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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0041

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40

III Orientierung

Kulturgeschichtliche Ansätze
Die CMZtMn?? h/rns führten im Mainstream der historischen Forschung v.a. seit
den 1990er fahren einerseits zur Neuperspektivierung klassischer Themen,
andererseits zur Erschließung neuer Untersuchungsfelder. Als Wegbereiter
kann hier in Bezug auf den Krieg Philippe Contamine gelten: Schon seine
Dissertation über die französische Armee von 1337 bis 1494 (1972) war in
französischer Tradition sozialhistorisch angelegt und thematisierte neben
organisatorischen und logistischen Aspekten auch die soziale Zusammenset-
zung der Heere sowie die kulturellen und zeitgeschichtlichen Hintergründe
der Kriege.^ Gebündelt legte Contamine sein Wissen dann 1980 in einem
Gesamtüberblick über den Krieg im Mittelalter vor, der neben Themen wie
Waffen, Burgen und militärischen Strategien auch den Krieg im scholas-
tischen und klerikalen Denken sowie Mut als Tugend und die ritterliche
Ethik thematisierte.^
Kaum ein Gesamtüberblick über den mittelalterlichen Krieg hat seitdem
diese sozialen und kulturellen Aspekte des Krieges ausgelassen - der Mensch
und sein Umgang mit dem Krieg rückten damit bei der Betrachtung gegen-
über technischen und strategischen Entwicklungen in den Vordergrund3"
Entsprechend ist der Ansatz des Tübinger Sonderforschungsbereichs
437 „Kriegserfahrungen. Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit" (1999-2008)
zu verstehen, der die Auswirkungen des Krieges auf den Menschen als lang-
fristigen Verarbeitungsprozess in den Blick nahmA Programmatisch sind
ebenfalls die Untertitel der 2005 und 2008 von Kagay und Villaion herausge-
gebenen Sammelbände über den Hundertjährigen Krieg (A wider
wsh?s)A die den Blick auf eines der klassischen Themen der
englischen und französischen Geschichte nicht nur geographisch (z. B. auf
Spanien und Italien), sondern auch thematisch (z. B. städtische Reaktionen
und Frauen im Krieg) erweiterten^ Ähnlich breit angelegt ist auch der zwei-
bändige Sammelband von Contamine und Guyotjeannin (1994), der den
Hundertjährigen Krieg sowie seine Wirkung auf Landbevölkerung, Städte
und Klöster in verschiedenen Regionen in breiter Perspektive untersucht.^ In
den Fokus der Forschung rückten damit kulturhistorische Fragen nach der
Dimension von Kriegsniederlagen, -legitimierungen und -graue!nA einzel-

28 Contamine, Guerre, Etat et Societe [1972]. Siehe auch Contamine, Guerre, Etat et Societe [2005].
29 Contamine, Guerre au Moyen Age.
20 Siehe z. B. Kortüm, Kriege; Prietzel, Kriegführung; Krieg im Mittelalter; Medieval warfare,
sowie die Quellensammlung von Allmand, Society. Siehe auch die entsprechenden Bände der
seit 1998 vom Schöningh-Verlag herausgegebenen Reihe „Krieg in der Geschichte", für das
Mittelalter etwa: Die Erfahrung des Krieges; Tresp, Söldner; Formen des Krieges [2007];
Prietzel, Kriegführung; Kriegsgreuel; Krieg und Christentum; Rückkehr der Condottieri;
Clauss, Kriegsniederlagen.
22 Vgl. die programmatische Einführung von Buschmann/Carl, Zugänge, bes. S. 15-21.
22 The Hundred Years War [2005]; The Hundred Years War [2008]. Siehe auch: Images de la
guerre de Cent Ans.
22 So DeVries, Hundred Years Wars, in der Einleitung.
24 La guerre, la violence et les gens.
22 Kriegsbegründungen; Kriegsgreuel; Kriegsniederlagen.
 
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