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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0362

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21 Körper und Körperlichkeit

Das Phänomen der Gewalt wurde in der vorliegenden Arbeit definitorisch
auf körperliche Schädigung beschränkt: Gewalt wird durch Körper ausgeübt
und wirkt auf Körper ein.' Dabei ist bisher schon an verschiedenen Stellen
deutlich geworden, das dem Körper im spätmittelalterlichen Frankreich be-
sondere Bedeutung beigemessen wurde: In Strafriten wurde der Körper des
Verurteilten exemplarisch zerstört (vgl. S. 326-331), was von Aufständischen
wiederum exakt imitiert wurde (vgl. S. 234-237). In chronikalischen Darstel-
lungen wurde die Verstümmelung von Mordopfern genau registriert (vgl.
S. 306-308), und die soziale Infamisierung des Henkers übertrug sich auch auf
seinen Körper (vgl. S. 331-334); metaphorisch wurde sogar das ganze Reich
als ein Körper aufgefasst, der als durch Krankheit oder Wunden geschwächt
angesehen werden konnte (vgl. S. 88f. und 125). Im Folgenden sollen diese
Aspekte der Körperlichkeit wegen ihrer hohen Signifikanz in den Quellen
gebündelt in den Blick genommen werdend

211 Physische Stärke
Die Bedeutung, die körperliche Stärke für den König als Heerführer hatte,
wurde von den Zeitgenossen vor allem am Beispiel Karls V. diskutiert. Die
unbestrittenen Erfolge Karls gaben eine positive Antwort vor, obwohl der
König kaum je selbst ins Feld gezogen war: Wichtiger als die Stärke des Kör-
pers (force du corps) musste also die des Willens (force do cor/roye) sein, so über-
einstimmend Guillaume de Tignonville, Honore Bouvet, Christine de Pisan
und fean fuvenal des Ursins7 Dennoch war klar, dass zum Kämpfen körper-
liche Kraft notwendig war: Sollten für den Krieg Hilfstruppen aus dem Volk
nötig sein, so Christine de Pisan in ihrem Hure des Ros d'Armes ei de Cdeuode-
rze, seien Zimmerer und Schmiede wegen ihrer körperlichen Kraft besonders
für das Kriegshandwerk geeignet. Auch Metzger böten sich an, da sie es ge-
wohnt seien, Blut zu vergießend Bemerkenswert ist, dass Christine hier neben

' Siehe die Definition auf S. 35, sowie die Überlegungen von Hirsch, Notwendige Gewalt, S. 75-
78.
^ Siehe dazu generell die Beiträge in: Corps outrages, bes. die Wortfeldanalyse von Halleux,
Norme.
^ Bf sc fc ^brce dn corps /Mi depd:df, s; cd fc ^brce dn coMrcge per fc^Mede d serc cssenre en fonfes ses
desongnes cf CH /orf peede /orcc dd dod soH/fdv. Ditz Moraulx, Eder, Tignonvillana inedita, S. 970.
Siehe auch Bonet, Ärbre, S. 75 (111,3); Christine de Pisan, Livre des fais, Bd. 1, S. 116-122 (11,3-5);
Juvenal des Ursins, Ecrits, Bd. 1, S. 405 (Bonner OdNdccionc). Siehe dazu auch S. 93f. und 128f.
dieser Arbeit.
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