rittern das
Banner der Christen wieder auf.]
(3) Während in dieser Bedeutung die militärische Stärke betont wird, fin-
det sich bei Autoren des 15. Jahrhunderts auch die Verwendung von ybree im
Sinne persönlicher Macht, über die ein Herrscher verfügen konnte:
Car M7ig prdice on domme, de t/MeZt/ne estat t/ne ce sott, aZant^brce et ancton-
te f.. J par dessus fes anZtresN
[Denn ein Fürst oder Mann, welchen Standes er auch sei, der Macht
und Autorität über andere hat...]
Et s'en oont Zes prZnces comme gens sansybree deoant cenZv ^nZ Zes supoent.
Ees ennemZs ont ce oen eZ consZdere, et s en mot/nenZN
[Und so traten die Fürsten als gänzlich machtlose Männer vor die, die
ihnen folgten. Die Feinde haben dies gesehen und bedacht und mach-
ten sich darüber lustig.]
(4) In der Aufzählung persönlicher Eigenschaften zur Charakterisierung
einer Person erscheint ybree als Tugend des ,ritterlichen Muts', etwa wenn
Jean Froissart den Ritter John Chandos lobte:
.. .t/nt /a aooZt Ze renommee d'estre ZZ uns des mZZZenrs cdeoaZZers de tonte En-
gZeterre, de sens, de^bree, d enr, de Fortune, de dante emprZse et de Zion con-
seZZ.^
[...er hatte schon den Ruf, einer der besten Ritter Englands zu sein,
mit Verstand, mit Mut, mit Geschick, mit Glück, mit großer Tatkraft
und gutem Rat.]

12 Chronique normande de Pierre Cochon, S. 278.
12 Chronique des quatre premiers Valois, S. 14. Weitere Belege mit dieser Bedeutung: Ebd., S. 30,
31f., 165, 281, 334; Chronique normande de Pierre Cochon, S. 271 und 278. Abseits der militä-
rischen Bedeutung kann /orcc auch einfach ,eine große Menge von etwas' bedeuten: Ei prii ia
piacc, td CMim &&MS, U i/ iroMua /bree wcMNcs, moMfoLm t&M /MS^MCS ä cscMS.
Juvenal des Ursins, Histoire, S. 388.
11 Phihppe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 403f. (V,18).
12 Juvenal des Ursins, Ecrits, Bd. 1, S. 362 (EotjMHr m iritMigdoMc).
12 Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 4, S. 135 (1,345). Diese Passage fehlt in der früheren Hand-
schrift von Amiens.
 
Annotationen