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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0068

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31 Methodik und Quellenkorpus

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spielhaft für Verfahren und Urteile gelten soüten A Das Register ist damit
kein repräsentativer Einblick in die Strafpraxis, sondern eher eine Exempel-
sammlung zur Beschreibung einer idealen Justiz.
Die bisherigen kunsthistorischen und philologischen Forschungen zu bildli-
chen und literarischen Gewaltdarstellungen haben gezeigt, dass diese Quel-
lengattungen anderen Darstellungsprinzipen zu folgen scheinen als Histori-
ographie und Traktate. Literarische Gewaltbeschreibungen etwa sind durch
eine deutlich höhere Drastik gekennzeichnet als jene der Chronistik - was
durchaus mit ihrem auch den Zeitgenossen bewussten fiktionalen Charakter
erklärt werden kartn.^ Bei bildlichen Darstellungen von Gewalt fällt auf, dass
ihr Aufbau sich stark an traditionellen Mustern orientiert, so dass etwa Ab-
bildungen von Schlachten ohne nähere Hinweise des begleitenden Textes
kaum einem spezifischen Kampf zugeordnet werden können. Zudem zeigen
sich markante Unterschiede zwischen Bildern und Texten, etwa bei der The-
matisierung von Blut. Während in historiographischen Quellen Blut eher
selten explizit erwähnt wurde, fließt davon in Miniaturen umso mehrA Eine
systematische Einbeziehung von Bildern und literarischen Werken wäre
gerade wegen der anderen Darstellungskonventionen zwar wünschenswert,
würde das zu bearbeitende Quellenkorpus jedoch auf kaum zu bewältigende
Dimensionen anwachsen lassen. Diese Arbeit beschränkt sich daher auf ein
kohärentes Quellenkorpus aus den vorgestellten Gattungen. Literarische
Werke und Miniaturen werden jedoch auf der Basis bisheriger Forschungs-
ergebnisse als , Gegenproben' exemplarisch hinzugezogen, um einzelne in-
haltliche Aspekte hervorzuheben und zu betonen.

93 Gauvard, Violence et ordre public, S. 51 f.; Gauvard, Humanistes. Siehe zum Konstruktionscha-
rakter rechtshistorischer Quellen generell: Groebner, Ungestalten, S. 45.
94 Siehe z. B. Wunderli, Guillaume d'Orange, S. 171-173. Weitere Einzelstudien: Röcke, Drohung;
Winst, Vergossenes Blut; White, Un imaginaire; Braun, Mitlachen oder Verlachen; Herberichs,
Grenze; Schnyder, Erzählte Gewalt; Brunner et al., Dulce bellum inexpertis. Siehe auch die Bei-
träge in: Violence in medieval courtly literature; Writing war; La violence dans le monde
medieval; Violence in medieval courtly literature. Siehe auch Enders, Theater. Zu sexueller
Gewalt in literarischen Werken siehe Classen, Sexual violence, sowie die Beiträge in: Violence
against women.
95 Siehe etwa Sofsky, Todesarten; Foronda, Image; Oschema, Mord; Jucker, Norm; Tammen,
Gewalt; Bousquet, Image; Raynaud, Defenses; Raynaud, Violence. Speziell zu Jean Froissart:
Ainsworth, Froissart et ses' Manuscripts; Ellena, Noblesse; Ellena, Temps; Raynaud, Langage.
Speziell zu Strafriten: Morel, Iconographie; Morel, Exclusion; Mills, Suspended animation.
Zum Motiv des Bluts siehe auch S. 370-380 dieser Arbeit.
 
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