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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0081

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1111 Voraussetzungen

Exkurs: Die Anderen - Söldner, Briganten und Bauern
Den Willen und die Eignung zum Kämpfen nahmen auch andere Kriegsteil-
nehmer für sich als Privileg in Anspruch. Auf die Kritik an exzessiver Krieg-
führung antwortete der Ritter in Alain Chartiers fiktivem Streitgespräch zu-
nächst pragmatisch-nüchtern, dann mit einem Gegenangriff: Im Krieg, wo
Kraft (/orcG-) und Eisen regierten, könne das Recht nun einmal nicht die
Oberhand haben. Wenn man aber genau hinsehe, würden die schlimmsten
Exzesse von Leuten aus dem Volk selbst begangen!^ Hier schließt sich der
Kreis: Der Krieg gehörte zur irdischen Ordnung, ihn zu führen war die Beru-
fung der Ritter. Wenn der Krieg Übel anrichtete, waren dafür die Menschen
verantwortlich^ - aus ritterlicher Sicht könnte man präzisieren: die Anderen,
denn das Rittertum bürgte in seiner Selbstsicht wegen seiner besonderen Tu-
genden und Qualitäten für die ,richtige' Kriegsführung.
Mehr als das einfache Volk gerieten hier die Söldner kritisch in den Blick.
Der andauernde Krieg hatte (nicht nur in Frankreich) einen neuen Typus des
Kriegers hervorgebracht: den Söldner. Weniger ideologisch als pragmatisch
denkend und mehr an Beute als an Ruhm interessiert, sahen Söldner den
Krieg schlichtweg als Beruf, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienten.^
Aus der adelszentrierten Sicht vieler Quellen wurden diese umso negativer
dargestellt. Söldner, so etwa Jean Froissart, hätten gelernt zu plündern, könn-
ten dies aber nun nicht mehr unterlassen und richteten daher viele Übel an A
Es sei erlaubt, hier jenseits des Fokus auf Frankreich kurz das literarische
Denkmal zu zitieren, das Franco Sacchetti in seinen TmccnfonoucHc dem be-
rühmten, in Italien tätigen Condottiere John Hawkwood setzte: Als
Hawkwood zwei Franziskaner begegneten und ihm Frieden wünschten, habe
er entgegnet, Gott möge ihnen die Almosen nehmen. Auf Nachfrage erklärte
er den erstaunten Mönchen, dass er vom Krieg lebe wie sie von den Almosen
und dass Frieden folglich sein Ende bedeuten würde A

52 Honore Bouvet und Christine de Pisan stellen die Jbnv als Fundament jeder Schlacht vor und
differenzieren sorgfältig zwischen der notwendigen körperlichen Stärke und dem noch wichti-
geren geistigen Willen: Bonet, Arbre, S. 75 (111,3); Christine de Pisan, Livre de la paix, S. 109
(11,16).
53 En gnerre, on ia Jbree esf cf regne et le Jer seignenrif, ne penf droit dominer; weis, a Men en^nerir, d sera
fronue t?Me gens de penpie et de Fas esfaf, tpd se weüenf sns sondz ie nom d'armes, sonf eonipadies de ees
dorridies exoez, et naisf d'enfre oenix dn penpie ie mai t?ni snr ie penpie redonde, per (?noi/ tonte ia
edarge n'en doif pas esfre snr /es nodies dommes. Chartier, Quadrilogue, S. 43. Ähnlich ebd., S. 36.
Vgl. auch Le songe du Vergier, Bd. 1, S. 240 (I,CXL).
54 Laennec, Christine, Bd. 2, S. 24 (1,2), (siehe auch Christine de Pisan, Book of Fayttes, S. 14;
Christine de Pisan, Book of deeds, S. 9f.), Textzitat auf S. 123, Anm. 9.
55 Keen, Chivalry, Nobility, S. 44f.; Rückkehr der Condottieri; Fowler, Great Companies. Zur
Bedeutung von Beute für die Kriegsführung siehe Jucker, Butin; Jucker, Plünderung.
55 Ce gens de eowpagnes t?ni auoienf apris a piiiier et a roder et t?ni ne s'en sauoienf adsfenir,/isenf en eede
saison frop de manfs ens on roi/anme de Eranee. Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 8/2, S. 214
(1,769); ähnlich auch ebd., Bd. 7, S. 154f. (1,627). Zum schlechten Ruf der Söldner siehe auch
Rüther, Gewalt; Fowler, Great Companies, S. 154f.; Jamme, Soudoyers, S. 158f.
52 Dio ui di<a> paee - / E tyneffi sndifo risponde; / - Dio ui foiga ia uosfra eiewosina -. / Ei^Ni, ^nasi
spauenfafi, dissono; / - Signore, perede ei dife uoi eosi? - / Disse wesser Giouanni; / - Anzi, uoi, perede
dife uoi eosi a me? - / Dissono i / - Noi credeuamo dire dene - / E wesser Giouanni rispose; /- Cowe
eredefe dir dene, ede uenife a me e dife ede Dio wiA^ö worir dijä^e? Non sapefe uoi ede io uiuo di
 
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