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III Orientierung
deutet die zweite Verwendung eher auf den Einflussbereich des Gegners hin,
der jemanden ,in seiner Gewalt haben' kann. Zwar bedarf auch dies militäri-
scher Mittel zur Durchsetzung, die Quellen lassen aber ein räumliches Ver-
ständnis dieses Einflussbereiches erkennen - zwei weitere Beispiele verdeut-
lichen dies: In der Darstellung Pierre Cochons warf Jean Petit 1408 dem zuvor
ermordeten Herzog von Orleans vor, dieser habe die Königin aus Paris und
somit aus dem Herrschafts- oder Einflussbereich des Königs (Zzors de szz
poiss%Hce36) bringen wollen. Auch Commynes bediente sich in seiner (wieder-
holten) Warnung vor Fürstentreffen desselben Begriffs: Es sei purer Leicht-
sinn, wenn ein Fürst sich bei einem Treffen in den Herrschaftsbereich eines
anderen und damit in dessen Gewalt (% Zzz puissance d'zuz anZtr^z) Begebe. Auch
für ponuozr lässt sich der Gebrauch in der Bedeutung als Herrschaftsgebiet'
nach weisen. 38
(4) Einen weiteren, indirekten Rückbezug auf die Ressourcen eines Fürsten
lässt die Wendung % ponuozr (etwa: ,nach Kräften') erkennen. Als ,Kraft' wird
zwar im übertragenen Sinn auch politischer Einfluss verstanden^ meistens
aber ist der Bezug zu militärischer Stärke erkennbar, etwa wenn Enguerrand
de Monstrelet die Vorbereitungen Heinrichs V. von England für dessen Inva-
sion 1415 schildert:
En Zzzyzzz dnzyneZ coizsczZyiz condnd z?n'zZ zzssczzzZzZcrozZ & tont son rot/aume
plus grzuzZ pzzrZzc de gens de gnerre z?n'zZ pozirrozZyzzzcr pour enfrer en Er%nce
ef d son pouozr contynenr ef ZrzzuczZZcr Ze rot/anmedo
[Am Ende der Beratung wurde beschlossen, dass er aus seinem gan-
zen Reich so viele Soldaten versammeln werde, wie er zahlen könne,
um nach Frankeich zu ziehen und es nach Kräften zu erobern und zu
schädigen.]
VzoZcncc
VzoZcncc hat Tobler/Lommatzsch zufolge lediglich die Bedeutungsebene Ge-
walt, Gewalttat'. Allerdings lassen sich durch die Analyse entsprechender
Belege einige Bedeutungsnuancen differenzieren.
(1) VzoZcnccs im Plural bedeuten - und dies trifft die knappe Erläuterung
durch Tobler/Lommatzsch recht genau - eine Summe von gewaltsamen Ta-
ten, die kaum näher beschrieben werden. Zur Veranschaulichung seien zwei
typische Beispiele angeführt:
36 Chronique normande de Pierre Cochon, S. 232.
37 Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 120 (11,6).
38 Dies insbesondere in der Chronique des quatre premiers Valois, S. 94; Qnani SaZZ?adZnc /c son-
&ni sccni /c roi/ & France csioii rcionrnc ei parii/, ZZ sewoni ions /es Sarrazins & son pouoir. Wei-
tere Beispiele: ebd., S. 44 und 192.
39 En onire/ireni accori ei/Zance ^n'ZZ isZc) weiroZeni a Zenr pouo/r nn/on en sa/nie eg/ise. Chronique
normande de Pierre Cochon, S. 136.
40 Monstrelet, Chronique, Bd. 3, S. 70. Weitere Beispiele: ebd., Bd. 2, S. 3 und 373; Philippe de
Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 71 (1,12).
III Orientierung
deutet die zweite Verwendung eher auf den Einflussbereich des Gegners hin,
der jemanden ,in seiner Gewalt haben' kann. Zwar bedarf auch dies militäri-
scher Mittel zur Durchsetzung, die Quellen lassen aber ein räumliches Ver-
ständnis dieses Einflussbereiches erkennen - zwei weitere Beispiele verdeut-
lichen dies: In der Darstellung Pierre Cochons warf Jean Petit 1408 dem zuvor
ermordeten Herzog von Orleans vor, dieser habe die Königin aus Paris und
somit aus dem Herrschafts- oder Einflussbereich des Königs (Zzors de szz
poiss%Hce36) bringen wollen. Auch Commynes bediente sich in seiner (wieder-
holten) Warnung vor Fürstentreffen desselben Begriffs: Es sei purer Leicht-
sinn, wenn ein Fürst sich bei einem Treffen in den Herrschaftsbereich eines
anderen und damit in dessen Gewalt (% Zzz puissance d'zuz anZtr^z) Begebe. Auch
für ponuozr lässt sich der Gebrauch in der Bedeutung als Herrschaftsgebiet'
nach weisen. 38
(4) Einen weiteren, indirekten Rückbezug auf die Ressourcen eines Fürsten
lässt die Wendung % ponuozr (etwa: ,nach Kräften') erkennen. Als ,Kraft' wird
zwar im übertragenen Sinn auch politischer Einfluss verstanden^ meistens
aber ist der Bezug zu militärischer Stärke erkennbar, etwa wenn Enguerrand
de Monstrelet die Vorbereitungen Heinrichs V. von England für dessen Inva-
sion 1415 schildert:
En Zzzyzzz dnzyneZ coizsczZyiz condnd z?n'zZ zzssczzzZzZcrozZ & tont son rot/aume
plus grzuzZ pzzrZzc de gens de gnerre z?n'zZ pozirrozZyzzzcr pour enfrer en Er%nce
ef d son pouozr contynenr ef ZrzzuczZZcr Ze rot/anmedo
[Am Ende der Beratung wurde beschlossen, dass er aus seinem gan-
zen Reich so viele Soldaten versammeln werde, wie er zahlen könne,
um nach Frankeich zu ziehen und es nach Kräften zu erobern und zu
schädigen.]
VzoZcncc
VzoZcncc hat Tobler/Lommatzsch zufolge lediglich die Bedeutungsebene Ge-
walt, Gewalttat'. Allerdings lassen sich durch die Analyse entsprechender
Belege einige Bedeutungsnuancen differenzieren.
(1) VzoZcnccs im Plural bedeuten - und dies trifft die knappe Erläuterung
durch Tobler/Lommatzsch recht genau - eine Summe von gewaltsamen Ta-
ten, die kaum näher beschrieben werden. Zur Veranschaulichung seien zwei
typische Beispiele angeführt:
36 Chronique normande de Pierre Cochon, S. 232.
37 Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 120 (11,6).
38 Dies insbesondere in der Chronique des quatre premiers Valois, S. 94; Qnani SaZZ?adZnc /c son-
&ni sccni /c roi/ & France csioii rcionrnc ei parii/, ZZ sewoni ions /es Sarrazins & son pouoir. Wei-
tere Beispiele: ebd., S. 44 und 192.
39 En onire/ireni accori ei/Zance ^n'ZZ isZc) weiroZeni a Zenr pouo/r nn/on en sa/nie eg/ise. Chronique
normande de Pierre Cochon, S. 136.
40 Monstrelet, Chronique, Bd. 3, S. 70. Weitere Beispiele: ebd., Bd. 2, S. 3 und 373; Philippe de
Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 71 (1,12).